Christel Sippel verabschiedet sich aus Hanau

Hanau
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Mit einem feierlichen Gottesdienst und anschließendem „Get-together“ vor der Marienkirche verabschiedete die Stadtkirchengemeinde Hanau die langjährige Leiterin der Ev. Kita Marienkirche und Vorsitzende des Kirchenvorstands, Christel Sippel.



Der Gottesdienst, der bis auf den letzten Platz besetzt war, wurde unter anderem musikalisch gestaltet vom Kinderchor der Kita. So kamen in der Kirche die verschiedenen Generationen – Kinder, junge Eltern, ehemalige Kita-Kinder und langjährige Wegbegleiter - zusammen, um Christel Sippel für ihr mannigfaches Engagement in Kita, Kirche und Stadt zu danken.  

Wie vielfältig und weitreichend Sippels Wirken sich in über 40 Hanauer Jahren gestaltete, machten die Grußworte deutlich: Die stellvertretende Dekanin des Kirchenkreises Hanau, Pfarrerin Ines Fetzer, sprach Christel Sippel Dank und Anerkennung für ihre Arbeit in der Kreissynode und zuletzt im Kirchenkreisvorstand aus. Pfarrerin Kerstin Schröder würdigte die Verdienste Sippels für die Stadtkirchengemeinde, Pfarrer Dr. Merten Rabenau sprach für die Arbeitsgemeinschaft der Kitas in konfessioneller Trägerschaft. Nicht zuletzt dankte Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck im Namen der Stadt und auch persönlich für Sippels Einsatz in diversen Gremien und Ausschüssen. Sippel sei eine anerkannte und wertgeschätzte Persönlichkeit, so Funck, deren Focus in allen Funktionen auf dem „Wohl der Kinder“ lag. Folgender Satz wird Sippel nachgesagt: „Kinder lenken nicht von der Arbeit, Kinder sind die wichtigste Arbeit.“ Mit dieser Haltung legte die Kita-Leiterin schon mal den Telefonhörer beiseite und unterbrach ein Gespräch, um ein Kind zu trösten, wusste Pfarrer Rabenau aus eigener Erfahrung zu berichten. Er betonte die Bedeutung Sippels als zentrale Ansprechpartnerin und Vermittlerin zwischen den konfessionellen Kitas und der Stadt Hanau.  

Aus ihrem Glauben heraus stellt Christel Sippel die Menschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Diesen „diakonischen Blick“, wie Dekanin Fetzer es nannte, habe Sippel im Vorstand der Jugendwerkstatt Hanau und im Verwaltungsrat der Diakonie der Landeskirche eingebracht. Die Dekanin ehrte Christel Sippel für ihr langjähriges Engagement mit dem Kronenkreuz in Gold der Diakonie Deutschlands.  

„Du hast dich auch in schwierigen Zeiten eingesetzt und es immer wieder verstanden, den oft eng gesteckten Rahmen für die Kinder zu nutzen“, betonte Pfarrerin Schröder in ihrer Dankesrede. Sie hob das ungewöhnliche Arbeitspensum hervor, das Christel Sippel auszeichnete. Auch wenn Sippel früh morgens die Erste in der Kita war, leitete sie dennoch strukturiert und konzentriert bis spät abends die Sitzungen des Kirchenvorstands. Hinzu kam, das wurde in fast allen Reden betont, Sippels enorme Expertise, eine große Portion Durchhaltevermögen und ihr strukturiertes Denken.  

Durchhaltevermögen bewies Sippel bereits als Jugendliche. Nach ihrem Schulabschluss begann sie 1971 ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin in Hünfeld. Aus dem Kreis Hersfeld kommend, nahm sie eine lange Anfahrt in Kauf. „Einen Schulbesuch in einem anderen Kreis, das gab es damals einfach nicht, erzählte sie vor der Verabschiedung im August in ihrem Büro. Nach zwei Jahren Tätigkeit als Kinderpflegerin in Birstein, besuchte Sippel das Fröbel-Seminar in Kassel. Während des Berufspraktikums an der Kreuzkirche 1978 freundete sie sich mit Hanau an und hielt weiterhin den Kontakt zur Stadt am Main, als sie sich in der Rhön drei Jahre lang zur Gymnastiklehrerin weiterbildete. Die ausgebildete Kinderpflegerin und Pädagogin begann am 15. Oktober 1982 ihren Dienst im Hort der Marienkirche. „Es war damals eine zweigruppige Einrichtung mit 42 Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahre. Der Hort hatte keinen guten Ruf, aber das erfuhr ich erst später.“ Solche Zustände wollte Sippel nicht lange hinnehmen. Sie suchte das Gespräch mit den Verantwortlichen und übernahm 1984/85 kommissarisch die Leitung der Einrichtung. Bereits in dieser Zeit begann sie sich berufspolitisch zu engagieren und zu vernetzen, nahm Kontakt zu Arbeitskreisen auf. Als 1989 die Landeskirche den Beschluss fasste, Krippenplätze einzurichten, war die Kita der Marienkirche die erste Kita, die im Modellversuch Kinder unter drei Jahren aufnahm. Das Modell startete 1992/ 93, als die Kita mit nun 75 Kindern in vier Gruppen in einen nagelneuen Ersatzneubau in der Nussallee einziehen konnte. Als Leiterin der Kita ist Sippel bereits seit 1983 im Kirchenvorstand, aktuell hat sie das Amt der Vorsitzenden des Kirchenvorstands inne.  

Christel Sippel verstand sich als eine Verbindungsfunktion zwischen Stadt, Kirche und Eltern. Sie tat dies ehrenamtlich im Vorstand in enger Zusammenarbeit beispielsweise mit Sprungbrett Familien- und Jugendhilfe e. V., Pilot und Jugendwerkstatt oder im Jugendhilfeausschuss der Stadt Hanau. Doch ihr Herzensprojekt ist und bleibt die Kita Marienkirche, die sie als ein wohlgeordnetes Haus verlassen wird. Christel Sippel wird auf den Bauernhof ihrer Familie ziehen. Dort warten viele neue Aufgaben auf sie, aber auch Zeit für sie selbst. Christel Sippel, die eine große Arbeitsethik ebenso auszeichnet wie ein tiefer Glaube, der sie überall dort wirken lässt, wo Gott sie hingestellt hat. 

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