Stadt will ehemalige Synagoge kaufen

Schlüchtern
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Die Stadt Schlüchtern möchte die alte Synagoge in der Innenstadt (Grabenstraße 10) kaufen und dazu in Kaufverhandlungen mit den Eigentümern treten.



Darüber berichtet Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) in einer Pressenotiz. Eine entsprechende Vorlage wird am kommenden Montag den Stadtverordneten zum Beschluss vorgelegt.

Nach dem Tod des bisherigen Eigentümers Heinrich Heil gab es Kontakte zwischen den Erben und der Verwaltungsspitze. „Wir haben bereits im ersten Gespräch deutlich gemacht, dass wir als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wenn die Synagoge veräußert werden soll“, sagt Möller. Die Verwaltung hat indes bereits Fördermittel zum Erwerb der Synagoge im Rahmen des Förderprogramms Aktive Kernbereiche in Aussicht gestellt bekommen. „Wir sollten die Synagoge und das Rabbinerhaus erwerben und werden hierzu Förderungen zum Kauf und zur mittelfristigen Sanierung beantragen“, sagt Möller. Der Bürgermeister und der Magistrat sind sich bewusst, dass mit dem Erwerb des zeitgeschichtlich wertvollen Gebäudes noch mehr Arbeit auf die Stadt und seine Verwaltung zukommt. „Wir haben in den letzten 3 Jahren zahlreiche Bauprojekte in der Kernstadt sowie in den Stadtteilen angestoßen.“ Möller: „Die Synagoge nicht in städtisches Portfolio zu übernehmen, halte ich strategisch für unklug! Wir müssen die Planungshoheit über solch kulturell- und stadtgeschichtlich wichtigen Gebäuden besitzen.“

Allerdings werden wir mittelfristig an der Synagoge baulich und konzeptionell definitiv nichts verändern. „Vorrangig müssen wir aufgrund der Komplexität und der Außenwirkung und der damit verbunden stadtentwicklungstechnischen Bedeutung für Schlüchtern und den gesamten Bergwinkel die Neue Mitte auf dem Lan-ger-Gelände sowie die Kreissparkasse in Ihrem Bauvorhaben begleiten, entwickeln und uns dringend um die Stadtteile kümmern. Gerade in den Stadtteilen müssen wir im Rahmen der Dorferneuerung unglaublich viel aufarbeiten und den Investitionsstau dringend abbauen. Eine konzeptionelle Entwicklung der Synagoge in der aktuellen Situation halte ich für fahrlässig in Anbetracht der vielen Aufgaben der Verwaltung. Wir entwickeln aktuell das Kultur- und Begegnungszentrum und werden im Anschluss auf die abgeschlossene Entwicklung der Schlüchterner neuen Mitte das wertvolle Kleinod Synagoge mit angeschlossenem Rabbinerhaus in Korrelation zu einem gesamtstätischen Konzept vereinen.“ Deshalb werde am Gebäude der Synagoge und des Rabbinerhauses erst einmal nichts verändert. "Die Stadtverwaltung plant, das Stadtarchiv und weitere Archive aus unterschiedlichen Liegenschaften, als Zwischenlösung, zusammenzuführen und im oberen Bereich der Synagoge anzusiedeln. Gerade im Bereich der Stadthalle schaffen wir zudem wichtigen freien zusätzlich nutzbaren Raum für die Vereine und Kulturschaffende der Stadt. Für große kulturelle Veranstaltungen sind weiterhin die Stadthalle sowie das neue Kultur- und Begegnungszentrum auf dem Langer-Areal vorgesehen", so Möller.

Hintergrund

Am Ende des 19. Jahrhunderts war die jüdische Gemeinde in Schlüchtern auf etwa 400 Personen angewachsen, sodass die Synagoge in der Grabenstraße 10 errichtet wurde. Von 1898 bis 1938 war die Synagoge Treffpunkt und Gebetshaus der Schlüchterner Juden. In der Reichspogromnacht wurde das Innere verwüstet, das Gebäude blieb jedoch stehen. 1945/46 wurde die Synagoge wieder hergerichtet. Die Synagoge wurde verkauft und seit 1950 als Kleiderfabrik genutzt. Von 1970 an folgte die Nutzung durch die Stadt Schlüchtern unter anderem auch für kulturelle Veranstaltungen. Seit 2013 steht das Gebäude leer.


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