Droht ein Blackout? Erster "Schlüchterner Energiegipfel"

Matthias Möller (parteilos, rechts) und Erster Stadtrat Reinhold Baier (CDU) konnten zahlreiche Gäste zum ersten „Schlüchterner Energiegipfel“ begrüßen. Foto: Stadt Schlüchtern

Schlüchtern
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Schlüchtern Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) will nicht länger tatenlos der seiner Ansicht nach zögerlichen Politik der Bundesregierung in Sachen Energie- und Wirtschaftskrise zusehen. Deswegen ergriff er jetzt die Initiative und lud zu einem ersten „Schlüchterner Energiegipfel“ ein. Mit mehr als zufriedenstellender Resonanz: Als Gäste begrüßte er Vertreter der heimischen Wirtschaft - die zehn stärksten Gewerbesteuerzahler und Arbeitgeber aus Schlüchtern, die zusammen etwa 3000 Arbeitsplätze repräsentieren – des Energieversorgers RhönEnergie Fulda, der Industrie- und Handelskammer, des Arbeitsamtes, der hiesigen Geldhäuser, des Vereins für Wirtschaft und Tourismus e.V. (WITO), des Schlüchterner Magistrats, die Amtsleiter im hiesigen Rathaus sowie Landrat Thorsten Stolz (SPD).



Engagiert wurde über das Thema Energie und die derzeitige politische Situation in Deutschland und der Welt diskutiert. Dabei wurde spürbar, unter den Gästen herrscht derzeit eine allgemeine große Unsicherheit statt einer Planungssicherheit. Dabei stand auch die Frage im Raum, ob die Regierungsspitze diese Herausforderungen überhaupt stemmen könne. Übereinstimmend wurde die Ansicht vertreten: Die Politik müsse schneller reagieren. Mit der Strompreisbremse sei zwar ein wichtiges Signal gesetzt worden, dieses jedoch viel zu spät.

Die Vertreter der RhönEnergie konnten mit informativen Fakten für etwas mehr Klarheit zur derzeitigen Versorgungssituation sorgen. Die Gasspeicher seien mittlerweile gut gefüllt, aber es komme nur schleppend LNG-Gas nach Deutschland. Trotz allem sei die Gasversorgung grundsätzlich für Hessen offenbar kein größeres Problem. Auch das Stromnetz sei von der technischen Seite das beste in der Welt. Ein „Blackout“ in Schlüchtern dürfte eher unwahrscheinlich sein, aber dennoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Dieser könne durch Sabotage passieren oder aus einem terroristischen Angriff resultieren.

Problematisch könne es zudem werden, wenn die Menschen jetzt verstärkt auf elektrische Heizgeräte setzten. Daraus resultierten möglicherweise gefährliche Spannungsspitzen, wofür das Stromsystem nicht ausgelegt ist. Alle Bürger hätten eine Eigenverantwortung beim Sparen von Energie, um damit einem Totalausfall vorzubeugen.

Für diesen „Worst Case“-Fall müssten die Kommunen gewappnet sein und die Freiwilligen Feuerwehren sowie das Technische Hilfswerk vor Ort die kritische Infrastruktur wie Wasserversorgung und -entsorgung sicherstellen, betonte Möller. Ebenso die Notstromversorgung. Er versprach, dieses Thema bei der nächsten Sitzung der Wehrführer auf die Tagesordnung zu bringen. Dabei müsse auch ein Stresstest für die Feuerwehr-Gebäude, die Stadthalle und die Stadtwerke zur Sprache kommen. Die Weltmarktpreise werden sich nicht nur im Energiesektor, sondern in vielen Bereichen auf einem hohen Niveau einpendeln. Keiner wisse derzeit, wo das Ende der Fahnenstange sei. Vordringlich müssten sich Unternehmen folglich jetzt Gedanken machen um die Themen Kosten und Betriebscontrolling.

Hier sei auch massiv die Politik gefordert, damit Jobs gerade jetzt in der Produktion in Deutschland gesichert werden. „Wir leben in einem weltweiten Wettbewerb. Bleibe die Situation so wie sie ist, werden Tausende Jobs unwiederbringlich ins Ausland verlagert.“ Jeder Tag, der ergebnislos verstreiche, sei ein „Sargnagel“ für die deutsche Wirtschaft. Bei politischen Entscheidungen dürfe nicht in Legislaturperioden, sondern müsse langfristig gedacht werden. Angst sei in der gegenwärtigen kritischen Lage zwar nachvollziehbar, aber sie lähme und sei Gift für die Marktwirtschaft – und sie mache Angst vor der Angst. Es gelte, aktiv die Probleme anzugehen und offen mit der Bevölkerung zu kommunizieren. Die Stadt Schlüchtern werde beispielsweise zeitnah die 50 größten Unternehmen zu den aktuellen Problemen befragen und die Evaluierung dazu an den Main-Kinzig-Kreis weiterleiten.

Die Teilnehmer der Runde waren abschließend begeistert von der transparenten und offenen Kommunikation. Entsprechend präsent war der Wunsch nach einer Fortsetzung dieser erfolgreichen Auftaktveranstaltung.

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Matthias Möller (parteilos, rechts) und Erster Stadtrat Reinhold Baier (CDU) konnten zahlreiche Gäste zum ersten „Schlüchterner Energiegipfel“ begrüßen. Foto: Stadt Schlüchtern


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