Ein (Alt-)Meistermacher des Kunstradsports erzählt aus seinem Leben

Langenselbold
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Der Blick zurück ins gelebte Leben gehört oft zu den bewegenden Momenten im Leben der Bewohnerinnen und Bewohner in einer Seniorendependance. In diesen Tagen blühten die Erinnerungen des Heinrich Herdt an sein Engagement im Kunstradsport als Trainer und Betreuer von fahrrad-begeisterten jungen Menschen wieder auf und bewegten ihn freudig. „Das war für mich eine befriedigende aber gleichzeitig auch anstrengende Zeit“, sagte der 90jährige mit einem Schmunzeln um die Lippen und einem feinen Stöhnen in der Stimme.

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Von Peter Völker

Der Langenselbolder lebt seit fünf Jahren in der Seniorendependance Ronneburg. Stolz ist der Vater auf seine Söhne Thomas und Wolfgang. Gefreut habe er sich, dass sein Sohn Wolfgang Herdt in dieser Sparte des Sports 13 Hessen- und zwei deutsche Meisterschaftstitel errang und auf dem Höhepunkt seiner Karriere europäischer Vizemeister wurde. Nach jedem Titelgewinn sei im „Brauhaus“ in der Bogenstraße gefeiert worden. „Wolfgangs Begabung für das Kunstradfahren sei schon in der frühen Kindheit aufgefallen, wenn er mit dem Dreirad und später mit dem ersten Kinderfahrrad Kapriolen auf dem Straßenpflaster vollbracht habe. Mit etwa sieben Jahren habe er sich mit Freude dem ernsthaften Training gewidmet.

Trainiert wurde in der Regel an drei Tagen in der Woche über mehrere Stunden in der Turnhalle der Weinbergschule in Langenselbold. In den Wettbewerben seien in sechs Minuten auf dem Kunstfahrrad mit Schlauchbereifung in der Zweirad-Einzelwertung 25 Übungselemente zu absolvieren gewesen. Was beim Eiskunstlauf der „doppelte Rittberger“ ist, sei im Kunstradfahren der „Drehsprung“. Dabei habe sich der Sportler auf der Lenkstange aufgestützt, das Hinterrad angehoben und sich im Kreis gedreht. Das wertvolle Fahrrad wurde zum Training und zu den Veranstaltungen durchs Dorf getragen.

Im Radsportverein (RSV) Langenselbold, der neben dem Kunstradfahren zur Zeit von Heinrich Herdt auch eine Sektion Radball hatte, gab es eine Damen- und Herren-Abteilung. In anderen Vereinen sei auch das Einrad gefahren worden. Die Glanzzeit dieser Sportart seien die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts gewesen, in der auch regelmäßig im Fernsehen berichtet wurde. Leider habe der Kunstradsport in den Jahrzehnten danach ein wenig seine Popularität und Medienpräsenz eingebüßt, berichtet Heinrich Herdt mit einem traurigen Unterton.

Einen Gänsehautmoment erlebte der rüstige 90er nach dem Gespräch über seine Aktivitäten im benachbarten Wohnbereich der Seniorendependance Ronneburg. Zufällig begegnete er dort im Gemeinschaftstraum der Langenselbolder Kunstradfahrerin Ursula Dorn, die an diesem Nachmittag einen Verwandten besuchte. Sie war in ihrer Disziplin hessische Vizemeisterin, genetisch „programmiert“ von ihrer Mutter Getrud Dorn (deutsche Meisterin), die mit Heinrich Herdt befreundet und viele Jahre dem Kunstradsport „verfallen“ war. Die von Gertrud Dorn und Heinrich Herdt hinterlassen Samen gehen noch heute auf.  2021 wurden die im RSV trainierenden Lea-Victoria Styber und Nico Rödiger Vize-Weltmeister im Zweier-Kunstradfahren.

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Heinrich Herdt in der Seniorendependance Ronneburg.

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Wolfgang Herdt mit einer seiner ersten Trophäen.


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