Kita-Schließzeiten in Sommerferien: Appell an Gemeindevertretung

Linsengericht
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Noch Anfang Juni schien es so, als sei endlich eine Lösung für ein schier endloses Thema, die Sommerferienregelung der Linsengerichter Kitas, in Sicht.

Anzeige


Denn parteiübergreifend sprachen sich die Ausschussmitglieder im Rahmen der ersten Sitzung am 02. Juni 2022 einheitlich für eine Regelung aus, die sich an den Schließzeiten der Betreuungsvereine der Grundschulen in Linsengericht orientiert. Die Kitas in Altenhaßlau würden so analog der Hasela-Schule in den Wochen 3,4,5 schließen. Die Kitas in Eidengesäß, Geislitz und Großenhausen analog der Geisbergschule in den ersten drei Ferienwochen.

"Auch eine Kompromisslösung für die Eltern in Linsengericht, aber die einzig gangbare, da so immerhin sichergestellt wäre, dass die Familien „nur“ drei Wochen Schließzeiten im Sommer stemmen müssten anstelle von möglichen 5 oder 6 – wie in dem vorgelegten Satzungsentwurf von der Gemeindeverwaltung. Unsere Elternschaft wollte eigentlich eine zeitgemäße Lösung – aber es werden immer weitere Kompromisse von der Gemeindeverwaltung gefordert. Der eigentliche Wunsch im Herbst war es, weiter die flexible Lösung - die Eltern wählen ob sie ihr Kind in den ersten drei oder in den letzten drei Wochen bringen - anzubieten oder auch über nur zwei Wochen Schließzeit im Sommer zu sprechen und eine Woche an Ostern. Oder gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe eine ganz andere Lösung auszuarbeiten, die den Bedürfnissen der heutigen Zeit gerecht wird. Doch diese Ansätze wurden direkt von der Gemeindeverwaltung im Herbst 2021 als nicht realisierbare Wunschvorstellungen dargestellt, da dafür nicht ausreichend Personal vorhanden sei", heißt es in einer Pressemitteilung der Linsengerichter Kita-Elternbeiräte.

Kita-Leitungen forderten Schließzeiten in den letzten drei Ferienwochen

"Am 02. Juni sprachen sich die Kita-Leitungen in ersten Termin klar gegen die Regelegung analog der Betreuungsvereine zu schließen aus und führten unter anderem pädagogische Gründe auf. Daher bemühte sich der Elternbeirat nach der Sitzung um einen Termin mit dem Vorstand des Betreuungsvereins der Geisbergschule, um auch die pädagogischen Beweggründe der Kita-Leitungen verbindlich zu klären. Und fand auch hier eine Einigung, durch die:

• Vorschulkinder vor der Sommerschließzeit alle einen gemeinsamen Abschluss in der Kita haben
• die Familien danach gemeinsam in den Urlaub für drei Wochen gehen
• die Vorschulkinder nach den drei Wochen direkt im Betreuungsverein der Geisbergschule starten können

Weiterer Vorteil: Die Eingewöhnung von neuen Kita-Kindern könnte drei Wochen vorher starten, was wartende Eltern und den Gesamtbetrieb in den Einrichtungen zusätzlich entlasten würde. Darüber hinaus würden auch Erzieher:innen, die ebenfalls Kinder in der Geisbergschule oder an der Hasela-Schule haben und den dortigen Betreuungsverein in Anspruch nehmen, zeitgleich in Urlaub gehen können mit ihren Familien. Eigentlich eine tolle (Kompromiss-)Lösung. Da waren sich Elternbeiräte und Eltern einig. Und am 02. Juni eigentlich ja auch die Mitglieder der Parteien, die im Ausschuss für Soziales, Kultur, Jugend, Sport und Senioren agieren."

Und plötzlich war von „Einigkeit“ keine Rede mehr

"Am 22. Juni hingegen ist etwas passiert, womit man, wenn man am 02. Juni vor Ort war, so nicht gerechnet hätte. Eigentlich. Denn die Vertreter:innen der Parteien haben den eigens erarbeiteten Entwurf vom 02. Juni mehrheitlich abgelehnt und stattdessen einen neuen Beschluss gefasst. Dieser Beschluss ist schlimmer für die Familien als die bestehende Satzung“, erklären die Elternbeiräte aus Altenhasslau, Eidengesäß, Geislitz und Großenhausen. „Wir haben viele sachliche Argumente gebracht, haben Kompromisse erarbeitet und auch Lösungen mit der Geisbergschule präsentiert, die die pädagogischen Wünsche der Kita-Leitungen berücksichtigen. Und wieder haben unsere Bemühungen nur dazu geführt, dass es am Ende wohl nicht um die Familien und eine sinnvolle Lösung geht, sondern die Parteien ihre Machtspiele auf dem Rücken der Bürger:innen austragen“, so die Elternbeiräte weiter.

„Hier wird nicht verstanden, dass diese Entscheidungen Existenzen bedrohen", sagt Jessica Thamm-Gonschorek aus Großenhausen, die an diesem Abend zu einen der über 30 anwesenden Elternteile zählte, die mit ihrem Erscheinen zeigen wollte, dass es hier um mehr geht als um eine Formulierung in einer Satzung. „Ich bin alleinerziehend mit zwei Kindern. Wie soll ich im Sommer sechs Wochen Schließzeiten überbrücken? Ich muss meinen Job kündigen, um das zu bewerkstelligen“, sagt sie mit Tränen in den Augen.

"Sieht so eine pädagogisch sinnvolle Entscheidung aus? Ist das familienfreundlich? Haben die Ausschussmitglieder im Sinne der Personen entschieden, die ihnen bei der letzten Wahl das Vertrauen geschenkt haben, ihre Interessen in Linsengericht zu vertreten? Der neue Entwurf, der am 04. Juli nun in der Gemeindevertretung zur Abstimmung steht, ist so schwammig formuliert, dass alles und nichts möglich ist. Das mag in anderen Kommunen so funktionieren. Doch unser Vertrauen ist ehrlich gesagt nicht mehr vorhanden, dass die angedachten Nebenvereinbarungen das aufgreifen, was für die Familien wirklich wichtig ist“, führen die Elternbeiräte fort.

Denn folgende Inhalte müssten noch klar definiert werden:

• Schließen alle Kitas in Linsengericht zeitgleich?
Die Elternschaft wünscht sich keine einheitlichen Schließzeiten. Die Gemeindeverwaltung schon.
• Wie werden die drei Wochen Schließzeiten innerhalb der Sommerferien gelegt?
1.,2.,3. Woche? 4.,5.,6. Woche? 2.,3.,4. Woche? 3.,4.,5. Woche?
Die Elternschaft wünscht sich eine Schließzeit analog der Betreuungsvereine der Grundschulen. Die Gemeindeverwaltung ausschließlich in den Wochen 4,5,6.
• Wie wird der Begriff „Bedarfsbetreuung“ genau interpretiert?

Hier hat es im Winter bereits unterschiedliche Auffassungen gegeben: Die Elternbeiräte sehen unter einer "Bedarfsbetreuung“ eine Betreuung von Kindern, deren Eltern ohne Not eine Unterstützung benötigen und diese frühzeitig anfragen und auch zugesichert in Anspruch nehmen können. Die Gemeinde hingegen habe im Winter erneut aus einer Bedarfs- eine Notbetreuung gemacht, die nur sehr kurzfristig vor den Sommerferien beantragt werden könne und rein auf Notfälle ausgerichtet sei.

"Und das für gerade einmal fünf Kinder in gesamt Linsengericht.
• Wo genau wird die „Bedarfsbetreuung“ angeboten?
In einer der rein kommunalen Kitas in Linsengericht, oder wird hier wieder die Kita Regenbogenland in Altenhasslau bemüht, die keine rein kommunale Einrichtung ist und mehr als zeitgemäße Schließzeitmodelle für Familien anbietet?
• Wie genau ist sichergestellt, dass der Gemeindevorstand nicht jedes Jahr die Wochen 4,5,6 der Sommerferien als Schließzeit beschließt?

Schon bei der Entscheidungsfindung von diesem Jahr zählten die Bedürfnisse der Familien nicht. Wie kann sichergestellt werden, dass dies nicht dauerhaft der Fall sein wird? Denn, und das ist eine weitere entscheidende Frage: Werden die Interessen der Mitarbeiter:innen der Gemeindeverwaltung weiterhin höher gewichtet als die der Familien in Linsengericht wenn der Gemeindevorstand entscheidet? Die Kita-Leitungen haben nicht nur mit Blick auf pädagogischen Beweggründe argumentiert. Sie haben vor allem Argumente aufgeführt, dass es um die Urlaubsplanung der Erzieher:innen geht, weshalb eine Schließung in der 4., 5. und 6. Woche wichtig ist. Nach eigenen Aussagen würden alle Erzieher:innen geschlossen diese Schließzeiten wünschen und man befürchte, dass es zu Kündigungen komme, würde man diesen Wünschen nicht nachkommen. Um das zu demonstrieren, waren bei der zweiten Sitzung am 22. Juni dann auch viele Erzieher:innen in der Sitzung anwesend - selbstverständlich während der Arbeitszeit, so dass weitere Überstunden anfielen, die dann während des laufenden Betriebs abgebaut werden, der aufgrund der derzeitigen Personallage sowieso schon von kurzfristigen Schließungen und verkürzten Betreuungszeiten geprägt ist. War es nicht ein privates Anliegen der Mitarbeitenden, so dass man auch in der Freizeit an einer politischen Sitzung mit privatem Interesse teilnimmt und nicht aufgrund von möglichen Vorgaben der Vorgesetzten?", fragen die Elternbeiräte weiter.

Anwesende Eltern verstehen den Meinungswechsel der Parteien nicht

„Warum? Wie kann das sein? Was ist in den drei Wochen zwischen den beiden Sitzungen passiert?“ Diese Fragen seien zu Hauf nach der Sitzung in der Elternschaft auf gekommen: "Es scheint, als haben die Mitarbeiter:innen der Gemeinde Linsengericht bei den Parteien ein größeres Gewicht als die eigenen Wähler:innen. Natürlich ist es verständlich, dass auch die Bedürfnisse von Mitarbeiter:innen wichtig sind. Doch wem sollten diese wichtig sein? Den Vorgesetzten der Kita-Leitungen: ja. Der Amtsleitung: ja. Dem Bürgermeister als Chef: ja. Aber nicht nur. Denn der Bürgermeister ist auch der Vertreter der Bürger:innen. Doch er hat sich am 02. Juni ganz klar und ausschließlich als Chef positioniert, nicht als Vertreter der Bürger:innen, die ihn durch ihr Vertrauen erst zum Chef gemacht haben. Und die Ausschussmitglieder der Parteien: Denen sollte ihr Auftrag, den sie von den Bürger:innen erhalten haben – und zwar deren Interessen zu vertreten - wichtig sein. Und nicht die der Gemeindeverwaltung und deren Mitarbeiter:innen in den Vordergrund stellen. Doch der Beigeschmack bleibt, dass genau dieser Beweggrund für das Umlenken einiger Ausschussmitglieder ausschlaggebend war. Auch wenn der Beschluss nicht einstimmig gefasst wurde, so wird er am 04.07.2022 doch die Abstimmungsvorlage für die Gemeindevertretung sein. SPD und Grüne haben sich für die schwammige Formulierung ausgesprochen. Wie im Ausschuss bilden diese beiden Parteien auch in der Gemeindevertreterversammlung eine knappe Mehrheit. Es gilt somit zu befürchten, dass es entgegen aller Erwartungen letztlich eine Entscheidung gibt, die für die Familien keine Planungssicherheit bringen wird. Im Gegenteil: Wenn diese Beschlussvorlage am 04.07 in die Satzung aufgenommen wird, gehen die Diskussionen der letzten Jahre unaufhaltsam weiter“, prophezeit der Elternbeirat.

Abschließend heißt es in der Pressemitteilung: "Das ist nicht im Interesse der Eltern, der Familien und sollte auch nicht im Interesse der Parteien oder der Erzieher:innen sein. Daher appellieren wir nochmals eindringlich: Liebe Gemeindevertreter:innen, bitte helfen Sie uns! Wir Familien brauchen Ihre Unterstützung. Bitte setzen Sie ein Zeichen und stimmen Sie am 04.07. für uns Familien, unabhängig ihrer Parteizugehörigkeit. Denn die Kinder sind die Zukunft unserer Gemeinde."


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2