Landwirte wünschen sich weniger Bürokratie und mehr Anerkennung

Langenselbold
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„Land schafft Verbindung“ – unter diesem Motto gehen seit Monaten deutschlandweit Landwirte für ihre Interessen auf die Straße.

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Auch der Langenselbolder Ortslandwirt Horst Betz und sein Stellvertreter Frank Giebisch haben sich an den Demonstrationen beteiligt. Im Gespräch mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Katja Leikert machten sie deutlich, was sich aus ihrer Sicht ändern muss, um die Situation der Bauern in Deutschland nachhaltig zu verbessern.

An dem Gespräch nahmen auch Metzgermeister Sven Elzenheimer, Landwirt Klaus Fuchs, Juniorchef Tobias Betz und Bürokraft Christine Einschütz auf dem Hof von Horst Betz, teil. Sie alle machten deutlich, dass sich die heimischen Bauern – wie auch das Handwerk (Gastronomie, Metzger und Bäcker)  – mehr Anerkennung wünschen. Während in den Medien über Prämien aus Brüssel oder Dürrehilfen aus Berlin berichtet werde und damit beim Verbraucher ein völlig falscher Eindruck entstehe, hätten vor Ort immer mehr Betriebe ihre Pforten schließen müssen. Schuld daran seien in erster Line der zunehmende Preisdruck und die wachsende Konkurrenz – beispielsweise aus Südamerika – die den Markt mächtig durchschütteln. Die Landwirte brauchen laut Betz Reformen und Rahmenbedingungen, mit denen sie ihre Betriebe aufrechterhalten können sowie faire Wettbewerbsbedingungen im globalen Handel. Die Dürrehilfe sei z. B. zu 90 % nicht ausgezahlt worden, weil oftmals die Kriterien und der Verwaltungsaufwand nicht erfüllt werden konnten. Die Landwirte stellen sich die Frage, was mit den dafür vorgesehenen 350 Millionen Euro geschieht.

Ablehnend stehen Betz und seine Kollegen der geplanten Reform der Düngeverordnung gegenüber. Für Unmut hatten in der Vergangenheit immer wieder die unterschiedlichen Messstandards in den Bundesländern gesorgt. Wie Katja Leikert hervorhob, soll das Messstellennetz durch die Länder überprüft und eine bundeseinheitlicher Standard festgelegt werden. Damit soll der Forderung der Landwirte nach einer Binnendifferenzierung Rechnung getragen werden. Die so genannte „Bauern-Milliarde“, die von den Betroffenen ebenfalls kritisch gesehen wird, solle nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt, sondern zielgerichtet für Investitionen in Techniken zur Verbesserung der Nährstoffeffizienz verwendet werden. 

Grundsätzlich stellen sich die Landwirte die Frage, was mit der sogenannten „Bauern-Milliarde“ überhaupt geschehen soll. Diese Milliarde soll auf 4 Jahre verteilt werden und jedem Betrieb würden ca. 1.000 Euro ausgezahlt werden. Betz und seine Kollegen sehen das als Aktionismus seitens der Politik, wodurch die Landwirtschaft kaum gerettet wird. Es entstehe lediglich der Eindruck einer „Schweige-Milliarde“.

Mit der Diskussion über die Düngeverordnung fühlen sich die Landwirte unter Generalverdacht gestellt. Diesen möchten sie von sich weisen, weil die derzeitige Generation der Landwirte und Landwirtinnen sehr gut ausgebildet ist und wird. Alle arbeiten nach guter fachlicher Praxis und niemandem nützt eine Überdüngung der eigenen Flächen. 

Weitere Themen waren die aus Sicht der Landwirte überbordende Bürokratie und die Marktmacht der vier großen Lebensmittel-Konzerne. Katja Leikert hob in diesem Zusammenhang auch die Macht der Verbraucher hervor, die minderwertigen Billigangeboten eine klare Absage erteilen müssten. Mit Horst Betz und seinen Mitstreitern will Leikert im Gespräch bleiben und Kontakte zu den entsprechenden Fachpolitikern auf Bundesebene vermitteln. „Die regionale Landwirtschaft hat unsere Unterstützung verdient. Es ist wichtig, dass durch Aktionen wie ‚Land schafft Verbindung‘ auf Missstände aufmerksam gemacht wird. Wir müssen miteinander im Gespräch bleiben, wenn wir gemeinsam etwas zum Positiven verändern wollen“, betonte die CDU-Politikerin.

Foto (von links): Christine Einschütz, Klaus Fuchs, Frank Giebisch, Horst Betz, Dr. Katja Leikert, Tobias Betz und Sven Elzenheimer.


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