Kältewelle in den USA: "Gesicht und Ohren schmerzen"

Gondsroth
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„Man sieht kaum Autos auf den Straßen, Schulen, Kindergärten und Restaurants sind geschlossen, die meisten Leute bleiben zu Hause“, berichtet Rüdiger Bachmann von der aktuellen Situation im Mittleren Westen der USA. Eine Eiseskälte hat fast das gesamte Land überzogen, der 44-Jährige aus Hasselroth lebt bereits seit Jahren in Amerika, solche Minusgrade hat er aber noch nicht erlebt. Bachmann ist Professor für Makroökonomik an der Universität Notre Dame in Indiana, einem der Bundessstaaten, die derzeit am stärksten von der Kältewelle in den USA betroffen sind.



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Was zeigt das Thermometer derzeit bei Ihnen an?
Rüdiger Bachmann: „Im Auto auf dem Weg zum Büro zwischen minus 17 und minus 18 Grad Fahrenheit, das sind etwa minus 27 oder 28 Grad Celsius. Minus Fahrenheit Temperaturen sind eigentlich extrem selten, selbst bei uns hier im Mittleren Westen. Der Gefrierpunkt ist ja auf dieser Skala schon bei plus 32 Grad. Man sah im TV Bilder vom Michigansee in Chicago, der dampft, weil die Luft kälter ist als das Eis und das Wasser auf dem See. Sieht sogar eigentlich sehr schön aus.“

Und wie fühlt es sich an, wenn man bei diesen Temperaturen vor die Tür geht?
Bachmann: „Am Anfang geht es noch, aber ich laufe von meinem Parkplatz an der Uni bis zum Büro etwa 5 Minuten, das hat gereicht, um Gesicht und Ohren schmerzen zu lassen. Viel länger hätte ich nicht draußen sein mögen. Zum Glück ist es bei uns derzeit sonnig und windstill. Am Ende entscheidet nämlich der Windchill. Am Dienstagmittag bin ich noch mit Kollegen in die Mensa gelaufen, da waren die Temperaturen zwar auch schon kalt, aber noch nicht so extrem. An Stellen, wo der Wind durchkam, haben aber sofort die Augen getränt.“

Findet das „normale Leben“ noch wie gewohnt statt oder gibt es Einschränkungen?
Bachmann: „Man sieht kaum Autos auf den Straßen, Restaurants sind geschlossen, die meisten Leute bleiben zu Hause. Gestern Abend kam über das Handy ein Notfallalarm, in dem die Bürger gebeten wurden, ihre Heizungsregulatoren auf 65 Grad Fahrenheit, also 18 Grad Celsius, zu deckeln, um die Gasreserven zu schonen. Solange die Gas- und Stromversorgung aufrechterhalten bleibt, kann man es sich irgendwie einrichten. Am Nachbarcollege Holy Cross mussten sie allerdings die Studentenwohnheime evakuieren, weil die Energieversorgung zusammenbrach. Gestern Abend gab es Bilder im TV, die zeigten wie Feuerwehrleute hier in Indiana versuchten, bei diesen Temperaturen ein brennendes Haus zu löschen. Einer der Hydranten war zugefroren, das Löschwasser gefriert sehr schnell.“

Sie sind Professor an einer Universität, läuft der Betrieb dort wie gewohnt?
Bachmann: „Die Uni war seit Mittwoch zu, sollte aber am Donnerstagnachmittag wieder aufmachen. Damit sollte wohl verhindert werden, dass die Studenten zu weite Strecken über den Campus laufen.“

Im deutschen Fernsehen wird schon von Notunterkünften berichtet, welche Probleme haben vor allem sozial schwächere Menschen in den USA bei diesem Wetter?
Bachmann: „Für Obdachlose, vor allem solche, die aus welchen Gründen auch immer nicht in die Unterkünfte gehen, ist es natürlich am schlimmsten. Und dann kommt es wie gesagt auf die Energieversorgung an: wem die zusammenbricht, der wird Probleme bekommen.“

Am Wochenende werden ja schon wieder deutliche Plus-Grade erwartet, was machen solch‘ starke Temperaturschwankungen mit einem?
Bachmann: „Ich weiß es noch nicht, freue mich aber drauf.“

Sehnen Sie sich schon nach dem „warmen“ Deutschland zurück? Hier hat es gerade mal um die null Grad…
Bachmann: „Nach Deutschland sehne ich mich immer, unabhängig von den Temperaturen.“


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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