Der Schottergarten: Negativtrend mit ökologischen Folgen

Großenhausen
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Seit einigen Jahren entscheiden sich viele Hausbesitzer dafür, ihre Vorgärten mit Tonnen Kies oder Schotter zuschütten zu lassen.

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Die Gründe dafür sind sehr unterschiedich: es wird eine Minimierung an Pflegeaufwand angestrebt, die reduzierte Erscheinung und Ästhetik werden geschätzt, vielen fehlt auch die Zeit oder eine Gestaltungsidee oder es wird einfach als "modern" angesehen. Was die meisten jedoch nicht wissen: ein solcher "Garten" ist weder besonders pflegeleicht noch kostengünstig oder langlebig. Biologisch gesehen sind solche Flächen zudem tot; denn sie bieten den meisten Insekten, Vögel und anderen Gartentieren und Pflanzen weder Lebensraum noch Nahrung.

Schon die Anlage eines Schottergartens ist teuer und energieaufwendig. Der Kies kann dabei mehrere hundert Euro pro Tonne kosten. Der Belag kann bereits nach zwei bis fünf Jahren durch Algen und unerwünschten Pflanzenaufwuchs unansehnlich werden. Dann wird der Laubbläser und Hochdruckreiniger eingesetzt, Geräte, die viel Lärm verursachen, Energie verbrauchen und schaden obendrein den Kleinstlebewesen. Spätestens nach zehn Jahren muss die gesamte Fläche abgetragen, der Kies gewaschen, das Vlies unter dem Kies entfernt und erneuert und der saubere Kies wieder aufgetragen werden. Das ist alles andere als pflegeleicht und günstig. Der Schotter heizt sich im Sommer stark auf. Die Luft wird nicht durch Pflanzen abgekühlt, sondern auch in der Nacht durch die Steine erwärmt. Außerdem wird der Feinstaub aus der Luft mangels Pflanzendecke nicht gefiltert, Staub und Stickstoffdioxid reichern sich an und der Lärm wird verstärkt.

Anders als in Steingärten nach alpinem Vorbild, die, wenn sie fachgerecht angelegt werden, vielen Insekten Nahrung bieten, sind viele Schottergärten nur spärlich oder gar nicht bepflanzt. Bambus, Rhododendren oder einzelne Töpfe mit Buxbaum bieten Insekten und Vögeln so gut wie keine Nahrung. Selbst Reptilien, die Wärme eigentlich lieben, fühlen sich auf diesen monotonen Flächen nicht wohl. Kleinsäuger finden hier keinen Unterschlupf. Teilweise werden auch Pestizide eingesetzt, die alles Leben auf der Fläche und im Boden endgültig töten.

Eine solche Kies- oder Schotterfläche bewirkt also lediglich, dass es heiß, stickig, staubig, laut, anstrengend und teuer wird und keine Tiere mehr den Garten besuchen. Die Versiegelung führt dazu, dass auch der Boden darunter leidet; denn unter den stark verdichteten Oberflächen lebt nichts mehr. Ebenso geht die Bodenfruchtbarkeit verloren. "Diese Tatsche ist beunruhigend, verlieren wir doch deutschlandweit täglich sehr wertvollen Boden, der uns in einer Zukunft mit Ressourcenmangel und Klimawandel fehlen wird", meint Norbert Möller, Vorsitzender vom NABU Großenhausen. Diese ökologisch völlig wertlosen Flächen wirken ästhetisch monoton und zeigen wenig jahreszeitliche Aspekte oder Veränderung. Es ist von daher unbedingt notwenig und wünschenswert, dass bei der Gestaltung der Vorgärten ein Umdenken stattfindet, damit wieder lebendige Flächen für Insekten, Vögel und andere Tiere entstehen.


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