Terrorismus-Experte Hartleb: Hanauer Täter zwischen Wahn und Ideologie

Nidderau
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Als "einsame Wölfe" bekannte rechte Einzeltäter wie der Hanauer Tobias R. seien Grenzfälle zwischen Wahn und Ideologie, erklärte der Politikwissenschaftler Dr. Florian Hartleb im Online-Talk der Initiative Zukunft Nidderau am Dienstag, den 19. Mai 2020.



Der international gefragte Terrorismus-Experte war der erste Talk-Gast der noch zu gründenden unabhängigen Wählergruppe.

Das Handeln einsamer Wölfe sei häufig sowohl von persönlichen als auch von politischen Motiven bewegt, erläuterte Dr. Hartleb. Der Täter von Hanau sei von Frauenhass geprägt gewesen und habe an paranoider Schizophrenie gelitten. Gleichzeitig habe er sich mit einer politischen Botschaft an die deutsche und amerikanische Öffentlichkeit richten wollen und seine Tat entsprechend geplant. Das Manifest von Tobias R. sei rassistischer Natur und erinnere an die rechte Ideologie der Reichsbürgerbewegung. Bei den Morden vom 19. Februar handele es sich eindeutig um einen terroristischen Anschlag.

Es bestünde Anlass, sich um die Demokratie zu sorgen, meinte Dr. Hartleb. Behörden seien oft unzureichend darauf vorbereitet, auf Entwicklungen in virtuellen, transnationalen Räumen zu reagieren. Zumal gewännen Verschwörungsmythen und Antisemitismus gerade während der Coronakrise an Boden. Extremisten versuchten, sogenannte "Hygienedemos" für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Dr. Hartleb ist Autor des  2018 bei Hoffmann und Campe erschienen Buches "Einsame Wölfe: Der neue Terrorismus rechter Einzeltäter", das seit kurzem auch über die Bundeszentrale für politische Bildung zu beziehen ist.

Die Initiative Zukunft Nidderau plant weitere Online-Talk-Runden zu verschiedenen gesellschaftlichen und kommunalpolitischen Themen. Der nächste Online-Stammtisch findet am Mittwoch, den 27. Mai 2020, um 19.30 Uhr statt. Zugangsdaten können Interessierte per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! anfordern.


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