50 Jahre „Vogelschutzgruppe Ostheim“

Ostheim
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Vor fast genau 50 Jahren, am 6. Mai 1974 wurde von engagierten Ostheimer Bürgern unsere Vogelschutzgruppe in der Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ die alten Usthemer kennen Sie nur unter der Bezeichnung „Kohle Schaah“, gegründet.



Von den damals 17 Gründern lebt heute leider keiner mehr. Stellvertretend für alle 17 soll an dieser Stelle an das Gründungsmitglied Hans Herrmann erinnert werden. Hans war als Jagdpächter dem neuen Verein in jeder Hinsicht hilfsbereit und gewährte jede erdenkliche Unterstützung. Leider ist unser Freund Hans Herrmann am 23. Juni 2022 im Alter von 75 Jahren viel zu früh verstorben. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren. Doch zurück zum Jahr 1974. War es Vorsehung der Gründer oder einfach nur ein Fingerzeig. Am 1. Juli des Jahres 74 wurde Ostheim in die Stadt Nidderau „Zwangseingemeindet“. Haben die Usthemer eben noch schnell einen Verein ins Leben gerufen….

Die noch bestehende Gemeinde Ostheim hat dann die Schutzhütte der Waldarbeiter den Vogelschützern als erste Heimstätte überlassen.  Der Lebensraum in der Vogelwelt den es zu hegen und pflegen galt erstreckte sich damals auf … ha. Nicht nur im Wald, sondern auch in Feuchtwiesen und entlang der Nidder. Vorrangiges Ziel der Gründungsmitglieder war die Erhaltung der örtlich typischen Brut- und Gastvogelwelt. Schritt für Schritt erweiterten sich die Aufgaben. Im Ostheimer Kirchturm und in Scheuen wurden Schleiereulenkästen angebracht. Auf Streuobstwiesen bot man Steinkäuzen künstliche Nisthilfen an.

Es wurden erste Feldholzinseln angelegt, um der Vogelwelt zusätzliche Lebensräume zu bieten. Schon bald war eine angemietete Lagerhalle im alten Ortskern zu klein und 1993 wurde ein Gerätehaus in den Pfortenwiesen erstellt. Das Grundstück stellte die Stadt Nidderau zur Verfügung. Seit 2021 gibt es einen weiteren Lagerraum im Bürgerhof. Im Jahr 1988 übernahm Friedhelm Scharff den Vorsitz und führte den Verein bis zur Jahreshauptversammlung 2000. Anschließend fungierte unser Vogelfreund Friedhelm noch 15 Jahre als Schriftführer, bevor er 2016 verstarb. Auch Friedhelm Scharff wollen wir stellvertretend für viele unserer bereits verstorbenen Mitglieder ein ehrendes Andenken bewahren. 

Schon seit den 1980er Jahren gehören Willi Wies und Michael Döll zu den Aktivposten im Verein. Mit Helmut Döll, Fritz Klein und Heinz Repp gibt es 3 ehemalige Mitstreiter in Vorstands-ämtern welche schon das 90. Lebensjahr vollendet haben, sich aber noch entsprechender Gesundheit erfreuen. Willi Wies war über 20 Jahre 1. Kassenwart des Vereins und bis heute ist er als Mitglied im erweiterten Vorstand tätig. Michael Döll ist nunmehr im 24. Jahr seiner Tätigkeit als erster Vorsitzender. Für diese langjährige ehrenamtliche Tätigkeit wurde ihm im Dezember 2019 der Ehrenbrief des Landes Hessen durch unseren Landrat Torsten Stolz überreicht.

Doch nun zurück zu unserer Vogelwelt und dem Tun und Wirken der Gruppe hier in Ostheim. Neben der Betreuung von zur Zeit rund 450 Nistkästen etwa 20 Brutröhren für Steinkäuze gilt die Aktivität auch den beiden Horsten für unsere Störche. Bereits 2005 wurden diese Nisthilfen aufgestellt und tragen die Namen Ostheim I und Ostheim II (letzter am Hessen-Jakobsgraben) für unsere Naturkenner. Ein weiterer Traditionsstandort ist der Ostheimer Kirchturm. Anfangs Nistplatz für Schleiereulen, Turmfalken und Dohlen konnten hier in den letzten Jahren nur noch Eulen und Dohlen beringt werden.

Was versteht man denn unter der Pflege von Nistkästen und anderen Bruthilfen. Nun, zum einen die Erhaltung dieser Einrichtung durch Pflege, anstehende Reparaturen und evtl. Austausch bei größeren Beschädigungen oder letztendlich Ersatz. Leider kommt es auch immer einmal vor, dass diese Kästen einfach verschwinden. Zum anderen erfolgt die jährliche Kontrolle hinsichtlich dem Besatz und der Säuberung alter Nester. An unserer aufgestellten Ausstellungswand können sie sich gerne die verschiedenen Bruthilfen im „Original“ ansehen.

An dieser Stelle ein paar Zahlen aus dem letzten Jahr: Von den 450 Kästen blieben 150 unbesetzt. D.h. rd. 2/3 Brutpaare konnten aufgelistet werden. In erster Linie Kohlmeisen, Blaumeisen und eine Sumpfmeise. Dazu kamen 3 Kleiber, 26 Fliegenschnäpper 1 Sperling und 11 Wespen bzw. Hornissennester. In den 18 Brutröhren waren 7 Steinkauz-bruten mit 35 Eiern. Das Jahr 2023 war in Nidderau insgesamt das „Erfolgreichste“ seit der Bestandserfassung. Hat man doch insgesamt 103 junge Steinkäuze beringt. Unsere beiden schon genannten Storchenhorste hatten im letzten Jahr insgesamt 7 Jungstörche sowie ein Jungstorch auf einem Hochsitz am Junkernwald. Zwar sind wir in Bezug auf Storchenpaare nicht die Nr.1 in Hessen. Dies ist der Landkreis Groß-Gerau aber mit 151 Brutpaaren ist der Main-Kinzig Kreis unter den ersten…. ?

Doch genug der reinen Statistik kommen wir zu weiteren Aktivitäten. Unter Federführung des Naturschutzbund Deutschland (NABU) findet jährlich die „Stunde der Gartenvögel“ und die „Stunde der Wintervögel“ statt. Hier erfolgen Zählungen und Naturliebhaber sind aufgerufen Vögel zu notieren und an den NABU zu melden. Das gleiche gilt auch für die Wintervögel. Übrigens die nächste Zählung der Gartenvögel findet vom 9. bis 12. Mai also in gut 3 Wochen.

Weiterhin wird jedes Jahr über den NABU im Herbst der „Vogel des Jahres“ gewählt. 2024 ist dies der Kiebitz. Der gefährdete Bodenbrüter setzte sich bei der Abstimmung gegen den Steinkauz, das Rebhuhn, die Rauchschwalbe und den Wespenbussard durch. Dazu gehört auch die Herstellung von Futter für Winter-fütterungen. Neben den Grundstoffen wie ausgelassenem Rindertalg und Sonnenblumenkernen gilt es hier das richtige Mischungsverhältnis zu finden.

An dieser Stelle möchten sich die Verantwortlichen der Vogelschutzgruppe auch einmal bei hiesigen Firmen und Gewerbetreibenden für deren Unterstützung bedanken. Dies sind die Garten- und Landschaftsbaufirma Dillmann und die Metzgerei Volker Jost. Seit über 20 Jahren ist unsere Gruppe auch im Herbst beim sogenannten „Äpfellesen“ aktiv. Auf den Streuobstwiesen unseres Vereinsmitglieds Michael Bickel werden teilweise sehr ordentliche Erträge erzielt, die anschließend in die Kelterei Walter nach Bruchköbel kommen um dort zu einem „gudde Stöffche“ verarbeitet zu werden. Michael herzlichen Dank für die Bereitstellung deiner Streuobstwiesen.

Jetzt werden sich sicherlich einige fragen „wofür braucht denn eine Vogelschutzgruppe den „Äppelwoi“ ? Nun, nicht nur am Sonntagvormittag in unserer Schutzhütte beim Frühschoppen sondern insbesondere bei der Feier am 1. Mai fließt dieses heimische Nationalgetränke in durstige Kehlen. Und da wären wir beim Thema „Geselligkeit“ ! Seit Jahrzehnten sind wir zur Maifeier Gastgeber in und um unsere Hütte und erfreuen uns immer einem regen Publikumszuspruch.

Neben dem Ostereiersuchen und unserem Familienabend kurz vor den Weihnachtstagen sind auch die Ausflüge ein fester Bestandteil im Vereinsleben. Jeweils im 2-Jahresrythmus geht es im September mit einem Reisebus für 50 Personen auf Fahrt. Vom Edersee über das hessische Bergland, den Rhein, den Main, die Mosel sowie das Frankenland und die Pfalz haben wir schon viele schöne Orte besucht.

Vielleicht sollten wir uns in Zukunft mal auf einen Mehrtages-ausflug begeben. Nicht vergessen möchte ich unser Mitwirken bei der Usthemer Kerb schon seit dem Jahr 2012. Fragt man sich „was ist das Erfolgsgeheimnis der Ostheimer Vögler“ so ist es die Kontinuität im Vorstand und in der Mitgliedschaft. 353 Mitglieder im Verein davon heute Vormittag ein Großteil hier anwesend, einige für eine besondere Ehrung.

  • Langjährige aktive Vorstandsmitglieder
  • Michael Döll und Willi Wies habe ich bereits erwähnt.
  • Volker Weider seit 20 Jahren im Vorstand davon 16 Jahre schon 2. Vorsitzender
  • Klaus Kinze seit 14 Jahren im Vorstand davon schon 6 Jahre Kassierer
  • Karl-Heinz Gemmecker hat seit 2012 das Amt des 2. Kassierers inne
  • Wolfgang Kessner, Fritz Mehrling und Hans Wolf sind seit 2016 im erweiterten Vorstand tätig

und last but not least unser Schriftführer Peter Gregorius schon in seiner 4. Amtszeit als Schriftführer

Autor: Reinhard Weider (Beisitzer im Vorstand)

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