Hässeler Weiher wird Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt

Hasselroth
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Das Weideprojekt Hässeler Weiher der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz wird als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.



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Die Würdigung nimmt die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) vor. Die Auszeichnung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen. Das Naturschutzprojekt „Beweidung des NSG Hässeler Weiher von Neuenhaßlau“ wurde durch die HGON geplant und in Zusammenarbeit mit dem RP Darmstadt umgesetzt. Es soll die große Bedeutung des Gebiets als Rast-, Nahrungs- und Brutbiotop für wasser- und feuchtgebietsgebundene sowie bestandsgefährdete Tierarten oder seltene Pflanzen erhalten und fördern. Gleiches gilt für die Arten der Sandmagerrasen in den Randbereichen der Weidefläche. Dies soll mit Hilfe einer ganzjährigen, extensiven Beweidung erreicht werden.

Das Projekt fördert die gesamte biologische Vielfalt innerhalb des Gebietes und schafft durch die extensive Beweidung und das punktuell unterschiedliche Fraßverhalten der Weidetiere ein Nutzungsmosaik. Hierbei wird der Einfluss der ausgerotteten Pflanzenfresser, wie z.B. Auerochse oder Wisent und die damit verbundenen natürlichen Prozesse, durch eine geringe Besatzdichte in gewisser Weise wieder hergestellt und einer intensivierten Flächennutzung entgegengewirkt. Die dadurch geförderte Strukturvielfalt kommt somit einer Vielzahl von Arten zu Gute, genauso wie das unterschiedliche Nährstoffniveau auf den Weiden zur Vielfalt der Lebensraumtypen positiv beiträgt. Arten, die aus ornithologischer Sicht durch das Projekt geschützt und gefördert werden, sind z.B. in Feuchtwiesen u.a. Kiebitz, Bekassine oder Wachtelkönig oder in trockenen Wiesen u.a. Braunkehlchen, Feldlerche oder Neuntöter.

Auf extensiv beweideten Flächen gedeihen auch 200 und mehr Pflanzenarten, während im Gegensatz dazu auf modernem Ansaat-Grünland nur etwa zehn verschiedene Gras- und Leguminosenarten vorkommen. Da vor allem Nährstoffeintrag und Trittschäden sowie weitere Folgen einer Überbeweidung bei einer extensiven Beweidung, aufgrund der geringen Besatzdichte, keine bedeutenden Probleme darstellen, eignet sich diese Beweidungsform hervorragend für Naturschutzgebiete.

Das Prinzip ist langjährig erprobt und hat sich in einer Vielzahl von Projekten bewährt, in denen sich kleinteilige Mosaike aus unterschiedlichen standortgerechten Biotopen ausgebildet haben. Dies gilt für unterschiedlichste Böden und sowohl auf trockenen Magerrasen, als auch in Feuchtgebieten und allen ihren Übergangsformen. Sowohl die Artenvielfalt als auch die Individuenzahl seltener und bedrohter Arten entwickelte sich sehr positiv, Neophyten wurden hingegen zurückgedrängt.

Das Naturschutzgebiet „Hässeler Weiher von Neuenhaßlau“ wurde im Jahr 1976 durch die Initiative der HGON als Schutzgebiet eingerichtet und umfasst insgesamt 14 ha in der Kinzigaue nahe des Ortsteils Neuenhaßlau der Gemeinde Hasselroth. Das damals aus eher botanischen Gründen ausgewiesene Schutzgebiet ist hauptsächlich durch Großseggenriede geprägt. Das Gebiet beinhaltet jedoch auch Gehölzstrukturen und Feuchtgrünlandanteile sowie kleinere Fragmente dünenartiger Magerstrukturen.

Das dauerhaft anstehende Wasser verschafft vor allem feuchtgebietsbezogenen Arten wie Rohrweihe, Wasserralle oder Laubfrosch einen optimalen Lebensraum. Aber auch Weißstorch und Blaukehlchen sind hier als Brutvogel oder Nahrungsgast zu finden. Auf den nahe gelegenen Äckern war bis vor wenigen Jahren auch eines der letzen Kiebitz-Paare im Landkreis zu finden. Die Gehölzstrukturen bieten seltenen oder bedrohten Arten wie Pirol oder Kuckuck ebenfalls sehr gute Brutbedingungen. Dem Kuckuck werden durch die hier lebenden Rohrsängerarten zusätzlich optimale Wirtsgelege geboten. Auch die dünenartigen Strukturen mit Sandmagerrasenelementen außerhalb des Feuchtgebiets sind seltene und schützenswerte Biotope, die in diesem Gebiet vorkommen.

Für die ganzjährige Freilandhaltung sind nur sehr robuste Rassen der jeweiligen Arten geeignet, da nur sie auch im Winter im Freien gehalten werden können. Die winterliche Beweidung ist aber besonders wichtig, da nur im Winter von den Tieren auch unattraktivere Nahrung angenommen wird, was dazu führt, dass der gewünschte Gehölzverbiss im Winter am stärksten ist. Im Weideprojekt Hässeler Weiher werden derzeit Heck-Rinder und Konik-Pferde eingesetzt.

Durch Infotafeln und regelmäßige Führungen wir die Öffentlichkeit über das Projekt informiert. So werden breite Bevölkerungsschichten und auch Jugendgruppen erreicht und über das Projekt und die in dem Gebiet durch die Weidetiere bewirkten positiven Entwicklungen informiert.

Mit diesem vorbildlichen Projekt wird ein deutliches Zeichen für das Engagement zur Erhaltung biologischer Vielfalt in Deutschland gesetzt. Erste Erfolge können bereits nach zweieinhalb Projektjahren verzeichnet werden. So hat sich die Zahl der blühenden Orchideen verdreifacht, ebenso wie die Brutpaare des Blaukehlchens. Erstmals gab es nach Jahren der Abwesenheit in diesem Jahr wieder einen Brutverdacht der Bekassine und einen revierhaltenden Kiebitz. All dies ist maßgeblich auf die extensive Beweidung zurückzuführen. Diese Aktivitäten haben die UN-Dekade-Fachjury beeindruckt. Neben der offiziellen Urkunde und einem Auszeichnungsschild erhält die HGON einen „Vielfalt-Baum“, der symbolisch für die Naturvielfalt steht. Ab sofort wird das Projekt auf der Webseite der UN-Dekade in Deutschland unter www.undekade-biologischevielfalt.de vorgestellt.

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte den Blick auf den Wert der Naturvielfalt und die Chancen, die sie uns bietet. Gleichzeitig zeigen diese Modellprojekte, wie konkrete Maßnahmen zum Erhalt biologischer Vielfalt, ihrer nachhaltige Nutzung oder der Vermittlung praktisch aussehen.

Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet eine unabhängige Fachjury, an der Vertreter/innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind. Die UN-Dekade Fachjury tagt zweimal im Jahr. Zur Beteiligung am Wettbewerb bestehen keine Fristen. Eine Bewerbung als UN-Dekade-Projekt erfolgt online bei der Geschäftsstelle UN-Dekade Biologische Vielfalt unter www.undekade-biologischevielfalt.de. Der Begriff „biologische Vielfalt“ umfasst die Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Mikroorganismen und Pilze. Einbezogen wird auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, die sich bei Pflanzen in den verschiedenen Sorten wiederspiegelt und sich bei Tieren mit den Rassen verbindet. Aber auch die verschiedenen Lebensräume und komplexe ökologische Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität ist Voraussetzung für das Funktionieren der Ökosysteme mit ihren verschiedenen Ökosystemleistungen.


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