Hanau: Ehemaliger Wirtschaftsdezernent Piesold rechnet mit Stadtentwicklung ab

Hanau
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„Auch, wenn man es schon länger befürchtete, ist die nun beschlossene Schließung des Kaufhofes in Hanau eine Katastrophe für die Hanauer Innenstadt“, stellt der ehemalige Wirtschaftsdezernent der Stadt Hanau und jetzige ehrenamtliche Kreisbeigeordnete, Dr. Ralf-Rainer Piesold (FDP), fest.



"Es ist aber nicht nur ein Problem, dass die Innenstadt Hanau betrifft, sondern hat auch Auswirkungen auf die Stadtteile und den gesamten Main-Kinzig-Kreis, da die Stadt Hanau als Einkaufsstandort immer mehr an Bedeutung verliert. Allein die Tatsache, dass der Kaufhof in Aschaffenburg nicht schließen muss, lässt befürchten, dass sich immer mehr Menschen in Richtung der bayrischen Nachbarschaftsstadt orientieren. In Hanau kann man leider wieder sehen, wie ein Strukturwandel nicht richtig bewältigt wird. Schon in den 70er Jahren hatte es in Hanau bei dem Wandel von der industriellen Wirtschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft immense Schwierigkeiten gegeben. Hoffentlich wiederholt sich die Geschichte nicht mehr“, erinnert Dr. Piesold.

Aktuell sei Hanau nicht nur von der Schließung des Kaufhofs betroffen, auch zahlreiche andere Einzelhändler würden ebenfalls die Innenstadt verlassen. "Deshalb ist die Schließung des Kaufhofs nur der größte Einschlag, der leider von vielen anderen begleitet wird. Neben den allgemeinen Ursachen, wie die Stärkung des Online-Handels, gibt es aber auch hausgemachte Probleme", weiß Dr. Piesold und verweist erneut auf die unterfränkische Stadt.

Für Piesold hat man in Hanau die Erfolge, die durch den Stadtumbau mittels des wettbewerblichen Dialoges entstanden sind, nur bedingt fortgesetzt: "Leider ist auch das positive Image, dass man mit der Marke Brüder-Grimm Stadt erzielt hat, inzwischen verblasst. Was jedoch noch drastischer ist, ist die Tatsache, dass falsche Lösungsansätze zur Innenstadt angewendet werden. Die Stadt Hanau hat immer wieder mit teureren städtischen Leistungen versucht, die Entwicklung zu kaschieren. Entweder sind teure städtische Aufgaben, wie z.B. der übergroße Stadtladen am Kurt-Blaum-Platz oder die Bibliothek aufgebaut worden oder es sind einfach 'schöne' Läden finanziert worden, um die 'Stadt aufzuladen'. Beides funktioniert aber nur bedingt, weil Dienstleistungen der öffentlichen Hand, nun mal nicht den gleichen Sog für die Innenstadtbelebung entwickeln, wie es ein gut erreichbares Gastronomie- und Handelsangebot vermag, wie beispielsweise ein Wochenmarkt. Hier befruchten sich die spezialisierten Wettbewerber gegenseitig, was er zu einer Belebung des Marktes führt."

Weiterhin habe auch die unverständliche Verkehrspolitik eher dazu geführt, dass die Menschen Hanau eher meiden als suchen. „Mit Pollern und künstlichen Schlaglöchern kann man kaum die Kundenfrequenz in Hanau erhöhen“, meint der ehemalige Vorsitzende der FDP Hanau, Dr. Piesold. „Hier wäre es wahrscheinlich besser gewesen, sich zur Entwicklung der Verkehrsströme bessere externe Beratung einzuholen, als auf Konzepte zu setzen, die am Ende ein Gesamtkonzept vermissen lassen.“

Mit Blick auf die Schließung des Kaufhofs bahne sich nun wieder eine falsche Entwicklung an: "Wenn man in Hanau glaubt, man kann auch das Gebäude mit städtischen Aufgaben füllen, ist man auf dem falschen Weg. Vielmehr sollte hier – ähnlich wie bei einem wettbewerblichen Dialog – eine Stadtentwicklung angestoßen werden, die langfristig tragbar und nachhaltig ist."

Dr. Piesold verweist auf Konzepte, wie die Umnutzung der innerstädtischen Hertie-Immobilie in Lünen (Nordrhein-Westfalen): „Lünen beispielsweise hat eine mit Hanau vergleichbare Struktur und die in der Hanauer Stadtpolitik beliebte öffentliche Beteiligung kam auch in Lünen nicht zu kurz. Das alte Kaufhaus in Lünen wurde in Form eines Vorzeigeprojektes mit gemischter Nutzung den tatsächlichen Bedarfen der Bürgerinnen und Bürgern angepasst. Hier kann auch Hanau mal einen Blick über den Tellerrand werfen und wie in Lünen die lokalen Einzelhändler einbinden, statt sich erneut großen überregionalen Ketten anzudienen. Beispiele wie dieses gibt es viele. Ob die Kaufhof-Immobilie in Hanau dazu in städtischen Besitz genommen werden sollte, kann nur dann beantwortet werden, wenn man sich entschieden hat, wohin die Reise mit diesem Areal geht.“

„Mit einem zukunftsfähigen Konzept für das Areal und weitere Teile der Innenstadt, könnte die Kaufhof-Immobilie sogar als Initialzündung für eine kluge Stadtentwicklung genutzt werden. Dabei muss man aber ebenso kreativ sein, wie im Jahr 2008 beim wettbewerblichen Dialog oder etwas später bei der Projektentwicklung zur Konversion der amerikanischen Kasernen,“ ergänzt Dr. Piesold.

„Leider vermisse ich diesen Spirit bisher bei den heute verantwortlichen Politikern in Hanau", bedauert Dr. Piesold und hofft nun, dass der neue politische Mut und neue politische Ideen in Hanau Einzug halten.


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