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Die Organisatoren von Hand aufs Herz Langenselbold bekamen diesmal u. a. Unterstützung von Niko Deeg, dem Vorstandsmitglied der Jüdisch Chassidischen Kultusgemeinde Breslev Deutschland mit Sitz in Hanau, der zusammen mit vielen weiteren Hanauern letzte Woche mit 15 Fahrzeugen und der unglaublichen Menge von ca. 100 Tonnen Hilfsgütern an die ukrainische Grenze aufgebrochen ist, um den Menschen in der Ukraine zu helfen. Auch Jörg Mair, Vorsitzender der AWO Main-Kinzig, hatte sein Kommen zugesagt sowie der Rechtsanwalt und FDP-Bundestagsabgeordnete Peter Heidt aus Bad Nauheim, Obmann des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, der zudem auch im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung sitzt. Musikalisch wurde die Friedenswache erneut von Danny June Smith unterstützt. Auch sie war zum zweiten Mal vor Ort und wurde als Projektbotschafterin von „Wir-sind-mehr“ freudig empfangen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Jürgen Schonlau, der auch durch den weiteren Abend führte, mit einer Schweigeminute für die vielen gefallenen Soldaten sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite, aber auch für die bereits mehrere Tausend verhafteten Demonstranten; allein am letzten Wochenende laut Presseberichten wieder über 800 Demonstranten in Moskau.

Werner Fromm vom Organisationsteam der BI Hand aufs Herz ging in einer kurzen Ansprache auf die Frage ein, ob weitere Mahnwachen der BI stattfinden oder nur noch Friedenskundgebungen. „Natürlich setzen wir unsere Arbeit fort, aber nach unserer Auffassung sind unsere Friedenskundgebungen auch Mahnwachen, wir haben nur aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine unsere Prioritäten verschoben.“ Weiterhin wies Fromm darauf hin, dass auch die „Spaziergänger“ mittlerweile ihre Prioritäten verschoben hätten, dass sich z. B. „AfD-Bundestagsabgeordnete und andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer offen zu einem Mörder wie Putin bekennen und man inzwischen bei den sogenannten Spaziergängern russische Fahnen erkennt.“ Daher weiß die BI ganz klar, was auch zukünftig zu tun ist, und wird ihre Aktivitäten danach ausrichten und weiterhin gemeinsam mit den Selbolderinnen und Selboldern für eine solidarische, demokratische und friedfertige Gesellschaft einstehen gegen Kriegstreiber, Populisten und Anti-Demokraten. Mit den Worten „Ich verspreche Ihnen, wir bleiben dran“, schloss Fromm seinen Redebeitrag.

DannyJune Smith eröffnete ihren musikalischen Friedensbeitrag mit „Schwarz oder Weiß“, im Verlauf der Veranstaltung folgten dann noch „Frieden“, „Und im Radio läuft Lilly Marleen“, „Ein bisschen Frieden“, mit „Aus der Ferne“ schloss sie die Kundgebung. Wie immer waren alle Teilnehmer begeistert von den Darbietungen und lauschten andächtig der besonderen Stimme von DannyJune.

Im Anschluss berichtete Jürgen Schonlau über die Ergebnisse der Spendensammlung des SV1930, um dann das Wort an Niko Deeg zu übergeben. Dieser erläuterte anfangs, was sich hinter der Jüdisch Chassidischen Kultusgemeinde verbirgt und was sie speziell während der Pandemie an Hilfen für die Menschen erbracht haben. Danach schilderte er eindringlich seine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke von seinem Besuch an der polnisch-ukrainischen Grenze, „. . . in einem Kriegsgebiet. Ich hab Netflix, Amazon Prime, [...] man kennt diese Erfahrungen aus den Nachrichten, ntv usw., aber was ich da erlebt, gesehen und gefühlt habe, ist fast unbeschreiblich. Einer unserer jüdischen Gemeindemitglieder, die schon vor Ort waren, hatte gesagt: Niko, wenn du herkommst, wirst du als ein anderer Mensch wieder nach Hause gehen. Weiter sagte er einen Satz, den ich Ihnen unbedingt mitteilen möchte: Niko, du kannst die Angst der Menschen in diesen Flüchtlingslagern riechen. Ich erwiderte, dass man keine Angst riechen kann, höchsten fühlen oder sehen, aber dann vor Ort habe ich es gerochen.“ Dann erläuterte er nochmal, wie es zu der Idee zum Transport zusammen mit Jens Gottwald gekommen war. Geplant waren zwei 7,5 t Lkw, es wurden 15 Fahrzeuge, darunter zwei 40 t Lkw und 32 Fahrer, die dafür sorgten, dass über 100 t an Sachspenden nach Polen gebracht wurden. Alle Lkw wurden händig von den Fahrerinnen und Fahrern Paket für Paket entladen, aber zuvor mussten noch logistische Probleme geklärt werden, denn die Lkw aus der Ukraine zur Aufnahme der Spenden konnten zuerst nicht über die Grenze nach Polen einreisen. Aufgrund des Erlebten reifte bereits auf der Rückfahrt der Gedanke, wieder zurückzukehren. „Nicole, sei mir nicht böse, aber nächsten Freitag fahren ich wieder hin“, informierte er noch auf der Rückreise seine Frau. Wegen der bereits in großem Ausmaß dort vorhandenen Hilfsgüter werde man dieses Mal nur das beschaffen, was aufgrund der Informationen von den dort geknüpften Kontakten noch fehlt, in der Hauptsache Medikamente und Verbandsmaterial. Das Wichtigste zum Schluss: Es gelang ihnen auch, 32 Geflüchtete mit nach Deutschland zu nehmen und zu einer Partnergemeinde nach Stuttgart zu bringen. Weiterhin soll im Rahmen der nächsten Fahrt auch das Hauptaugenmerk darauf liegen, Geflüchtet mit nach Deutschland zu nehmen. Pro Fahrzeug werden dafür etwa 2000-2500 Euro benötigt. Mit diesem Geld sollen die Wagen angemietet, das Benzin bezahlt und auch eine Hotelnacht für die Fahrer gebucht werden, die ehrenamtlich diese Aufgabe übernehmen. Zur Unterstützung fand der eine oder andere Euro seinen Weg in die bereit gestellte Spendenbox, aber auch die AWO unterstützt mit ihrer Bankverbindung den Spendenaufruf (AWO Main-Kinzig-Kreis, Kreissparkasse Gelnhausen, IBAN DE18 5075 0094 0000 0282 19, Verwendungszweck: Ukraine). Der Vorteil hierbei ist, dass man einen Nachweis erhält und somit diese Spende steuerlich geltend machen kann.

Im Anschluss ergriff Jörg Mair von der AWO Main-Kinzig das Wort und berichtete, dass mittlerweile über 16.000 Euro an Spenden eingegangen sind für die Hanauer Initiative. Dann richtete er noch mal persönliche Worte an Niko Deeg: „Ich habe, meine Damen und Herren, den allergrössten Respekt vor Jens Gottwald, Niko Deeg und allen, die da geholfen haben. Niko richte es aus, was ihr da macht, ist unglaublich!“ Er schloss mit der Bitte, weiter zu spenden, um den Geflüchteten zu helfen. Diese Frauen und Kinder tragen eine schwere Last und sind traumatisiert. Sie kommen auch nicht zu uns, um bei uns zu bleiben, sondern möchten gern in ihre Heimat zurück zu ihren Männern, Vätern und weiteren Verwandten, die dort geblieben sind, um ihre Heimat zu verteidigen. Aber das geht erst, wenn der Krieg beendet ist. „Die Unterstützung dieser Menschen ist unsere Pflicht,“ schloss Mair seine kurze Ansprache.

Als Abschlussredner ergriff sodann Peter Heidt das Wort und ging noch mal auf den Kriegsbeginn am 24. Februar ein. Er hob hervor, dass aus seiner Sicht die neue Bundesregierung sehr schnell und sehr gut reagiert habe. „Wir unterstützen die Ukraine mittlerweile in sehr vielfältiger Art und Weise: humanitäre Hilfe, aber eben auch Waffen sowie finanzielle Hilfsleistungen, und wir sind bereit, Geflüchtete aufzunehmen,“ so Heidt weiter. Er kam gerade von aus Krakau zurück, wo er Freunde besucht hatte. Bedingt durch die Ereignisse in der Ukraine habe die Reise für ihn allerdings ein völlig andere Wendung genommen. Zusammen mit einem polnischen Parlamentskollegen habe er die unterschiedlichsten Flüchtlingseinrichtungen in Krakau besucht. Krakau hat ca. 800.000 Einwohner, in den Einrichtungen, u. a. einem Theater, werden aktuell ca. 110.000 ukrainische Geflüchtete betreut. Er berichtete weiter, dass von Krakau aus Helfer der Organisation „Suppe für die Ukraine“ bis in die Krisengebiete in der Ukraine reisen, um unter Einsatz ihres Lebens die Bevölkerung dort mit Suppe (gerade recht bei der in der Ukraine vorherrschenden Kälte) und anderen Lebensmitteln zu versorgen. Positive Eindrücke konnte er auch von einer Beobachtung am Krakauer Bahnhof mitnehmen, als er sah, wie bei einem eintreffenden Flüchtlingstransport Kinder beglückt wurden, indem man ihnen erstmal ein Spielzeug in die Hand drückte. In dem Zusammenhang ging er nochmal auf die Traumatisierung der Flüchtlinge ein, und dass wir alle viel für sie tun können. „Tief beeindruckt war ich von dem Willen der Menschen, so schnell wie möglich wieder in die Ukraine zurückzukehren, um das Land wieder aufzubauen sowie von der Hilfsbereitschaft der polnischen Bevölkerung, denen es ja selbst wirtschaftlich nicht so gut geht“, erläutert Heidt. „Auch werden sicherlich in den nächsten Tagen und Wochen vermehrt ukrainische Geflüchtete in unserer Region zu erwarten sein. Viele Ukrainer möchten gern in Polen bleiben, da sie dort näher an ihrer Heimat sind, aber mittlerweile sind allein in Polen über 2 Millionen angekommen, und damit sind der polnische Staat und die Bevölkerung überfordert.“ Da sowohl der deutsche Staat als auch die Kommunen allein mit der Hilfe überfordert seien, würde er sich freuen, wenn er die gleiche Hilfsbereitschaft, die er in Polen erlebt habe, auch in Deutschland erleben würde. Abschließend ging er nochmal auf die finanziellen Auswirkungen ein, die der Krieg mittlerweile auch auf Deutschland ausübt, speziell im Energiesektor.

Auf der Friedenswache selbst wurden weitere 230 Euro für den Transport gespendet. Ein Sprecher von Hand aufs Herz Langenselbold sagte dazu: „Wir sind stolz, dass die Besucher unserer Mahnwache wieder so viel Mitgefühl gezeigt haben. Schon bei der letzten Spendensammlung kamen viele Hilfsgüter und auch finanzielle Mittel zusammen, und auch wenn einige schon gespendet hatten, waren sie erneut bereit, nochmals etwas zu geben, damit weitere Menschen aus dem Kriegsgebiet herausgeholt werden können. Das ist der Zusammenhalt, den man sich in schwierigen Zeiten so sehr wünscht und der uns während der Corona-Zeit teilweise etwas abhandengekommen war.“

Die nächste Friedenswache findet am Montag, 21. März, um 18:30 Uhr vor dem Langenselbolder Rathaus statt.


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