Videotelefonie statt Kuschelzeiten

Maintal
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Kindertagespflegestellen in Maintal sind wie die Kindertagesstätten seit 16. März geschlossen.



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Lediglich die Notbetreuung für Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, findet statt. Um die Beziehung zu „ihren“ Kindern zu pflegen, haben Tagesmütter originelle Ideen entwickelt und halten über soziale Medien mit den Familien Kontakt.

Ellen Wolf vom Hessischen Kindertagespflegbüro (hktb) hat mit vier Maintaler Tagesmüttern darüber gesprochen, was die Corona-Krise für deren Arbeit bedeutet. Denn klar ist: Tagesmütter und Kinder vermissen sich gegenseitig. Deshalb gehören regelmäßige Telefonate mit den Tagespflegekindern und deren Eltern nun zum Alltag. Der Austausch über die sozialen Medien oder Videotelefonie ist sehr wichtig geworden. „Mit drei meiner Tageskinder und Eltern pflege ich regelmäßig Kontakt. So können mich die Kinder jederzeit sehen und hören, wenn sie es möchten. Die Kinder freuen sich dann immer sehr und erzählen mir, was sie so machen“, berichtet Tagesmutter Katarina Audibert. Den gemeinsamen Alltag mit spontanen Reaktionen, Kuschelzeit, gemeinsamen Entdeckungen oder vertrauten Ritualen ersetzt das jedoch nicht. Abgestimmt auf die Themen, welche die einzelnen Kinder gerade beschäftigen, stellen Kindertagespflegepersonen außerdem Angebote zur Beschäftigung zusammen. „Ich nutze die Zeit, um ansprechende Bastelideen und Geschichten zu suchen, die ich den Familien nach Hause schicke. Besonders freue ich mich über ,Zaunbesuche‘ meiner Tageskinder, bei denen selbstverständlich der Sicherheitsabstand eingehalten wird“, sagt Tagesmutter Andrea Gärtner.

Tagespflegepersonen überlegen sich unterschiedlichsten Aktionen. So hat zum Beispiel Kerstin Lange kleine Bilderbücher aus dem Alltag ihrer Kindertagespflege erstellt und in die Briefkästen ihrer Schützlinge geworfen. „Die Reaktion der Familien hat mich selbst überwältigt. Sie haben mir kleine Videoaufnahmen geschickt, auf denen zu sehen ist, wie sich die Kinder mit den Büchern beschäftigen und welche Freude sie haben, wenn sie bekannte Dinge erkennen“, erzählt sie. Bianca Schwing ist eine der Tagesmütter, die eine Notbetreuung anbieten. „Meine Tochter und mein Hund sind für mein Tageskind wichtige bekannte Anknüpfpunkte in der Zeit ohne die anderen Kinder.“ Ein Sicherheitsabstand kann bei der Betreuung nicht eingehalten werden, da besonders die jungen Kinder unter drei Jahren viel Zuwendung, Nähe und Pflege brauchen und einfordern, etwa beim Wickeln und Füttern.

Welche Spuren die Ausnahmesituation im Zuge der Corona-Maßnahmen bei den Kindern hinterlassen wird und wie der Wiedereinstieg gestaltet werden kann, dazu machen sich die Kindertagespflegepersonen ihre Gedanken, ohne eine universelle Antwort parat zu haben. Auch, ob die finanzielle Absicherung weiterhin gegeben ist, beschäftigt die selbstständig arbeitenden Frauen.

Ein gemeinsames Fazit gibt es jedoch bei allen: Die Zusammenarbeit mit den Familien gelingt gut. Der gemeinsame Wunsch, für jedes einzelne Kind das Beste aus der Situation zu machen, ist ein Ziel, das mit gutem Zusammenhalt erreicht werden kann. Alle freuen sich darauf, hoffentlich bald wieder in einen normalen Betreuungsalltag starten zu können. Interessierte, die mehr über Kindertagespflege in der Corona-Krise erfahren möchten, finden die ausführlichen Interviews im aktuellen Newsletter des hktb unter folgendem Link: http://www.hktb.de/nachrichten

Foto: Durch Corona ist alles anders. Notbetreuung wie bei Bianca Schwing erfolgt ganz individuell, ebenso wie der Kontakt zu den Kindern und deren Familien. Foto: Stadt Maintal


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