Hellenbach: Neue Situation für den Biber

Steinheim
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Die städtische Naturschutzbehörde hat im Steinheimer Hellenbach ein Drainagerohr verlegt, um an dieser Stelle einem dort fleißigen Biber den nächtlichen Dammbau zu verleiden.



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Durch den Biberdamm wurde in den vergangenen regenreichen Wochen der Hellenbach aufgestaut und die Wiesen im Tal überschwemmt. Damit waren mehrere Landwirte und ein Modellflugclub daran gehindert, im überschwemmten Hellental die Wiesenflächen zu nutzen. Zudem war auf dem teils überfluteten Weg am Hellenhang kein durchgängiger Fuß- und Radverkehr zwischen Klein-Auheimer Fasanerie und Steinheimer Kneippanlage möglich. Dank der Drainage ist der Weg nun wieder frei.

"Täglich den Biberdamm im Hellenbach um rund 20 Zentimeter abzutragen, half nichts, weil der Biber nachts immer wieder aus Ästen und Schlamm den Damm erneuert hat", erklärt Dieter Zuth als Leiter der Unteren Naturschutzbehörde den jetzt erfolgten tiefergreifenden Schritt. Er betont: "Das Verlegen des Drainagerohrs ist mit Matthias Fink als maßgeblichem Bibermanager der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt abgestimmt." Dieser hatte den Rohreinbau bei einem Ortstermin mit städtischen Vertretern, dem Ortsbeirat, den betroffenen Landwirten und dem Modellflugclub selbst angeregt.

Der Eingriff im Hellenbach stellte die Untere Naturschutzbehörde vor eine Herausforderung ungewohnter Art: Wegen des Pandemie-bedingten Baustoffmangels hätte ein passendes Kunststoffrohr auf Nachfrage rund 200 Euro gekostet und etwa zwei Monate Lieferzeit bedurft. "Wir wollten aber schnell handeln, damit Wiese und Weg wieder abtrocknen und genutzt werden können", schildert Zuth.

So war Einfallsreichtum gefragt, und den hatten die beiden Feldschützer Jürgen Minnert und Uwe Achtert von der Unteren Naturschutzbehörde: Wie es der Zufall wollte, hatte der städtische Bauhof ein Kunststoffrohr mit sechs Meter Länge und 20 Zentimeter Durchmesser über.  In das sägte Minnert seitlich einen 100 Zentimeter langen und sechs Zentimeter breiten Schlitz ein und bohrte mehrere größere  Löcher auf der oberen Rohrseite. Diese Öffnungen dienen dem Bachwasser-Durchfluss, denn die höher gelegene herkömmliche Rohöffnung verschloss er beim Einbau mit einem am Rohr fixierten herkömmlichen Plastik-Umtopf. "Damit wollen wir vermeiden, dass der Biber in das Rohr schwimmt und nicht wieder rauskommt", erläutert Dr. Elisabeth Görge, Fachfrau von der städtischen Naturschutzbehörde.

Über das Rohr hinaus organisierte Minnert beim Bauhof auch zwei wasserdichte Anglerhosen für sich und seinen Kollegen Achtert. In die samt Gummistiefeln schlüpften beide, bevor sie im Bach das speziell hergerichtete Rohr verlegten und mit Holzgerüsten an beiden Enden fixierten. Schnell zeigte sich an den nicht mehr überschwemmten Baumstämmen, dass die Drainage an Stelle des weggeräumten Biberdamms den Wasserspiegel um rund 30 Zentimeter gesenkt hatte. In den folgenden Tagen überprüft Dr. Görge nun regelmäßig, "wie der Biber mit der neuen Situation umgeht", sagt sie.

Behördenleiter Zuth weist ausdrücklich darauf hin, dass nach dem deutschen Bundesnaturschutzgesetz und der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Biber streng geschützt ist. Unter anderem dürfen die Tiere nicht gefangen oder getötet werden und ihre Dämme Bauten nicht zerstört werden. Bei durch Biber verursachten Schäden gibt es nur eng begrenzte Ausnahmeregelungen zu diesen Bestimmungen.  "Das ist am Hellenbach der Fall, weshalb wir die Drainage verlegt haben", so Zuth. Aber die Biberburg an anderer Stelle des Hellenbachs "bleibt selbstverständlich unversehrt", unterstreicht er.  Und abschließend stellt er fest: "Wir wollen den Biber nicht aus dem Hellental vertreiben, sondern begrüßen ausdrücklich die positiven Veränderungen, wie Lebensraumvielfalt und erhöhter Biodiversität."

Foto: Der Fuß- und Radweg im Hellental ist wieder wasserfrei.
Foto: Jürgen Minnert verschließt ein Rohrende zum Schutz des Bibers. Das Rohr hat für den Wasserdurchfluss statt dessen einen längeren seitlichen Schlitz.
Foto: Uwe Achtert (hinten) und Jürgen Minnert fixieren das Drainagerohr im Hellenbach.
Quelle: Stadt Hanau


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