Nächster Schritt zur Wiederbelebung der Kanzlei

Von links: Martin Hoppe und Nicole Harth vom FB4, Martin Bieberle und Luis Kannengießer von der HMG. Quelle: Stadt Hanau/Moritz Göbel

Hanau
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„Der KunstkaufLADEN Tacheles und das Areal rund um die Kanzlei am Schlossplatz stehen sinnbildlich dafür, dass wir Stadtentwicklung neu denken und bei der Weiterentwicklung unserer Innenstadt neue Wege gehen“, sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).



Umso mehr freut er sich, dass die beiden Erfolgsprojekte jetzt zusammenwachsen: Vor wenigen Tagen ist im historischen Kanzlei-Gebäude ein offenes Atelier für Künstlerinnen und Künstler eröffnet worden, das aus dem Tacheles-Netzwerk entstanden ist. Betreut wird es von der Hanau Marketing GmbH (HMG), die den KunstkaufLADEN an der Nürnberger Straße im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms Hanau aufLADEN initiiert hat und das Areal am Schlossplatz für neue Stadtentwicklungskonzepte nutzt.

Im ersten Obergeschoss der Kanzlei, die bis zum Umzug ins Kulturforum unter anderem die Stadtbibliothek beheimatete, ist ein großzügiger, lichtdurchfluteter Raum entstanden, der für kreative Schaffensprozesse und Ausstellungen genutzt werden kann. "Wir stellen einen dynamischen Freiraum zur Verfügung, der von Vereinen, Künstlergruppen, Schulklassen und Einzelpersonen nach vorheriger Anmeldung kostenfrei genutzt werden kann", erläutert Luis Kannengießer von der HMG, der das Projekt betreut. Arbeitsmaterialien wie Staffeleien oder Tische stehen zur Verfügung und können von den Teilnehmenden genutzt werden. An den großen Arbeitsraum schließt sich ein historischer Gewölberaum an, der künftig für kleine Ausstellungen und Präsentationen genutzt werden kann.

"Wir haben in den vergangenen Jahren im Fronhof viele Dinge ausprobiert, die für Hanau neu waren und ein kunstinteressiertes Klientel ansprechen, zum Beispiel die Märkte mit der Zeichenakademie oder den Nachtbummel. Neben der ‚Wirtschaft im Hof‘ und dem Urban Gardening-Projekt ist der öffentliche Raum gerade im Sommer ein neuer Aufenthaltsort", blickt HMG-Geschäftsführer Martin Bieberle zurück. Und mit dem KunstKaufLADEN Tacheles habe die HMG 2021 eine neue Kunst-Bewegung in der Stadt initiiert, die in diversen Projekten in der Innenstadt gemündet sei, zum Beispiel die Gestaltung der Fassade des Parkhauses Am Forum oder das Groß-Kunstwerk auf dem Belag der Salzstraße. "All diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, den öffentlichen Raum aufzuwerten. Das wollen wir definitiv fortsetzen", so Bieberle.

Die HMG arbeitet dabei eng mit dem Fachbereich Kultur der Stadt Hanau zusammen. Dessen Leiter Martin Hoppe sagt: "Mit dem Tacheles haben wir neue Facetten in die Kunst-Landschaft der Stadt gebracht - und insbesondere die Graffiti-Kunst aus der vermeintlichen ‚Schmuddelecke‘ geholt." Das Atelier am Schlossplatz werde ebenso wie das Kreativ-Quartier rund um den Hafenplatz zu einer weiteren Belebung führen, ist sich Hoppe sicher. Das Künstlerkollektiv "Atelier Fluchtpunkt" wird künftig seinen Zeichentreff mittwochs von 16 bis 19 Uhr in der Kanzlei anbieten. Nicole Harth von der Soziokultur freut sich über das neue Domizil für junge Kunstschaffende und sieht hier tolle Kooperationsmöglichkeiten. Den Probebetrieb des neuen Ateliers haben auch Teile der Künstlergruppen "Art 13" und "Pupille" genutzt.

Die historische Kanzlei am Schlossplatz steht seit der Eröffnung des Kulturforums auf dem Freiheitsplatz und dem damit verbundenen Umzug der bisherigen Nutzer (Stadtbibliothek, Hanauer Geschichtsverein, Stadtarchiv und Wetterauische Gesellschaft) weitgehend leer. Die im Rahmen des Wettbewerblichen Dialogs sowie eines späteren Realisierungswettbewerbs geplanten Umnutzungen konnten nicht realisiert werden. Die Hanauer Stadtverordnetenversammlung entschied deshalb Anfang dieses Jahres, dass die Kanzlei als öffentlicher Treffpunkt wiederbelebt und peu-à-peu instandgesetzt werden soll. Unter der Dachmarke "Alte Kanzlei Hanau" sollen dabei die im angrenzenden Fronhof erfolgreich erprobten Nutzungen auch in das zwischen 1685 bis 1691 erbaute Gebäude übertragen werden. Erster Schritt war die Eröffnung der "Kanzlei-Kneipe" im Erdgeschoss, die seit Frühjahr für neue Veranstaltungsformate wie "Kneipen-Bingo" oder Kinovorführungen und für Privat-Feiern genutzt wird. Die Eröffnung des "Ateliers Alte Kanzlei" ist nun der nächste Schritt, mit dem Gebäude neues Leben eingehaucht werden soll.

"Wir setzen auf eine robuste Raumgestaltung, bei der Unvollkommenheit geradezu erwünscht ist. Wir gehen lernend und teils provisorisch daran, in aller Ruhe interessante Räume zu gestalten", beschreibt Hanaus Oberbürgermeister das Vorgehen, das er für ihn "einen neuen Ansatz in der Stadtentwicklung" darstellt: "Bei der Entwicklung der Kanzlei gehen wir äußerst behutsam vor. Wir wollen den finanziellen Aufwand bewusst geringhalten, Historisches bewahren und Vorhandenes im Sinne der Nachhaltigkeit weiternutzen."

Interessierte, die das Atelier nutzen wollen, können sich per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden.

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Von links: Martin Hoppe und Nicole Harth vom FB4, Martin Bieberle und Luis Kannengießer von der HMG. Quelle: Stadt Hanau/Moritz Göbel


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