Wie gelangen die Frauen ins Frauenhaus?

Von links: Rosemarie Thiel, Jennifer Metze, Saida Hashemi, Sevgi Idil Dagdelen, Andrea Laus, Ute Pfaff-Hamann, Caroline Kargl, Sophie Hain; auf dem Bild fehlen Amelie Greschner und Swantje Ganecki.

Hanau
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Wieviel Plätze stehen hilfesuchenden Frauen im Frauenhaus zur Verfügung? Wie gelangen die Frauen ins Frauenhaus?



Wie lange verbleiben Frauen mit ihren Kinder dort? Gibt es Hilfestellen und Therapien für Männer, den Gewaltkreislauf zu durchbrechen? Diese und viele weitere Fragen beantworteten die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Andrea Laus und Swantje Ganecki den acht Frauen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Hanau (AsF Hanau). Das Frauenhaus Hanau ist Zufluchtsort für Frauen, die zuhause Gewalt erleben und sich davor schützen wollen. Daneben gibt es vom Trägerverein Frauen helfen Frauen e.V. auch eine Fachberatungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt in der Eberhardstraße 3 in Hanau, an die sich alle ratsuchenden Frauen, Angehörige, Freund*innen und Mitarbeitende aus Institutionen wenden können. Die Beratung ist kostenlos und auf Wunsch anonym. (www.frauenberatung-hanau.de).

Während des Aufenthalts im Frauenhaus werden die Frauen professionell und einfühlsam begleitet. Kinder erhalten eine pädagogische Betreuung. Das Haus verfügt über 24 Plätze in 11 Zimmern. Leider reichen diese nicht aus, den Bedarf zu decken. In der Regel wird jedoch nach intensiver (z.T. bundesweiter) Suche ein Platz gefunden. Eine Unterbringung wohnortfern sei in vielen Fällen geboten, um einen Schutz vor dem gewalttätigen Partner zu ermöglichen und damit den Kontakt und weitere Gewalt zu verhindern. Leider, das belegen die Zahlen zu Tötungsversuchen und -delikten, gelingt dies nicht immer. Jeden dritten Tag stirbt eine Frau. Risiken stellen u.a. Begegnungen und auch Umgangsregelungen im Zuge gerichtlicher Entscheidungen bezüglich der Kinder dar. Eine klarere gesetzliche Regelung könnte helfen. Wer häusliche Gewalt ausübt, hat nach Auffassung der Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und der AsF Hanau dieses Recht verwirkt.

Laus und Ganecki schilderten sehr eindrucksvoll, wie sich das Leben im Frauenhaus gestaltet, welche Angebote es für Kinder gibt und wie schwierig es ist, dass die Frauen eine Wohnung finden, auch wenn z.B. Baugesellschaften im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen zu helfen. Durch den Wohnungsmangel entstehen oft lange Verbleibzeiten in den Frauenhäusern, was wiederum den Platzmangel verschärft. Der Schutz von Frauen, die aus allen gesellschaftlichen und Einkommensschichten, Nationalitäten, Religionen etc. kommen, muss noch offensiver als bisher angegangen werden: Prävention, Hinsehen und Helfen.

Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der kostenfreien Nummer 08000 116 016 leistet Erst- und Krisenunterstützung. Bei Gewalt gegen Frauen gibt es an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden Rat und Hilfe, anonym und barrierefrei. Die Einrichtung verfügt sowohl über Dolmetscher*innen (18 Sprachen), als auch Kenntnisse der Hilfesysteme vor Ort und ist damit eine wichtige Einrichtung, hilfesuchenden Frauen den Weg aus der Gewalt aufzuzeigen und sie in die Netzwerke weiterzuleiten. Wichtig ist jedoch auch, im Vorfeld von Gewalt (gleich ob körperliche und seelische), Sexismus im Alltag entgegenzutreten, aufmerksam durch das Leben zu gehen und durch eine gemeinsame Haltung zu einem gesellschaftlichem Bewusstsein beizutragen.

Hierzu zählt u.a. das Wissen um die Auswirkungen Häuslicher Gewalt auf Kinder und Jugendliche: sie leiden gleichermaßen als direkt von Gewalt Betroffene und auch als diejenigen, die Gewalt an der Mutter miterleben. Was kann und sollte noch getan werden? Helfen würden auch mehr Therapie-, Beratungs- und Selbsthilfe-Angebote für gewalttätige Partner, eine ständig aktualisierte Übersicht der Akteur*innen im Hilfenetzwerk gegen Gewalt an Frauen und ihren Kindern und regelmäẞige Fortbildungen für alle Akteur*innen im Hilfesystem, auch für Richter*innen.

Ein wachsendes Problem stellt laut den Vertreterinnen des Frauenhauses Hanau der Personalmangel in den Frauenhäusern dar. Der Generationswechsel und zu wenig Menschen, die die sozialen Berufe erlernen, sind zwei seit langem bekannte Gründe. Die Bezahlung ist es i.d.R. nicht, sie richtet sich nach geltenden Tarifen. Aktuell möchte das Frauenhaus Hanau eine Teilzeitstelle besetzen. Interessierte können sich gerne bewerben (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Caroline Kargl, Vorsitzende der AsF Hanau, sagt dem Frauenhaus weitere Unterstützung zu und dankt den Vertreterinnen des Frauenhauses im Namen der SPD-Frauen für ihr Engagement im Frauenhaus selbst, der Begleitung der Frauen bei ihrer weiteren Lebensplanung und auch für ihr vernetztes Arbeiten u.a. mit Behörden, Schulen, Polizei, anderen Beratungsstellen des Hilfesystems und in überregionalen Arbeitskreisen.

„Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem und auch nur zu beseitigen, wenn in allen Lebensbereichen Geschlechtergerechtigkeit, Wertschätzung und Respekt als Grundhaltungen gelebt werden, beginnend in den Kitas, über Schulen, Arbeitswelt, Familie, Freizeit und Politik“, bekräftigen die SPD-Frauen. Die AsF ruft Frauen und Männer auf, an den zahlreichen Veranstaltungen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der jährlich am 25. November stattfindet, teilzunehmen, z.B. bei "Orange the World" vor der Alten Johanneskirche (AJOKI) in Hanau, um 18 Uhr und dadurch zu zeigen: "Wir verurteilen Gewalt und sagen NEIN zu Gewalt an Frauen!"

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Von links: Rosemarie Thiel, Jennifer Metze, Saida Hashemi, Sevgi Idil Dagdelen, Andrea Laus, Ute Pfaff-Hamann, Caroline Kargl, Sophie Hain; auf dem Bild fehlen Amelie Greschner und Swantje Ganecki.


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