Hanau: Zahl der muslimischen Bestattungen verfünffacht

Auf dem Hanauer Hauptfriedhof ist seit mehr als 20 Jahren eine Bestattung nach islamischen Regeln möglich. Das Gräberfeld ist nach Mekka ausgerichtet, überdies sind unter anderem eine rituelle Waschung sowie die Beerdigung im Tuch möglich. Copyright: Stadt Hanau / Moritz Göbel

Hanau
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Der Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS), der auch für die Verwaltung der städtischen Friedhöfe verantwortlich zeichnet, hat die Bestattungsstatistiken des Jahres 2022 ausgewertet. Ein seit zehn Jahren anhaltender Trend hat sich dabei erneut bestätigt: „Im Vergleich zum Jahr 2012 hat sich die Zahl der muslimischen Bestattungen konstant erhöht und insgesamt verfünffacht“, sagt Stadtrat Thomas Morlock (FDP).



54 der insgesamt 450 Bestattungen des vergangenen Jahres auf dem Hauptfriedhof wurden nach islamischer Tradition durchgeführt - eine beachtliche Zahl. Denn: Ein Großteil der in Deutschland lebenden Muslime lässt sich auch weiterhin im Land ihrer Vorfahren beerdigen. "Vor diesem Hintergrund sehen wir es als ein positives Zeichen für Integration an, dass sich zunehmend mehr Menschen mit der Stadt Hanau als ihre Heimat identifizieren und entsprechend als letzte Ruhestätte wählen", betont Thomas Morlock.

Auch Behlül Yilmaz, Vorsitzender des Muslimischen Arbeitskreises Hanau (MAH) und Muslimischer Seelsorger und Notfallseelsorger, bestätigt dies: "Es ist in der Tat ein Zeichen der Integration, wenn immer mehr Muslime ihre letzte Ruhestätte in Hanau wählen, statt in den Herkunftsländern der Familien. Insbesondere Familien ab der zweiten und dritten Generation fühlen sich in Hanau heimisch, deswegen wollen Sie sich auch sowohl sich als auch ihre Angehörige hier in ihrer Heimat bestatten lassen." Gleichzeitig gibt es laut Yilmaz auch ein großes Interesse seitens nicht in Hanau wohnender Muslime, sich in Hanau beisetzen zu lassen. "Dies liegt insbesondere daran, dass am Hanauer Hauptfriedhof eine Bestattung nach islamischen Regeln möglich ist. So können die Angehörigen ihren Verstorbenen in angemessener Form ihre letzte Ehre erweisen und haben die Möglichkeit, diese zu besuchen und ihr Andenken zu wahren", so der MAH-Vorsitzende.

Um muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern eine solche Bestattungsform zu ermöglichen, hat HIS in engem und konstruktiven Austausch mit dem MAH über Jahrzehnte entsprechende Strukturen geschaffen. Bereits seit 2001 sind muslimische Bestattungen am Hanauer Hauptfriedhof möglich. Hierzu wurde zunächst ein muslimisches Gräberfeld am Hauptfriedhof eingerichtet, innerhalb dessen die Grabstätten entsprechend muslimischer Bestattungsriten in Richtung Mekka ausgerichtet werden können. In den folgenden Jahren wurden dann die Angebote stetig erweitert. "Im Jahr 2013 wurde seitens der Landesregierung eine Gesetzesänderung beschlossen, die es erlaubt, Menschen in einem Tuch zu beerdigen – eine klassische Tradition des Islam. Wir haben uns anschließend in einen intensiven Austausch mit verschiedenen Fachämtern begeben, um den Bürgerinnen und Bürgern diese Bestattungsform so schnell wie möglich anbieten zu können. Am Ende waren wir im Jahr 2013 die erste hessische Kommune, in der eine solche Bestattung durchgeführt wurde", erklärt Alexandra Kinski, Leiterin der Abteilung Friedhöfe und Krematorium.

Weiterhin wurde am Hauptfriedhof ein spezieller Waschraum eingerichtet, in dem eine rituelle Waschung des Leichnams durchgeführt werden kann. "Auch existiert ein sogenannter Musallā-Stein, auf den Verstorbene vor der Beerdigung gelegt werden", so Kinski weiter. Dank der jahrzehntelangen Erfahrung steht die Fachabteilung Friedhöfe und Krematorium Interessierten beratend zur Seite. "Für diverse Riten müssen spezielle Formulare ausgefüllt und Anträge gestellt werden. Ein solcher Verwaltungsakt ist für die Trauernden natürlich eine zusätzliche Belastung. Daher übernehmen wir in der Regel, nachdem alle relevanten Dokumente ausgefüllt wurden, die weitere Absprache mit dem Gesundheitsamt. So nehmen wir den Angehörigen zumindest einen Teil der Arbeit ab", betont Kinski.

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Auf dem Hanauer Hauptfriedhof ist seit mehr als 20 Jahren eine Bestattung nach islamischen Regeln möglich. Das Gräberfeld ist nach Mekka ausgerichtet, überdies sind unter anderem eine rituelle Waschung sowie die Beerdigung im Tuch möglich. Copyright: Stadt Hanau / Moritz Göbel


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