„LaLeLu“. Wenn dieser Ausruf auf dem „Eingeriede“-Bauernhof erklingt, singt Landwirt Helmut Schmitt nicht etwa seinen Enkelkindern das bekannte Gute-Nacht-Lied, sondern er ruft seine drei Kälbchen. Auf dem Hof bei Schlüchtern-Gundhelm hat es einen unerwarteten „Kindersegen“ gegeben. Kuh „Liana“ hatte Drillinge zur Welt gebracht. Eine kleine Sensation. Normal ist die Geburt von einem Kalb oder maximal zwei Kälbern.
Mittlerweile haben die gut drei Wochen alten Jungtiere – übrigens echte Sonntagskinder - nicht nur ihre Ohrmarken bekommen, sondern auch Namen. Das braun-weiß gefleckte Kalb hört fortan auf den Namen „Lu“, die beiden Stiere auf „La“ und „Le“. Und diese drei haben es mittlerweile zu einiger Berühmtheit gebracht. Nach einem Zeitungsbericht stand das Telefon im Hause Schmitt nicht mehr still. Nicht nur Bekannte und Freunde gratulierten zu dem Nachwuchs, auch die überregionalen Medien interessierten sich für das seltene Ereignis. Bereits drei Radioanstalten haben darüber berichtet. Und ein Fernsehsender hat sein Kommen in diesen Tagen für einen Dreh angekündigt, ein weiterer zeigt Interesse. „Hier hat der Blitz eingeschlagen“, scherzt Helmut Schmitt über das plötzliche Interesse. „Wir sind jetzt hier nicht mehr das Tal der Ahnungslosen“, bezieht er sich auf einen Spruch, den sie sich in der Vergangenheit immer wieder von Außenstehenden mit einem Augenzwinkern wegen der Abgeschiedenheit des Hofes anhören mussten.
Dabei hatte der Tag der Geburt des Trios relativ unspektakulär begonnen. Am Vorabend war noch alles ruhig im Stall. Am Tag darauf, dem 13. März, lief Junior-Landwirt Michael Schmitt tagsüber durch das Anwesen und entdeckte die drei Kälbchen. Die frohe Botschaft überbrachte der 42-Jährige unmittelbar seinen Eltern Waltraud und Helmut Schmitt: „Beide Kühe haben gekalbt.“ Zu dieser Zeit war nämlich noch ein weiteres Tier auf dem Hof trächtig. Der Junior ging also davon aus, dass eine Kuh zwei Kinder, die andere eines zur Welt gebracht hatte. Erst als die Landwirtin selbst später noch einmal nachsah, stand die Sensation fest. Denn die zweite Kuh war noch trächtig. Sie brachte erst mit einiger Verspätung vergangenen Mittwoch ihren Nachwuchs zur Welt.
Mutter-Kuh Liana hat das zweite Mal in ihrem Leben gekalbt. Nach ihrer ersten Geburt hatte Helmut Schmitt sie vor etwa einem Jahr auf dem Zuchtviehmarkt in Alsfeld gekauft. Sie stammt ursprünglich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb in Oberzent-Airlenbach im südhessischen Odenwaldkreis. Wenn nicht der große Medienrummel ist, verläuft das Leben für die Drillinge, die mittlerweile jeweils etwa 30 Kilogramm wiegen, eigentlich sehr geruhsam. Mutter Liana wird morgens gegen fünf Uhr von den Landwirten das erste Mal gemolken, später noch einmal gegen 17 Uhr. Rund zehn Liter Milch gibt sie dabei pro Tag. Zu viel, um sie den Neugeborenen direkt über den Euter zukommen zu lassen. Also gibt es gegen 5.30 und nachmittags um 17.30 Uhr frische Milch aus einem Eimer, der mit einem künstlichen Euter versehen wird. Für die Zwischenrationen um 11 und 22 Uhr wird sie zwischengelagert und dann jeweils aufgewärmt. Ansonsten schlafen die drei viel, spielen miteinander oder kabbeln sich gegenseitig.
Es war Zufall, dass der Bericht über die Drillingsgeburt am vergangenen Donnerstag in der Zeitung erschien. Das war aber ausgerechnet auch der Tag, an dem Helmut Schmitt seinen 75. Geburtstag feierte. Folglich stand das Telefon an diesem Tage nicht still. Bestimmt 20-mal habe es geschellt – wobei das runde Wiegenfest bei dieser Sensations-Geburt im „Tal der Ahnungslosen“ etwas in den Hintergrund rückte. / hd
Foto: Die Drillinge La, Le und Lu sind putzmunter und sorgen bei Landwirt Michael Schmitt für einigen Medienrummel. Foto: Ulrich Schwind
