6.000-Kilometer-Rallye: Von Schlüchtern bis nach Afrika

Auf Wiedersehen Breitenbach: Nils Freytag (rechts) und Max Scholz machen sich mit diesem Opel Frontera auf den Weg in den Senegal. Foto: Ulrich Schwind

Breitenbach
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Sie wuchsen zusammen im Schlüchterner Stadtteil Breitenbach auf, sind heut enge Freunde und haben schon viele Aktionen im Leben gemeinsam durchgezogen, speziell auch ausgefallene Reisen unternommen. Doch jetzt streben sie den ultimativen Kick an: Gemeinsam mit einem Auto in den Senegal fahren.



Auf diese Idee muss man erstmal kommen: Auf eigene Kasse ein etwas betagtes Auto kaufen, die nötigsten privaten Dinge einpacken und dann los. 6000 Kilometer hinter dem Steuer verbringen und das westafrikanische Senegal ansteuern. Dort am Zielort Saint-Louis an der nordwestlichen Küste Senegals den Wagen an einen Händler verkaufen, den Erlös für ein gemeinnütziges Projekt in Mauretanien spenden, private Dinge bis auf das Handgepäck verschenken, um dann möglichst billig von Dakar aus wieder nach Hause zu fliegen.

Die beiden Jugendfreunde Nils Freytag und Max Scholz wollen diese – sagen wir „Erlebnisreise“ – in Angriff nehmen. Antrieb war die Idee, „ein bisschen was Verrücktes“ zu machen. Klar. Die beiden haben schon gemeinsam Rucksack-Touren in Brasilien, Thailand, Kambodscha, Vietnam, Tansania, Australien und den USA unternommen. Doch jetzt haben sie „Bock“ auf ein richtiges Abenteuer, etwas, was die wenigsten Menschen machen. Und noch für einen guten Zweck. Als sie dann von der „Dust-and-Diesel Rallye“ hörten, war ihnen klar: Das ist ihr Ding. Unter der Anleitung eines in Afrika erfahrenen deutschen Veranstalters wird diese Amateurrallye zweimal im Jahr organisiert. Skeptikern, die die Tour für gefährlich halten, tritt das muntere Duo gleich entgegen: Die Sache sei gut organisiert, gefährliche Abschnitte in der West-Sahara fänden unter Polizeischutz statt. Kein Grund zur Sorge also für Familienangehörige oder Freunde.

Vor wenigen Tagen haben der 34-jährige Freytag (Beruflich im Vertrieb eines namhaften regionalen Unternehmens tätig) und der 32-jährige Scholz (Mitarbeiter in einer Netzleitstelle) das wichtigste Handwerkszeug für ihre Tour erstanden. „Irgendeine alte Mühle“ sollte es sein. Über ein Internet-Portal wurden sie auf einen Opel Frontera in Schwalmstadt aufmerksam. Angesichts der verrückten Verwendung des Wagens gab der Verkäufer einen Sonderrabatt. Für 1800 Euro wechselte der Allrad-Diesel den Besitzer. Das Fahrzeug ist 24 Jahre alt und hat rund 270000 Kilometer auf dem Buckel. Das gute Stück soll jetzt erstmal vom „Haus- und Hof-Schrauber“ der beiden Herren durchgecheckt werden – besser ist das, weil die beiden Herren von Autotechnik nach eigenem Bekenntnis keine Ahnung haben-, bevor das Auto dann am 16. Oktober seinen ersten relativ harmlosen Einsatz fährt: Es geht nach Würzburg zu einem Vortreffen und ersten Kennenlernen der rund zwei Dutzend Teilnehmer. Die eigentliche Rallye startet am 28. Dezember und dauert bis 15. Januar 2023.

Startpunkt ist natürlich nicht in Breitenbach und auch nicht anderswo in Deutschland, sondern in der spanischen Hafenstadt Tarifa. Diese liegt in der andalusischen Provinz Cádiz und ist der südlichste Punkt des europäischen Festlands. Das bedeutet in der Praxis: Heiligabend wird noch zuhause im Kreise der Familien gefeiert. Am ersten Weihnachtsfeiertag geht es dann auf eigene Faust entspannt los zum Treffpunkt in Spanien. Silvester, so die Vorstellung der beiden Breitenbacher, wollen sie im marokkanischen Marrakesch feiern. Mit im Gepäck werden sie übrigens nicht nur einen alten Trikotsatz der Jugendmannschaft ihres Heimatvereins, dem Sportverein Breitenbach, haben, den sie vor Ort spenden wollen, sondern auch das eine oder andere alkoholische Getränk, dezent im Frontera platziert. Einen hessischen Äppler in der Wüste trinken, das stellen sie sich traumhaft vor. Übrigens geht solch eine Tour nicht ohne Sponsoren. Einer, der sie eifrig unterstützt, ist Heiko Leonhardt von der Deutschen Vermögensberatung. Doch die beiden sind noch auf der Suche nach weiteren Finanziers beispielsweise für Spritgeld, die dann auch mit Werbe-Aufklebern auf dem Auto erwähnt werden. „Die Tour wird bestimmt super eindrucksvoll. Da sind Länder dabei, wo wir sonst nie hinkommen werden“, geben sich Nils Freytag und Max Scholz euphorisch. Überhaupt freuen sich beide sehr auf die traumhaften Landschaften und die gastfreundlichen Menschen. hd

Hintergrund

Die Dust-and-Diesel Rallye ist eine Amateurrallye für jedermann, die zweimal jährlich mit Pkws nach Westafrika fährt. Am Ende der Fahrt werden die Fahrzeuge verkauft und der Erlös einem Deutsch-Mauretanischem Hilfsprojekt für benachteiligte Kinder in Mauretanien (www.aepn.de) gespendet. In einer überschaubaren Gruppe mit maximal 25 Fahrzeugen, begleitet vom afrikaerfahrenen Veranstalter und einem Rallyemechaniker, reisen die Teilnehmer auf den Spuren der Rallye Paris-Dakar von Deutschland in das westafrikanische Senegal. Die jeweils dreiwöchigen Rallyes starten im Mai und im Dezember und führen auf unterschiedlichen Routen über staubige und sandige Pisten offroad durch die Dünenfelder der Sahara und entlang des Atlantikstrands. Ausdrücklich handelt es sich dabei um keine Motorsportveranstaltung. Es wird nicht „auf Zeit” gefahren und kein Sieger gekürt. „Gewinner“ ist, wer im Senegal ankommt, und das haben bisher noch alle geschafft, versichert der Veranstalter. / hd

breitenbaschlueafsene az

Auf Wiedersehen Breitenbach: Nils Freytag (rechts) und Max Scholz machen sich mit diesem Opel Frontera auf den Weg in den Senegal. Foto: Ulrich Schwind


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