Die Störche in Langenselbold holen sich ihr Nest zurück. Nachdem die Brutstätte am Montag auf einem Strommast in der Industriestraße abgebaut wurde, haben die Vögel an gleicher Stelle bereits eine beachtliche Grundlage für einen neuen Horst geschaffen. Und sollte der Wiederaufbau gelingen, können sich die Störche sicher sein, dass sie angesichts der medialen Aufmerksamkeit zumindest in diesem Sommer nicht erneut vertrieben werden.
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Strommast-Betreiber Avacon AG aus Niedersachsen hatte nach dem Abbau des Nestes erklärt, dass die Maßnahme rechtmäßig und in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises erfolgt sei. Begründung: Ein Strommast sei viel zu gefährlich für ein Storchennest. Damit die Tiere sich dort nicht erneut ansiedeln, wurde zur Abschreckung ein gelber Ball als Pendel angebracht.
Die Untere Naturschutzbehörde hingegen bestreitet, dass für den Abbau des Nestes eine Sondergenehmigung vorlag. Die wäre nämlich nötig gewesen, da Störche in Deutschland unter der Obhut des Bundesnaturschutzgesetzes stehen und in ihren Lebensraum nur in Sonderfällen eingegriffen werden darf. Das gilt insbesondere für Maßnahmen in der Brut- und Setzzeit, die auch in Langenselbold wie in jedem Jahr seit dem 1. März gilt. Anders verhält es sich in den Monaten September bis Februar, hier dürfen Storchenhorste mit Genehmigung von Strommasten entfernt werden. Diese soll die Avacon AG auch in der Vergangenheit erhalten haben, die für die jetzt durchgeführte Maßnahme aber nicht mehr gültig gewesen sein sollen. Die Untere Naturschutzbehörde hat den Fall daher an das Polizeipräsidium Südosthessen weitergegeben, wo ermittelt werden soll, ob hier widerrechtlich gehandelt wurde.
Für die Störche war die Situation dramatisch: Nach dem Abbau des Nestes kreisten sie ständig um den Strommast und suchten vergeblich nach ihrem Nest. Da sich zwei Tiere bereits verpaart haben sollen, drängt zudem die Zeit, da die Eier bald eine sichere Brutstätte brauchen. Doch so leicht lässt sich ein Storch nicht verdrängen, seit Mittwoch läuft der Wiederaufbau des Nestes, der nun mit Eile vorangetrieben wird. Klappt alles wie geplant, steht einem neuen Familienglück doch nichts mehr im Wege.