Lichter zum Gedenken und als Forderung

Wachenbuchen
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Eine leuchtende Erinnerung und zugleich ein brennendes Anliegen sind die Kerzen, die Frauen am 1. Oktober auf dem Kürbishof der Familie Schäfer in Wachenbuchen entzündet haben.



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Im kleinen Kreis kamen sie diesmal zusammen, um anlässlich der Aktion „Lucia“ auf die Situation von an Brustkrebs erkrankten Frauen und Männern aufmerksam zu machen.

Die nach der Lichtträgerin Lucia benannte Kerzen-Zeremonie fand diesmal Corona-bedingt im kleinen Kreis statt. Die Pandemie macht es den Frauen der Frauenselbsthilfe Krebs nicht leicht. Die meisten von ihnen gehören zur Risikogruppe. Doch gerade mit der Diagnose „Krebs“ sind Austausch und Halt, wie ihn die Selbsthilfegruppe bietet, wichtig. Deshalb kommen sie weiterhin zusammen. „Wir haben zum Beispiel das Format ,Walk and Talk‘ entwickelt, bei dem wir uns zu einem gemeinsamen Spaziergang treffen“, erzählt Nieves Schwierzeck von der Maintaler Frauenselbsthilfegruppe. Und auch zur Aktion „Lucia“ fanden die Frauen den Weg zum Kürbishof.

„Ich freue mich, mit Ihnen heute hier sein zu dürfen, an diesem wunderbaren Ort, an dem die herbstliche Farbenpracht und die stille Erinnerung an die verstorbenen Frauen zusammenfinden“, begrüßte Bürgermeisterin Monika Böttcher die Gäste und ergänzte mit Blick in die kleine Runde: „Corona mag uns auf Distanz halten, lehrt uns aber zugleich das Miteinander und den Zusammenhalt schätzen.“

Diesen Zusammenhalt pflegt auch die Maintaler Selbsthilfegruppe, die seit 40 Jahren besteht. Seitdem hat sich in der Behandlung von Brustkrebs viel getan. „Brustkrebs ist kein Todesurteil mehr, und doch sterben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt täglich 48 Frauen an einem Mammakarzinom. Damit diese Frauen gerade in Corona-Zeiten nicht vergessen werden, möchten wir, die Gruppe der Frauenselbsthilfe Krebs in Maintal, zusammen mit dem Frauen- und Seniorenbeirat der Stadt Maintal und Bürgermeisterin Böttcher dieser Frauen gedenken“, so Schwierzeck.

Die Aktion „Lucia“ findet seit 30 Jahren zum Auftakt des Brustkrebsmonats Oktober deutschlandweit statt und macht auf die Bedeutung der Frauenselbsthilfe aufmerksam. Denn Tipps zu qualitätsgesicherten Informationen, Leistungen der Krankenkassen, Vorträge von Experten, vor allem aber das Miteinander, das Gespräch, das Verständnis und die emotionale Unterstützung der Betroffenen bestimmen das Selbstverständnis der Gruppe. Denn in der medizinischen Therapie kommt nach Ansicht der Frauenselbsthilfe die individuelle Betreuung nach Operation, Bestrahlung und Chemotherapie immer noch zu kurz. Auch darauf macht die Lichter-Aktion aufmerksam.

„Viele Frauen, die diese Diagnose erhalten, gehen lange Leidenswege. Manche gehen mit dieser Diagnose ihren irdischen Weg zu Ende. Dieser Frauen gedenken wir heute. Ihre Erfahrungen im Umgang mit der Erkrankung leben weiter und können uns Frauen Kraft für das Hier und Jetzt schenken“, so die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Annika Frohböse.

Unter strengen Hygieneauflagen finden mittlerweile wieder verschiedene Aktivitäten der Maintaler Frauenselbsthilfe statt. Das Onko-Café „Let’s talk about Krebs“, das im Januar im Klinikum Hanau eingerichtet wurde, pausiert allerdings. Auch die Jubiläumsfeier zum 40-jährigen Bestehen der Gruppe musste im Frühjahr ausfallen. „Doch wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere“, sagt Susanne Hoffmann, Sprecherin des Maintaler Frauenbeirats und ebenfalls in der Frauenselbsthilfegruppe aktiv, und verweist darauf, dass die Gruppe stattdessen eine Broschüre mit dem Titel „Lust auf Leben – jetzt!“ herausgegeben hat.

Foto: Lichter als Erinnerung und Forderung: Auch und gerade in Zeiten von Corona fand im Kürbishof der Familie Schäfer in Wachenbuchen die Lichter-Aktion „Lucia“ statt, allerdings mit deutlich weniger Teilnehmenden. Foto: Stadt Maintal


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