Hasselroth: Gefährliche Schildkröte an Kläranlage gefunden

Fotos: Tierklinik Gelnhausen

Niedermittlau
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In der Gemeinde Hasselroth wurde eine nicht ungefährliche Schildkröte in freier Wildbahn entdeckt. Das Tier ist inzwischen in sicherer Obhut und soll nun Artgenossen zugefügt werden. Wie lange das Tier schon unterwegs war, ist nicht bekannt. Ihr Alter wird auch 35 bis 40 Jahre geschätzt.



An der Kläranlage in Niedermittlau war ein Auszubildender des Abwasserverbandes Freigericht am 9. Mai mit Mäharbeiten beschäftigt, als er die Schildkröte entdeckte. Zunächst war unklar, um was für ein Exemplar es sich handelte, erst die um Unterstützung gebetene Polizei in Gelnhausen konnte für Aufklärung sorgen: Es war eine amerikanische Schnappschildkröte (Chelydra Serpentina). Und das Tier sorgte auch für großes Staunen in der Tierklinik im Tierzentrum Gelnhausen, wohin das Tier gebracht wurde: „Als die Beamten mit dem großen Karton eintrafen und diesen öffneten, staunten wir nicht schlecht. Keine wie von uns erwartete mittlerweile ‚normale‘ Schmuckschildkröte, sondern ein Koloss von circa 40 Zentimetern Länge, Hornzacken am Schwanz und ein mürrischer Blick. Diese Tiere gelten als recht aggressiv und haben eine gewaltige Kraft in ihren Kiefern. Dazu können sie ihren Hals blitzschnell um die Hälfte ihrer Panzerlänge ausfahren und mit ihrem Kiefer zuschnappen“, teilt die Tierklinik mit.

Den Transport soll die Schildkröte nur widerwillig akzeptiert haben: „Immer wieder liest man reißerische Zeilen zu Schnappschildkröten in deutschen Gewässern. Auch ‚Hilti‘ war nicht sehr begeistert von ihrem plötzlichen Umzug in unser Tierzentrum, aber war eben auch kein Monster und ließ sich gut händeln. Leider wurden zur Zeit des ‚Hero-Turtles Booms‘ viele dieser Schildkröten als Schlüpflinge überall angeboten und fanden auch reißenden Absatz. Teils auch in den allseits bekannten Plastikschüsseln mit Insel und Palme. Durch ihre enorme Zähigkeit wuchsen sehr viele Tiere dann allmählich auf ihre volle Größe von bis zu 50 Zentimetern Carapaxlänge und ihren Besitzern buchstäblich über den Kopf. So endeten viele als ‚Parkplatztümpeltiere‘ und verfälschen und beeinträchtigen heute die autochthone (heimische) Schildkrötenfauna – weswegen es in Deutschland seit 1999 ein Allgemeines Handels-, Neubesitz- und Nachzucht-Verbot gibt“, klärt die Gelnhäuser Tierklinik auf.

Die Schildkröte wurde zunächst mit einem Wasserbecken und Futter versorgt, inzwischen soll für das Tier, für das es sehr spezielle Haltungsauflagen gibt, auch ein neues Zuhause gefunden worden sein. Die Tierklinik kontaktierte die Experten von Dragon Shelter Freiburg, einem gemeinnützigen Verein, der sich für den Schutz und die Rettung von Reptilien einsetzt. Dort wartete bereits das Schnappschildkröten-Männchen „Chrush“ auf seine neue Begleiterin. Die Tierklinik bereitete die entsprechenden Papiere vor und die amerikanische Schnappschildkröte hat inzwischen ihr neues Zuhause bezogen.

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Fotos: Tierklinik Gelnhausen


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