Lara und Lia strahlen, denn „Patita“ ist da. Das ist der Name, den sie ihrer Familienpatin gegeben haben, da sie sich mit der Aussprache des Vornamens etwas schwer tun.
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Dafür klappt es aber super, gemeinsam auf dem Spielplatz die große Rutsche herunter zu rutschen. Die ehrenamtliche Familienpatin kommt einmal in der Woche zur Familie, um ihr Zeit zu schenken und zu entlasten. Organisiert, vermittelt und begleitet von der Schwangerschafts- und Familienberatung SkF e.V. Hanau sind Familienpatinnen schon seit mehr als 10 Jahren für Familien mit Kindern bis 3 Jahre aktiv. Die teilnehmenden Familien (Namen geändert) möchten von ihren Erfahrungen berichten, um auf dieses Angebot aufmerksam zu machen.
Für die Mütter bedeutet die Anwesenheit der Patin, einfach einmal durchatmen zu können im intensiven Alltag mit kleinen Kindern, den sie aufgrund ihrer privaten Situation oft ohne Hilfe stemmen müssen. Frau Elmas freut sich „ein paar Stunden zur Erholung zu haben oder die Gelegenheit Dinge in Ruhe zu erledigen,“ während die Patin mit den Kindern auf dem Spielplatz ist. Für Frau Kurt ist es am schönsten, wenn die Patin mit ihr zusammen mit den Kindern spielt und bastelt und gleichzeitig Gelegenheit ist, sich über allerlei Themen auszutauschen. Sie erlebt die Patin als Frau, „mit der ich über alles reden kann und die mir zuhört. Wir sprechen über Alltagsprobleme und Sorgen, über die Kinder aber auch über Mode, Urlaub und Wünsche, die ich noch habe.“ Ihre Patin hat sie auch schon bei Arztbesuchen begleitet. Die Eltern entscheiden selbst, wo ihnen die Unterstützung der Patin am wichtigsten ist. Frau Berk schätzt ganz besonders „die Entlastung und die Zuverlässigkeit“.
Kleine Highlights gibt es auch wie einen gemeinsamen Besuch im Puppenmuseum oder im Sommer Eis essen zu gehen. Für Pia war es etwas ganz Besonderes einen Mittag ganz alleine mit ihrer Patin zu verbringen, ohne die beiden Geschwister, die sonst dabei waren, eben nur „du und ich alleine.“ Wenn man die Kinder fragt, was sie denn besonders mögen, ist es, dass ihre Patin mit ihnen „auf den Spielplatz geht oder mit der Schere schneidet“. Sie finden es toll, dass die Patin so geduldig ist und „superlieb“ und sie zum Lachen bringt. Den Müttern fällt auf, dass die Patin den Kindern hilft, sich etwas zuzutrauen, keine Angst zu haben und auch wichtig ist für die Sprachentwicklung. Ada nennt ihre Patin „Auf der Mauer“, weil „Auf der Mauer auf der Lauer“ ihr gemeinsames Lieblingslied ist.
Nicht nur für die beteiligten Familien ist die Patenschaft ein Gewinn, auch die Patinnen nehmen viel mit. Frau Becker, die seit drei Jahren Familienpatin ist, beschreibt ihren Einsatz so: „Ich lerne unterschiedliche Lebensentwürfe und Kulturen kennen, verlasse die eigene Blase und erweitere meinen Horizont. So manche eigene Probleme werden relativiert und das bisher als selbstverständlich Angenommene bewusster geschätzt.“ Sie erlebt ihre Familie als „sehr authentisch, offen und herzlich.“
Für Frau Wagner war es etwas ganz Besonderes, die Mutter „ihrer“ Familie nach der Geburt des dritten Kindes vom Krankenhaus abzuholen und das Gefühl zu haben, helfen zu können, wo keine anderen Personen aus der Familie zur Verfügung stehen. Sie schätzt „an der Familie das Vertrauen, das sie mir entgegenbringt. Sie gewährt mir Einblick in ihre Lebenssituation und vertraut mir ihre Kinder an, das ist nicht selbstverständlich.“ Frau Meder bewundert die Familien dafür, dass sie aus ihrer manchmal schwierigen Lage das Beste machen, damit auch gut umgehen können und das Bestreben haben weiterzukommen durch Schule, Ausbildung oder Arbeit. Für sie ist jedes Treffen ein schönes Erlebnis, wenn die Kinder auf sie warten, sich freuen, wenn sie da ist und ihr ein Lachen schenken.
Als Motivation nennen die Patinnen, einfach für die Kinder und ihre Mütter da sein zu können und ganz kleine, vermeintlich unbedeutende Dinge zu bewirken, mit denen Entwicklungen auf den Weg gebracht werden. Und vor allem: „Ich kann etwas Gutes für die Gesellschaft tun.“ Für die Patinnen ist es hilfreich, dass sie von den Sozialpädagoginnen des SkF geschult und begleitet werden. Auch der Austausch mit anderen Patinnen bei gemeinsamen Treffen bereichert ihr Engagement.
Es gibt noch Familien in Hanau, die sich eine Familienpatin wünschen. Wer sich die Übernahme einer solchen Aufgabe vorstellen kann, erhält mehr Informationen bei der Schwangerschafts- und Familienberatung SkF e.V. Hanau: Tel: 06181 364500 oder auf der Website www.skf-hanau.de.