Raus aus dem Schattendasein

Maintal
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„Frauen besetzen selten glänzende Posten, sondern leisten ihr Engagement oft im Hintergrund“, stellt die Maintaler Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Annika Frohböse anlässlich des Weltfrauentags fest.



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Deshalb gibt es in Maintal seit bald zwei Jahrzehnten die Baumpflanzaktion. Sie zeichnet im Rahmen des internationalen Gedenktags jährlich Maintalerinnen für ihr ehrenamtliches Engagement aus und macht diesen Einsatz für das Gemeinwohl für alle sichtbar.

Braucht es überhaupt noch einen Weltfrauentag? Diese Frage bekam Maintals Bürgermeisterin Monika Böttcher im Vorfeld des internationalen Gedenktags häufiger gestellt. Ihre Antwort, die sie während der Baumpflanzaktion wiederholte: „Ja, es braucht diesen Tag noch. Im Gesetz mag die Gleichstellung verankert sein. Im Alltag ist vieles immer noch nicht erreicht“, sagt sie. Als Beispiele nannte Böttcher die Gewalt an Frauen, die sich weiterhin auf einem hohen Niveau bewege, oder die Zunahme von Hate Speech, also Hassreden im Internet.

Um das Engagement und die Stärke von Frauen sichtbar zu machen, habe die langjährige Frauenbeauftragte Anne Denecke gemeinsam mit Ruth Kaib vom damaligen Frauenbeirat die Baumpflanzaktion ins Leben gerufen, die von ihrer Nachfolgerin Annika Frohböse fortgesetzt wird. „Jeder Baum erzählt eine Geschichte“, so Böttcher. Am Sonntag waren es vier Laudatorinnen, die diese Geschichten erzählten und damit die besonderen Leistungen von Karin Fritsche, Dana Lorenz-Sengöz und Nieves Schwierzeck würdigten.

Seit 1991 leitet Karin Fritsche die Frauenhilfe der evangelischen Kirchengemeinde Dörnigheim. Für Pfarrerin Ines Fetzer ein wunderbarer Anlass, Danke zu sagen. „Ursprünglich war die Frauenhilfe eine Vereinigung gewesen, in der Frauen einander halfen, wenn eine zum Beispiel ein Kind bekommen hatte oder krank war. Im Laufe der Jahre veränderten sich die Aufgaben und Bedürfnisse. Für die altgewordenen Frauen bestand die Hilfe nun darin, sich gegenseitig auch im Alter zu stützen und miteinander im Kontakt zu bleiben“, blickte Fetzer auf die Entwicklung der wöchentlichen Treffen zurück. Für das Programm ist seit bald 30 Jahren Karin Fritsche zuständig. Aber nicht nur für die Organisation, sondern auch dafür, „den Frauen Mut zu machen, sie an das zu erinnern, was sie noch können und nicht auf das zu schauen, was nicht mehr geht“, betonte die Pfarrerin.

Auch Dana Lorenz-Sengöz ist eine von jenen Frauen, die sich „in ihrer bescheidenen, stillen und zurückhaltenden Art in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen engagieren, ohne davon viel Aufhebens zu machen“, wie Anne Denecke in ihrer Würdigung deutlich machte. In deren Frauenbüro hatte Lorenz-Sengöz als Praktikantin angefangen. Heute ist sie Assistentin des Ersten Stadtrats. Neben Beruf und Familie engagiert sich Lorenz-Sengöz vielseitig. Nicht eine einzelne Tätigkeit, sondern gleich eine ganze Reihe listete Denecke auf: ehrenamtliche Schriftführerin in einigen städtischen Gremien, Mitgründung des ersten hessischen Leihladens, Hilfe im Hanauer Tierheim, Vorstandstätigkeit bei der Maintaler Jugend-Musik- und -Kunstschule, Teilnahme an Müllsammelaktionen, ehrenamtliche Kampfrichterin, Hilfe bei Schulfesten und, und, und. „Deswegen finde ich es richtig, dass du diese öffentliche
Wertschätzung deines vielfältigen Engagements für die Gemeinschaft bekommst“, so Denecke.

Ein Schicksal, das täglich hunderte Frauen in Deutschland trifft, schilderten Susanne Hofmann und Sonja Daferner: die Krebserkrankungen von Nieves Schwierzeck. Doch aus Wut, Angst, Ohnmacht, Hilflosigkeit entwickelte sich eine Stärke, die Schwierzeck teilt: mit anderen betroffenen Frauen, die monatlich zum Treffen der Maintaler Gruppe der Frauenselbsthilfe nach Krebs unter ihrer Leitung zusammenkommen. Nicht nur organisatorische Aufgaben wie die Gestaltung der Gruppentreffen und die Vermittlung ganz praktischer Informationen übernimmt Schwierzeck, sondern auch die emotionale Betreuung. „Sie hat alle Teilnehmerinnen im Blick, kennt die Namen, das Schicksal jeder Einzelnen“, so die Laudatorinnen. Und das alles neben dem Beruf in der Jugend-Musik- und –Kunstschule, der Familienarbeit und der Mitwirkung im Frauenbeirat. „Es ist die ganz normale Geschichte eines Frauenlebens in Maintal“, so Hoffmann und Daferner. Diese Geschichten von Frauenleben in Maintal sind im Maintaler Frauenhain spiralförmig angeordnet, wachsen und gedeihen, inspirieren und erinnern an die Stärke von Frauen. Nicht nur am Weltfrauentag.

Foto: Als Zeichen der Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement von Karin Fritsche (Dritte von links), Dana Lorenz-Sengöz (Dritte von rechts) und Nieves Schwierzeck (Vierte von rechts) wachsen im Maintaler Frauenhain drei weitere Linden. Foto: Stadt Maintal


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