Hasselroth: Wie ein kleiner Teich die Welt veränderte

Hasselroth
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Bei der Kommunalwahl lieferte Hasselroth zumindest für Außenstehende eines der überraschendsten Ergebnisse im Main-Kinzig-Kreis. Nicht wie bisher die SPD, sondern die Soziale Wählergemeinschaft (SWG) wurde stärkste Kraft und holte mit 51,7 Prozent sogar die absolute Mehrheit. Beim Blick auf die politische Entwicklung der Gemeinde seit der Kommunalwahl 2016 finden sich allerdings durchaus Gründe für diesen Rollentausch. Eine Analyse.



Der zentrale Punkt für dieses Wahlergebnis ist der Wechsel im Bürgermeisteramt. Nachdem Amtsinhaber Uwe Scharf (Parteilos) seinen Abschied angekündigt hatte, entschied sich die SPD, auf seiner Welle ins Rathaus zu surfen und den bisherigen Konfrontationskurs aufzugeben. Und tatsächlich ging Fraktionschef Christian Benzing auch als aussichtsreichster Kandidat ins Rennen. Doch der Plan ging nicht auf, ein kleines Gewässer wurde zum Streitpunkt in der Gemeinde: der Dorfweiher in Neuenhaßlau.

Eine Bürgerinitiative wollte den Teich erhalten und die zu einem großen Teil geplante Zuschüttung verhindern. Aus einer politischen Debatte wurde ein bitterer Streit mit persönlichen Auseinandersetzungen und Gerichtsverfahren. Und die SPD stand plötzlich auf der falschen Seite. Es war förmlich zu spüren, wie die Prozentpunkte im Bürgermeisterwahlkampf die Seiten wechselten. „Das war wahrscheinlich falsch“, sagt Christian Benzing rückblickend auf das Verhalten im Dorfweiher-Streit. Dazu kam dann noch, dass er und seine Partei ausgerechnet von der in der SPD geführten Kreisverwaltung angesiedelten Wasserbehörde im Stich gelassen wurde, die zunächst die teure Sanierung des Dorfweihers einforderte und dann mit dem neuen Bürgermeister Matthias Pfeifer eine wesentlich günstigere Lösung aushandelte.

Die Fehlerkette der SPD in diesem Zusammenhang ließe sich noch fortführen, eine Pressemitteilung kurz vor der Wahl, in dem sich die Partei als Retter des Dorfweihers darstellte, löste nahezu Jubelstürme bei der SWG aus. „Natürlich hat uns das auch geholfen“, gibt Pfeifer zu, verweist aber auch auf die Präsenz, die die SWG in den vergangenen Jahren in der Gemeinde gezeigt hat. „Ich will weg vom Parteibuch-Gedanken, für mich steht nur die Gemeinde im Vordergrund“, hat er deshalb auch Hubertus Peter (SPD) angeboten, weiterhin Vorsitzender der Gemeindevertretung zu bleiben. „Er hat die meiste Erfahrung und könnte mithelfen, Nachfolger aufzubauen“, soll aber vor allem der Haupt- und Finanzausschuss zukünftig von der SWG geleitet werden.

Das sieht der bisherige Vorsitzende Christian Benzing allerdings auch so: „Die stärkste Fraktion muss auch die Leitungsfunktionen übernehmen“, sei dies bei vier SWG-Vertretern, zwei von der SPD und nur einem CDU-Sitz in den Ausschüssen schlichtweg die logische Folge. Apropos: In dem Wettrennen zwischen SPD und SWG hat sich die CDU nie positionieren können, kassierte nach der Niederlage im Bürgermeisterwahlkampf nun das nächste bittere Pleite mit 15,3 Prozent. Auch die FDP konnte vom eigentlich gar nicht schlechten allgemeinen Trend für die Partei nicht profitieren und hat nach den 4,5 Prozent mit Behrad Farhan sogar nur noch einen Gemeindevertreter.

Der Weg zum Durchregieren für die SWG wäre also frei, doch davon will Pfeifer nichts wissen: „Bei uns gibt es keinen Fraktionszwang“, betont der Bürgermeister, zudem sind zumindest die großen Projekte in Hasselroth bereits auf dem Weg. Vielmehr denkt er schon wieder an die nächsten Wahlen: „Wir bewegen Hasselroth. Das war nicht nur unser Slogan, sondern wird auch weiterhin gelten“, werde die SWG eben nicht nur immer kurz vor den Wahlen aktiv. Was wohl allen gut tut: Natürlich vor allem bei der SWG, die anstatt 5 nun 14 Sitze hat, aber auch bei der SPD wurden neue Personen gewählt, die frischen Wind in die Gemeindevertretung bringen dürften. Und davon könnte ganz Hasselroth profitieren.

Foto: Christian Benzing (links) und Matthias Pfeifer nach der Bürgermeisterwahl 2018. Der Handschlag fiel damals beiden schwer.


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