Hasselroth: Nachfolgeregelung für Praxis von Dr. Hauke gefunden

Neuenhaßlau
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Die Nachfolge für die Praxis von Allgemeinmediziner Dr. Heinz Hauke in Neuenhaßlau ist geregelt: Ab dem 1. Oktober werden die Ärzte Dr. Yogesh Arora und Dr. Sarabjeet Singh die Räumlichkeiten im Bornwiesenweg als dritten Standort zu ihren bisherigen Praxen in Freigericht und Rodenbach hinzunehmen. Bürgermeister Matthias Pfeifer (Soziale Wählergemeinschaft) war die Erleichterung über die am Mittwoch in einer Pressekonferenz im Rathaus präsentierte Nachfolgeregelung deutlich anzumerken.



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Denn eigentlich gab es in Hasselroth einen anderen Plan: Über eine Anstalt öffentlichen Rechts (AÖR) sollte die Gemeinde quasi selbst unternehmerisch tätig werden und einen Arzt oder eine Ärztin anstellen. „Vor meinem Amtsantritt stand immer nur die Möglichkeit der Gründung einer AÖR oder kommunalen GmbH im Raum. Das kann man so machen, in dem man nur auf ein Pferd setzt, ist aber auch sehr risikoreich. Aber wenn schon alteingesessene Mediziner mit hochfrequentierten Praxen ein Problem mit der Findung von Nachfolgern haben, stellt sich diese Frage, wie dies eine Gemeinde ohne entsprechendes Know-how in diesem Bereich bewerkstelligen soll“, hätten auch alle befragten Ärzte und Spezialisten von diesem Konstrukt abgeraten.

Monatelang bemühte sich Pfeifer deshalb gemeinsam mit Hauke um eine Nachfolgeregelung, am und im direkt gegenüber dem Rathaus liegenden Praxisgebäude habe es unzählige Gespräche gegeben, erzählte der Bürgermeister. Über einen Mitarbeiter erfuhr Pfeifer schließlich von der bereits bestehenden Praxisgemeinschaft, ließ sich per WhatsApp ein Foto der Visitenkarte schicken und rief einfach an. Gespräche mit dem Unternehmen „Hausärzte MKK“ und einer Gemeinschaftspraxis in Gründau-Lieblos waren zuvor ergebnislos geblieben. „Zum einen hatten gerade zwei Ärzte in Langenselbold ihre Praxen aufgegeben, zum anderen war die Eröffnung des Ärztehauses in Lieblos noch zu neu“, war die Freude umso größer, als die Gespräche mit Arora und Singh zu einem positiven Ende geführt werden konnten.

Ab dem 1. Oktober wird nun der Standort in Neuenhaßlau zu ihrer überörtlichen Praxisgemeinschaft, die als GbR firmiert, gehören, die zurzeit noch in Neuses und Niederrodenbach tätigen Ärzte werden ab dann zunächst an zwei Nachmittagen ihre Sprechstunden anbieten. Die Praxis soll aber schon wie gewohnt besetzt sein, eine Mitarbeiterin wird die Versorgung der Patienten koordinieren, die auch schon die beide anderen Standorte aufsuchen können. Außerdem steht die ebenfalls in Neuenhaßlau ansässige Praxis von Ernst Weingärtner als Vertretung bereit. Ab dem 1. Januar 2020 soll die bisherige Hauke-Praxis dann wieder wie gewohnt zur Verfügung stehen. Die Praxisgemeinschaft wird um einen weiteren Mediziner erweitert, Dr. Arora wird seinen Hauptsitz von Neuses nach Neuenhaßlau verlagern.

„Das unternehmerische Risiko geht gegen Null“, hat Felix Lippold von der Kassenärztlichen Vereinigung Praxis die Entwicklung positiv begleitet und den Mut der beiden in Indien geborenen Ärzte gelobt. „Welches Risiko?“, antworten die beiden 35 und 34 Jahre alten Mediziner selbst auf die Frage, warum so viele andere Kolleginnen und Kollegen derzeit den Schritt in die Selbstständigkeit scheuen. Von ihren Wohnorten in Erlensee und Maintal haben sie kurze Anfahrtswege zu ihren jetzt bald drei Standorten, an denen sie in Zukunft abwechselnd tätig sein wollen.

Die medizinische Entwicklung in Hasselroth ist damit aber noch nicht beendet: „Ich bedanke mich bei meinen über 5.000 Patienten für 30 Jahre Treue“, lobte Hauke den Mut seiner Nachfolger und kündigte an, in der Übergangszeit weiterhin zur Verfügung zu stehen. Und er gab der Gemeinde noch eine Idee mit auf den Weg: „Die Zehntscheune in Neuenhaßlau wäre ideal für ein medizinisches Versorgungszentrum“, brachte er die derzeit als Dorfgemeinschaftshaus genutzte ehemalige Raiffeisenscheune als Standort für eine größere Praxisgemeinschaft ins Spiel. Bürgermeister Pfeifer bat um Geduld, „wir müssen gemeinsam handeln und mittelfristig denken“. Der bislang angedachte Bau eines Ärztezentrums gemeinsam mit der bereits beschlossenen neuen Kindertagesstätte auf dem Festplatz in Neuenhaßlau wird nach dem Vorschlag von Hauke damit allerdings nicht zum ersten Mal in Frage gestellt.

Foto (von links): hinten Bürgermeister Pfeifer und Dr. Hauke, vorne Dr. Arora und Dr. Singh.


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