Annette Duplois-Rauh arbeitet seit 24 Jahren als Tagesmutter

Maintal
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Verwaist steht der Fuhrpark im Hof von Annette Duplois-Rauh.



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Die kleinen Rennfahrer, die dort sonst ihre Runden mit den Bobbycars drehen, sind im Zwangsurlaub. Ebenso wie die Tagesmutter. „Mir fehlen die Kinder“, sagt Duplois-Rauh. Telefonisch und mit kurzen Videos oder einem Gruß über den Zaun hinweg bleibt sie mit ihnen in Kontakt. Gemeinsame Aktivitäten, auch wie sie im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Gut betreut in Kindertagespflege“ geplant waren, sind nicht möglich.

Annette Duplois-Rauh fällt die neue Ruhe schwer. Seit 24 Jahren ist sie Tagesmutter in Maintal – mit Herz und Seele. Bis zu fünf Kinder unter drei Jahren betreut sie. Am liebsten ist sie mit ihnen draußen unterwegs, um gemeinsam die Welt zu entdecken. „Es ist spannend, immer wieder aufs Neue die Entwicklung von Kindern zu begleiten, neue Herausforderungen zu meistern und jedes Kind in seiner Einzigartigkeit zu erleben“, schwärmt sie von ihrer Tätigkeit, zu der sie wie die Jungfrau zum Kinde gekommen ist, als sie nach einer geeigneten Tagesmutter für ihren eigenen Sohn suchte.

Die gelernte Zahnarzthelferin interessierte sich damals schon für die Arbeit mit Kindern. Die Idee, als Tagesmutter zu arbeiten, entstand aber erst durch den eigenen Bedarf. Aus der Idee wurde recht schnell eine beschlossene Sache. Seitdem ist die Kindertagespflege für Duplois-Rauh nicht nur Profession, sondern vor allem Passion. Wenn sie von ihrem Alltag mit den Kindern erzählt, klingt deutlich an, dass sie darin aufgeht und auch mit 60 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt. „Solange ich gesund und fit bin, mache ich das! Und noch komme ich hinterher“, lacht sie fröhlich. Schließlich sorgen vor allem die Zwerge dafür, dass sie fit bleibt.

Es ist aber nicht nur die Arbeit mit den Kindern, die sie schätzt, sondern auch die Flexibilität der Selbständigkeit. „Ich bin frei in meiner Arbeitszeit- und meiner Tagesgestaltung“, sagt sie. Das Schönste aber sind die „beruflichen Kontakte“: „Die Arbeit mit den Kindern ist unglaublich bereichernd, und es macht mich stolz, dass ich ihnen Werte fürs Leben mitgeben kann“, erzählt sie. Verständlich, dass der Abschied nicht leichtfällt, wenn die Kinder mit rund drei Jahren in die Kita wechseln. „Aber man merkt dann auch, dass es Zeit für diesen Schritt ist, weil sie andere Bedürfnisse entwickeln“, sagt sie.

Verändert haben sich in den zurückliegenden Jahren auch die Bedürfnisse der Tagesmütter, nicht zuletzt, weil mit der Institutionalisierung der Kindertagespflege auch die Anforderungen an die Qualifikation gestiegen sind. Deshalb können Tagespflegepersonen von einem breit gefächerten Fortbildungsangebot profitieren. „Das ist eine tolle Unterstützung unserer täglichen Arbeit“, sagt Duplois-Rauh und Anja Stroh-Barth, die Leiterin der Servicestelle Kindertagespflege Maintal (SKM), nickt bestätigend. Die Servicestelle ist quasi die vermittelnde Agentur in Sachen Kindertagespflege in Maintal. „Wir informieren Eltern umfassend und ergebnissoffen über alle Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Maintal. Familien die sich für Kindertagespflege entscheiden, schlagen wir Tagesmütter vor, die den benötigten Betreuungsbedarf abdecken, werben neue Kindertagespflegepersonen an und sind natürlich Ansprechpartner bei allen Fragen, die vor oder während der Betreuung entstehen“, erläutert sie.

Eine häufig wiederkehrende Frage war und ist die nach der Vertretungsregelung, wenn die Tagesmutter urlaubs- oder krankheitsbedingt nicht zur Verfügung steht. „Hier haben einige Tagesmütter in der Vergangenheit individuelle Absprachen getroffen. Mit der Fertigstellung des Familienzentrums Eichenheege stehen uns nun Räumlichkeiten zur Verfügung, die wir zukünftig für den Vertretungsbedarf in der Kindertagespflege nutzen können“, erläutert sie. Es gibt Spiel-, Schlaf- und natürlich auch Sanitärräume, die darauf warten, von den Kindern erobert zu werden.

Auf die Rückkehr ihrer Tagespflegekinder wartet auch Annette Duplois-Rauh. Nächste Woche soll es soweit sein. „Ich kann schwer einschätzen, wie sich die coronabedingte Trennung auswirken wird“, sagt sie. Gerade die ganz Kleinen, die noch nicht so lange bei ihr seien, bräuchten sicherlich mehr Zeit, um wieder Fuß zu fassen. Zeitgleich warten einige der älteren Tagespflegekinder auf einen Platz in der Kita, und auch deren kleine Nachrücker stehen schon in den Startlöchern. Sicher ist für die Bischofsheimer Tagesmutter indes eines: Distanz halten ist in der Betreuung von Kleinkindern unmöglich. „Ebenso die Betreuung mit Maske. Das ist für die Kinder befremdlich, wenn sie nur meine Augen sehen. Gerade die Kleinsten brauchen die nonverbale Kommunikation und müssen die Mimik erkennen“, sagt sie. Geplant ist eine Wiederaufnahme der Kindertagespflege ab 25. Mai.

Foto: Kuscheln mit Puppen statt mit Kindern – Der Maintaler Tagesmutter Annette Duplois-Rauh fällt die coronabedingte Pause schwer. Foto: Stadt Maintal


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