125 Jahre nach einer Schnappsidee?

Büdesheim
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Die Freiwillige Feuerwehr Schöneck Büdesheim feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen.



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Als Auftakt zu den Feierlichkeiten hatte die Wehr und der Förderverein zu einer akademischen Feier ins Gerätehaus geladen. Da man annährend 125 Gäste erwartete fand die Feier in der festlich dekorierten Fahrzeughalle statt. Die beiden modernen Löschfahrzeuge der Wehr wurden also auf den Hof des Gerätehauses verbannt um Platz für eine kleine Bühne, Stühle und nicht zu Letzt für die liebevoll restaurierte, historische Spritze von 1897 zumachen.

Würdevoll eröffnet und musikalisch begleitet wurde die Feier durch ein Trompetenquartett der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden unter der Leitung von Roman Mixa. Wehrführer Thomas Walter begrüßte anschließend die zahlreichen Gäste. Neben Freunden und Unterstützern der Wehr, befreundeten Vereinen, benachbarten Feuerwehren, Vertretern der Politik und der Gemeinde war auch die französische Partnerfeuerwehr aus Anould angereist. Allen voran Landrat Thorsten Stolz und Schönecks Bürgermeisterin Cornelia Rück gratulierten in ihren jeweiligen Grußworten dann auch der Wehr herzlichst zu ihrem Jubiläum. Beide bedankten sich bei den Büdesheimer Brandschützern für deren wichtigen freiwilligen Einsatz und die vielen jährlich geleisteten Stunden. Stolz zitierte in diesem Zusammenhang Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt mit den Worten: “Ehrenamtliche Feuerwehrleute sind die zuverlässigsten und am vertrauenswürdigsten Diener am öffentlichen Wohl. Ich habe sie erlebt als echte Staatsdiener.“ Gleichzeitig hoben Stolz und Rück hervor wie wichtig die Feuerwehr und deren Förderverein auch für das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Büdesheim ist. Neben der wichtigen und erfolgreichen Jugendarbeit sei hier die traditionelle Vatertagsfeier der Wehr sowie die intensive Beteiligung am Büdesheimer Laternenfest zu nennen. Dies konnten auch die Gesandten der anderen Büdesheimer Vereine bestätigen. Denn trotz der unvermeidlichen Konkurrenz bei der Jugendarbeit sowie bei Veranstaltungen und Festen fühlen sie sich mit der Feuerwehr freundschaftlich verbunden. Kreisbrandmeister Andreas Matz und der stellvertretende Schönecker Gemeindebrandinspektor Gregor Knapp hoben in ihren Grußworten die Feuerwehr im Wandel der Zeit hervor. Anders als noch vor 125 Jahren müsse die Feuerwehr heute eben nicht nur Brände löschen. Viel mehr dominiert inzwischen die sogenannte technische Hilfeleistung das Einsatzgeschehen der deutschen Feuerwehren. Entsprechend sind heute erhebliche technische Fähigkeiten sowie Knowhow zum Beispiel über Gefahrgut und Umweltschutz von Nöten. Davon, dass auch medizinisches Wissen zur Ausbildung gehört konnten sich die Gäste direkt ein Bild machen. Denn während der Veranstaltung brach einer der französischen Gäste zusammen. Sofort sprangen ihm die Schönecker Ersthelfer zu Hilfe und versorgten ihn bestmöglich bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Glücklicherweise ging es dem Mann schnell wieder besser, sodass die Feier ungetrübt fortgesetzt werden konnte. Denn neben den vielen Grußworten und Glückwünschen war man schließlich zusammen gekommen um der vergangenen 125 Jahre zu gedenken.

Dazu hat Hubert Lang, als langjähre Chronist der Wehr, die Geschichte der Wehr zusammengetragen und aufgeschrieben. Diese wurde von Laudator Andreas Lang hervorragend vorgetragen. Trotz fehlendem Ohrensessel und Kaminfeuer gelang es Lang eine andächtige Atmosphäre zu schaffen und sowohl ernst als auch mit dem ein oder anderen Augenzwinkern durch die abwechslungsreiche Geschichte der Büdesheimer Wehr zu führen. So berichtete er von der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr am 18. Januar 1894 im Hinterzimmer einer Büdesheimer Kneipe. Trotz dieses Gründungsortes stellte sich die Freiwillige Wehr nicht als Schnappsidee heraus, denn unter der Führung von Wilhelm August Schaub ergänzte sie die 1890 aufgestellte Pflichtfeuerwehr. Die erste handbetriebene Druck- und Sauspritze konnte schließlich 1897 angeschafft werden. Diese Spritze ist heute immer noch im Besitz der Wehr und noch funktionstüchtig. Die erste Motorspritze gab es erst 1933 in Büdesheim. Diese war immer noch pferdegezogen und trotzdem damals die modernste des Kreises Friedberg. Ab 1936, so berichtete Lang weiter, begann dann auch für die Büdesheimer Wehr ein dunkles Kapitel. Als Feuerlöschpolizei und unter dem Führer der örtlichen SA beteiligte sich die Wehr an den Progromen im November 1938. Dies stellt bis heute den dunkelsten Fleck der Geschichte der Wehr dar, stellte Lang fest. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs war die Büdesheimer Wehr, in Folge der alliierten Luftangriffe, mehrfach in Frankfurt im Einsatz. So berichtete Lang z.B. vom Brand der Alten Oper 1944. Die Nachkriegszeit war geprägt von großen Umstrukturierungen, viel Improvisation aber auch großen technischen Fortschritten. So bezog man in den 50er Jahren das heute Gerätehaus „Am Naßling“. Außerdem wurde die Büdesheimer Wehr mit zwei gebrauchten Opel-Blitz zum ersten Mal motorisiert. Dieser Fuhrpark sollte sich in den kommenden Jahren stetig verbessern. Die Abschaffung der Pflichtfeuerwehr und die damit verbundenen Nachwuchssorgen führten 1963 schließlich zur Gründung der Jugendfeuerwehr. In den 70ern erfolgte schließlich der Zusammenschluss zur Freiwilligen Feuerwehr Schöneck und Kurt Eckoldt übernahm die Wehrführung in Büdesheim. 35 Jahre lang prägte Eckoldt die Büdesheimer Feuerwehr. Unter seiner Führung, so Lang, wurde die Wehr modernisiert und das Gerätehaus vergrößert, sodass die Büdesheimer Brandschützer den immer vielfältiger werdenden Aufgabe gewachsen waren. Außerdem wurden die Partnerschaften zu Anould und Schöneck im Vogtland geknüpft sowie Vereinstätigkeiten wie die Vatertagsfeier oder der Laternenfeststand fest etabliert. Im Jahr 2008 übernahm Thomas Walter das Amt des Wehrführers und verstärkte die Zusammenarbeit innerhalb der drei Schönecker Ortszeitwehren. Dies führt unteranderem zu einem weiteren Ausbau des Gerätehauses. Abschließend berichtete Lang von der Gründung der Büdesheimer Minifeuerwehr im Jahr 2013, die seitdem sehr erfolgreich den Nachwuchs der Jugendfeuerwehr und damit auch der Einsatzabteilung sichert.

Nach den Grußworten und dem Verlesen der Chronik ließen die Büdesheimer Brandschützer und ihre Gäste den akademischen Abend ruhig bei einem kleinen Imbiss ausklingen. Dabei wurde viele alte Anekdoten erzählt aber auch Pläne für die Zukunft besprochen. So steht die diesjährige Vatertagsfeier mit Volksradfahren am Donnerstag den 30. Mai unter dem Motto „125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Büdesheim“. Die sorgfältig ausgearbeitete Fahrradtour startet zwischen 9:30 und 11Uhr morgens am Büdesheimer Rathaus und endet am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Büdesheim (Am Naßling 2). Damit auch Jeder das Gerätehaus erreicht, befinden sich entlang der Strecke mehrere Kontrollpunkte. Hier können sich die Gäste mit Getränken versorgen und nach dem richtigen Weg fragen. Die Radler, die alle Kontrollpunkte der Tour erreicht haben, werden am Gerätehaus mit einer Überraschung zum Jubiläum belohnt. Neben reichlich Getränken und deftigem Mittagessen wird am Gerätehaus auch Kaffee und selbstgebackener Kuchen angeboten. Die musikalische Unterhaltung übernimmt das Büdesheimer Blasorchester sowie DJ Aki. Für die Unterhaltung der Kinder steht eine Hüpfburg bereit.

Natürlich besteht bei dieser Gelegenheit auch die Möglichkeit sich über die Freiwillige Feuerwehr Büdesheim und ihre ehrenamtliche Arbeit zu informieren. Die Freiwillige Feuerwehr Büdesheim sowie die Mini- und die Jugendfeuerwehr suchen ständig neue aktive und passive Mitglieder. Informationen zu den einzelnen Gruppen und zur Vatertags- und Jubiläumsfeier gibt es auch im Internet: www.feuerwehr-schoeneck.de

Foto: Detailaufnahme der historische Spritze von 1897.

Foto: Laudator Andreas Lang bei seinem Vortrag der Chronik.

Foto: Eine Auswahl historischer Uniformen der letzten 125 Jahre.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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