75 Jahre VdK Ortsverband: Eduard Riedinger – Mann der ersten Stunde

Er war von der Gründung am 01. April 1949 bis zum Zusammenschluss mit Neuenhaßlau am 01.10.2001 Vorsitzender des VdK Ortsverbandes Gondsroth. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden Helmut Müller, anlässlich der 60 Jahrfeier im Jahre 2008, erinnert er sich an die Anfänge des Gondsrother Ortsverbandes: „Als im Jahre 1948 im Lande Hessen durch die amerikanische Militärbehörde die Lizenz für den Landesverband des VdK erteilt wurde, haben vor allem Kriegsbeschädigte aus dem 1. und 2. Weltkrieg beschlossen, in Gondsroth eine VdK Ortsgruppe zu gründen. Bürgermeister Johann Müller ließ durch den Ortsdiener ausschellen, dass am 01. April 1949 um 20.00 Uhr im Gasthaus „Zum Goldenen Stern“ eine Versammlung stattfindet. Eingeladen wurden Kriegsbeschädigte aus dem 1. und 2. Weltkrieg, Kriegerwitwen und alle betroffenen Personen. Um 20.00Uhr eröffnete Bürgermeister Müller die Versammlung und begrüßte ca. 35 Teilnehmer, die Überzahl waren Kriegerwitwen. Referent Wilhelm Strauch, Vorsitzender der Ortsgruppe Langenselbold und Mitglied des VdK Bezirksverbandes Frankfurt sprach über sozialpolitische Forderungen des Verbandes und die Auswirkungen des Körperbehinderten Leistungsgesetzes (KBL). Im besonderen erläuterte Kamerad Strauch die Sozialgesetze in Verbindung mit dem neuen KBL. An besonderen Beispielen, erklärte er die großen Härten im Gesetz, die der Abänderung bedürfen. So sei die Zahlung einer weiteren Rente des KBL nur in einzelnen Fällen möglich. Ferner würden viele Witwen aus der neuen Versorgung ausgeschaltet. Nur durch einen Zusammenschluss aller Körperbehinderten und Hinterbliebenen können die Forderungen des Verbandes zum Erfolg führen und könne eine Besserung der Leistungen des KBL erzielt werden.“ „Über verschiedene versorgungsrechtliche Ansprüche wurde noch gesprochen und Fragen geklärt“, weiß Eduard Riedinger zu berichten.

Über den weiteren Verlauf der Versammlung ist folgendes bekannt: Der Schwerkriegsbeschädigte aus dem 1. Weltkrieg Fritz Reußwig (Gemeinderechner und Posthalter) schlug Eduard Riedinger zum Vorsitzenden der VdK Ortsgruppe Gondsroth vor. Eduard Riedinger wurde einstimmig gewählt und mit der Bildung eines Vorstandes und dem Aufbau der Organisation beauftragt. Eduard Riedinger nahm das Ehrenamt an und bat die anwesenden Personen um Unterstützung. Folgende Personen waren an der Gründung der VdK Ortsgruppe Gondsroth aktiv beteiligt: Rupert Fischer, Frieda Heuzeroth, Fritz Reußwig, Willi Reußwig, Eduard Riedinger, Elise Scharf, Anna Stütz, Hermann Wagner und Margarethe Weingärtner. Als der VdK Bezirksverband die Ortsgruppe Gondsroth genehmigt hatte, wurden im Bürgermeisteramt (Schule) Sprechstunden für die betroffenen Personen eingerichtet, die nach Bedarf auch in der Wohnung von Eduard Riedinger stattfanden.

Und Eduard Riedinger in seinen Erinnerungen weiter: „In den ersten Nachkriegsjahren waren es die ehemaligen Soldaten‚ die Kriegerwitwen und die Waisen, die Hilfe brauchten. Auf Sie konzentrierte sich anfangs das Bemühen um Hilfe. Mit wachsendem Abstand zum Krieg verlagerten sich die Aufgaben. Die ansteigende Zahl der Behinderten, die mit Ihrem Schicksal bereits von Anfang an Leben müssen oder durch Krankheit bzw. Unfall zur Neuorientierung gezwungen sind, finden im VdK die Organisation die sie unterstützt und Hilfe gewährt. Im Jahre 1950 zählte die VdK Ortsgruppe Gondsroth 65 Personen davon waren 15 Personen aus Somborn. Auf Beschluss des VdK Landesverbandes mussten die betroffenen Personen zur weiteren Betreuung an die Ortsgruppe Somborn überwiesen werden. Die Gemeinde Gondsroth hatte bei Kriegsende 1945 ca. 450 Einwohner, hinzu kamen noch ca. 350 Personen Heimatvertriebene und Flüchtlinge. Die VdK Ortsgruppe Gondsroth hatte vor dem Zusammenschluss mit Neuenhaßlau noch 25 Mitglieder. Davon waren 13 Männer und 12 Frauen. 6 waren Kriegsbeschädigte, 3 Kriegerwitwen, 1 Rentnerin und 15 behinderte Menschen.“ „Der Sozialverband VdK war von Anfang an, der Anwalt der Schwachen“, betonte Eduard Riedinger zum Schluss seiner Erinnerungen.

Eduard Riedinger wurde 1923 in Rohrbach bei Odessa am Schwarzen Meer geboren. Durch das Militär kam er nach Groß Auheim und nach Gondsroth der Liebe wegen. Mit seiner Frau Berta, geborene Müller, konnte er am 06.02.98 das Fest der Goldenen Hochzeit feiern. Sie verstarb 2006 und er 2016. Heuer jährt sich sein Geburtstag zum 100ten Mal. Nach dem Krieg arbeitete Eduard bis zu seiner Pensionierung bei der BBC in Groß Auheim als Technischer Angestellter. Von 1964 bis 1971 war er Erster Beigeordneter der damals noch selbstständigen Gemeinde Gondsroth. Nach dem freiwilligen Zusammenschluss mit Neuenhaßlau im Jahre 1971 war er von 1975 bis 1979 Ortsvorsteher von Gondsroth und lange Jahre bis 1998 Ortsgerichtsvorsteher von Gondsroth. Eduard Riedinger war Gründungsmitglied des VdK Kreisverbandes im Jahre 1948 und er war seit der Gründung des Ortsverbandes Gondsroth am 01.04.1949 bis zum Zusammenschluss mit dem Ortsverband Neuenhaßlau am 01.10.2001, über 50 Jahre dessen Vorsitzender. In dieser Zeit gehörte er über 40 Jahre dem VdK Kreisvorstand an und war davon 25 Jahre als Schriftführer tätig. Darüber hinaus war er auch für den Bezirksverband aktiv. Er war Ehrenvorsitzender des VdK Ortsverbandes Neuenhaßlau-Gondsroth.

Der VdK Ortsverband Neuenhaßlau-Gondsroth feiert seinen 75. Geburtstag am 05. Juni 2023 in der Zehntscheune in Neuenhaßlau. „Wir suchen noch Bilder aus vergangenen Tagen. Wer Bilder hat und sie uns zur Verfügung stellt, die Originale gibt es selbstverständlich zurück, meldet sich bitte bei mir“, so der Vorsitzende abschließend. Für weitere Auskünfte bzw. Informationen über die Arbeit des Ortsverbandes steht der Vorsitzende unter Telefon: 0 60 55 - 21 62, Mobil: 0170 5 72 62 77 oder unter E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zur Verfügung.

Der ehemalige Hasselrother Bürgermeister Klaus Traxel mit Eduard Riedinger (sitzend) im Jahre 1989 bei seiner Rede zur 40 Jahrfeier des VdK Ortsverbandes Gondsroth im Saal des Gasthauses „Zum Goldenen Stern“.