Vom alten „Herrenhof“ zum modernen Verwaltungsgebäude

Dörnigheim
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Keine uniformierten Polizeibeamten, die durch die Tür eilen. Keine Einsatzfahrzeuge, die mit Blaulicht vom Hof fahren.



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In und rund um die Kirchgasse 7 in Dörnigheim ist es ruhiger geworden, seitdem die Polizei vor knapp drei Jahren ausgezogen ist. Doch der Schein trügt. Zwar ist das städtische Gebäude nicht mehr vermietet, aber derzeit laufen die Planung und Abstimmung auf Hochtouren, um den ehemaligen „Herrenhof“ als Verwaltungsgebäude zu nutzen.

Die Fassade zeugt von der wechselvollen Geschichte des Gebäudes. Unterschiedliche Arten von Ziegelsteinen belegen die baulichen Veränderungen und Erweiterungen, die im Laufe der Jahrhunderte erfolgt sind. Bevor die Stadt Maintal das Gebäude an das Land Hessen zur Nutzung als Polizeidienststelle vermietete, war in dem sogenannten „Herrenhof“ die Schule und Gemeindeverwaltung von Dörnigheim untergebracht. Mit dem Umzug der Polizeistation Ende 2017 in die Edisonstraße im Gewerbegebiete Maintal-Mitte stand die Entscheidung über die weitere Nutzung und damit verbundene Sanierung an.

2018 diskutierten die Stadtverordneten verschiedene Varianten für die weitere Nutzung. Unter anderem war im Gespräch, dort ein Gründerzentrum – so der Vorschlag des Magistrats – einzurichten. Schließlich verständigte sich eine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung darauf, dass in dem ehemaligen Schulgebäude ein Teil der Verwaltung untergebracht werden soll.

Seitdem ist im Hintergrund eine ganze Menge passiert: Ein geeignetes Architekturbüro wurde gefunden, das in Abstimmung mit der städtischen Gebäudeverwaltung die Einrichtung von Büroarbeitsplätzen prüfte und bauphysikalische sowie fachplanerische Untersuchungen in Auftrag gab. Diese sollten Auskunft über den Zustand des Objekts und daraus resultierende Maßnahmen geben. In den sich anschließenden Voruntersuchungen wurden Schadstoffe im Bauwerk festgestellt. Damit stand fest, dass Renovierungsarbeiten allein nicht ausreichen würden, sondern stattdessen eine umfangreiche Sanierung des historischen, unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes notwendig ist. Daraus ergibt sich nicht nur ein finanzieller, sondern ebenfalls ein zeitlicher Mehraufwand. Dies besonders vor dem Hintergrund, dass die notwendige Kernsanierung eines denkmalgeschützten Objekts wie der Kirchgasse 7 unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit mit zusätzlichen Auflagen, wie dem Brandschutz, verbunden ist.

„Mit dem Umbau gelingt eine sinnvolle neue Nutzung. Gleichzeitig sorgen wir für eine Aufwertung der historisch schützenswerten Bausubstanz unseres Gebäudes mitten im alten Ortskern von Dörnigheim“, sagt Bürgermeisterin Monika Böttcher, die als zuständige Stadtentwicklungsdezernentin bei einer kürzlich stattgefundenen Begehung vor Ort die nächsten Schritte erläuterte. Nachdem mittlerweile alle Ergebnisse aus der Schadstoffuntersuchung und Fachplanung vorliegen, wird derzeit der Bauantrag ausgearbeitet. Die weitere zeitliche Planung sieht vor, dass noch in diesem Jahr mit der Schadstoffsanierung und notwendigen Abbrucharbeiten begonnen werden soll, die sich mehrere Monate hinziehen dürften. Die Vergabe verschiedener Gewerke ist bereits erfolgt. Im kommenden Frühjahr sollen dann die Bauarbeiten beginnen.

Für die Nutzung als Verwaltungsgebäude wird die bisherige Raumaufteilung im Wesentlichen beibehalten. Dadurch können in dem zweigeschossigen Gebäude bis zu 38 Arbeitsplätze entstehen, die laut Zeitplan des Architekturbüros ab Frühjahr 2022 zur Verfügung stehen sollen. Eine erste Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2017 hatte unter Hinzunahme des Dachgeschosses das Potenzial für noch mehr Arbeitsplätze gesehen. Doch eine fundierte Untersuchung hat ergeben, dass dies mit zusätzlichen, unverhältnismäßig hohen Kosten zu Buche schlagen würde und mit dem im Haushalt vorhandenen Budget von 2,5 Millionen Euro nicht realisierbar wäre.

Sobald die Kirchgasse bezugsfertig ist, sollen städtische Mitarbeiter*innen dort einziehen, die ihre Arbeitsplätze im alten Rathausteil, dem ehemaligen Schulgebäude in Hochstadt, haben. Auch hier besteht aufgrund der maroden Bausubstanz dringender Handlungsbedarf. Dazu bringt der Magistrat im Oktober eine Vorlage in die Gremien ein, die eine zukunftssichere Lösung der Standortfrage für die Verwaltung aufzeigt. Damit sollen mehr Effizienz und Bürgernähe erreicht sowie die Voraussetzungen für mobiles Arbeiten geschaffen werden.

Foto: Bürgermeisterin Monika Böttcher erläuterte interessierten Vertreter*innen der Maintaler Fraktionen den baulichen Zustand des städtischen Gebäudes in der Kirchgasse 7 sowie die weiteren Planungsschritte. Foto: Stadt Maintal


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