Stadtwald: Rot-Grüne Koalition fordert Umdenken bei Bewirtschaftung

Langenselbold
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"Noch sind die Schäden für den Laien nicht deutlich erkennbar, aber der Klimawandel verstärkt die zunehmende Belastung unserer Wälder und der damit verbundenen Ökosysteme und erfordert daher ein Umdenken in Hinblick auf die zukünftige Bewirtschaftung und Pflege des Waldes", erklären SPD und Grüne in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

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Eines der wichtigsten Projekte der rot-grünen Koalition soll dem Rechnung tragen: "Es geht dabei nicht nur um den Erhalt unseres kommunalen Waldes, sondern auch um die im und vom Wald lebenden Tier- und Pflanzenarten - vor allem Vögel, Fledermäuse, Insekten und Pilze. Es sollen die schon bestehenden so genannten „Prozessschutzflächen“, d.h. bestimmte Waldabteilungen, die dauerhaft nicht mehr für eine Bewirtschaftung in Frage kommen und stattdessen ausschließlich der natürlichen Entwicklung von und als Rückzugsgebiet für Tiere dienen, ausgeweitet werden. Um die zu ergreifenden Maßnahmen auf eine solide und auf den neusten forstwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Basis zu stellen, wurde im vergangenen Jahr die Erstellung eines Waldgutachtens ausgeschrieben. Es konnte ein anerkannter Forstwissenschaftler, Dipl.-Forstwirt Martin Bertram, gewonnen werden, die Langenselbolder Waldflächen auf ihren Zustand zu untersuchen und Maßnahmen für ein nachhaltiges Waldmanagement vorzuschlagen. Das Gutachten wurde in diesem Frühjahr erstellt, im Juli auf einer Sitzung des Bau- Planung- und Umweltausschusses vorgestellt und soll nun als Grundlage für die zukünftige Bewirtschaftung und Pflege der kommunalen Waldflächen dienen. In der Folge der Präsentation des Gutachtens vor diesem Ausschuss kam es dann zu Irritationen, die in einer Presseerklärung der Freien Wähler aufgegriffen wurden: Die zuständige Forstbehörde HessenForst distanzierte sich von dem Gutachten und schickte bald darauf eine Gegendarstellung an die Stadt, in der die von Herrn Bertram vorgeschlagenen Maßnahmen sogar pauschal als sachlich falsch und nicht empfehlenswert bezeichnet werden. Wenn man sich allerdings die Mühe macht, das Waldgutachten und die Gegendarstellung vollständig zu lesen, wird man erstaunt feststellen, dass es bei der Beurteilung des Waldzustands und auch bei den notwendigen Maßnahmen zur Stärkung der Nachhaltigkeit des Waldbestands nur marginale Differenzen gibt – es geht wohl eher darum, die Verantwortlichkeit für den unbefriedigenden Zustand des Waldes zu klären. Abgesehen davon gibt es tatsächlich auch unterschiedliche Interessen: Das rot-grüne Waldprojekt zielt auch, aber nicht nur, auf den Erhalt des Waldes ab, es geht vielmehr um die gesamtheitliche Stärkung des Ökosystems Wald. Von Artenvielfalt und Biodiversität ist bei HessenForst nicht die Rede. HessenForst stellt dagegen ökonomische Aspekte und insbesondere die wirtschaftliche Holznutzung in den Vordergrund. Das ist wenig überraschend. Der Delegationsleiter von HessenForst und verantwortliche Autor der Gegendarstellung, Herr Sebastian Brandenburg, führt den Titel 'Bereichsleiter Produktion'.  Damit ist sicher nicht die Produktion von Naturwaldflächen gemeint."

Die rot-grüne Koalition wird am Montag in der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag einbringen, um die Bewahrung und Wiederherstellung eines gesunden Ökosystems in den Vordergrund der zukünftigen Waldbewirtschaftung zu stellen: "Hier lässt die Kritik der Opposition natürlich nicht lange auf sich warten. So greifen die Freien Wähler in ihrer Pressemeldung  die Kritik von HessenForst auf. Neben den üblichen pauschalen Vorwürfen einer idiologisch motivierten Politik wird dort auch die Behauptung einer 'fehlenden Betrachtung des Standorts des Stadtwalds' aufgegriffen. Das ist völlig falsch. Wir möchten an dieser Stelle richtigstellen, dass Herr Bertram zur Erstellung seines Gutachtens bei mehrfachen Besuchen in Langenselbold sämtliche kommunalen Waldflächen persönlich besichtigt hat – übrigens auch zusammen mit dem zuständigen Revierförster von HessenForst. Der von ihm vorgeschlagenen Waldmanagementplan bezieht sich explizit auf die Situation der von ihm begutachteten Waldflächen. Das gilt insbesondere für die Bewertung der einzelnen Waldabteilungen für ihre Eignung als Prozessschutzflächen. Und Naturschutz ist keine Ideologie. Es geht darum, dass die Stadt Ihre Verantwortung wahrnimmt, den Stadtwald und sein Ökosystem für die Bürgerinnen und Bürger dieser und kommender Generationen zu erhalten. Auch den ökonomischen Aspekten wird dabei Rechnung getragen. Wir möchten an dieser Stelle nur daran erinnern, dass auf Antrag der rot-grünen Koalition im Juli letzten Jahres das ursprüngliche Vorhaben, zwei Landwirten in Büdingen für 1,19 Mio. EUR so genannte Ökopunkte abzukaufen, unterbunden wurde und der Stadt dadurch von einer erheblichen Kostenersparnis profitieren konnte. Diese Ökopunkte können jetzt durch die dauerhafte Umwandlung weniger Waldabteilungen zu Naturwald in der eigenen Kommune nahezu kostenfrei erlangt werden. Allein dieser Betrag hätte in Jahrzehnten nicht durch den Holzverkauf erlangt werden können."

 


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