Sinntal: Geplante Flüchtlings-Unterkunft sorgt für Unruhe und Ängste

Circa 100 Bürgerinnen und Bürger saßen und standen dichtgedrängt bei der Veranstaltung im Sannerzer Sportlerheim. Foto: Ulrich Schwind

Sannerz
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Die Pläne, auf dem Festplatz im Sinntal-Ort Sannerz ein Container-Domizil für Flüchtlinge zu errichten, sorgen in dem Dorf für Unmut und Unruhe. Um die Bevölkerung zu informieren und mit ihr ins Gespräch zu kommen, lud die Vereinsgemeinschaft relativ spontan für Freitagabend zu einem Treffen ein. Und viele kamen.



Circa 100 Menschen drängten sich im Sportlerheim. Die zweite Vorsitzende des Sannerzer Sportvereins, Verena Klinkner-Bernt, und Mitglied Daniel Balzer hatten den Mut und leiteten die Versammlung. Gleich zu Beginn forderten sie eine sachliche Diskussion. Allerdings war der Unmut über die Pläne und den Informationsfluss in diesem Zusammenhang immer wieder in der Runde spürbar. Offizielle Vertreter von Gemeinde oder Kreis waren nicht eingeladen worden und auch nicht zugegen. Die Organisation der Veranstaltung ging rasend schnell. Erst Mittwochabend war sie geplant worden. Aber die Zeit drängt auch. Am 14. Januar war die Vereinsgemeinschaft über das Vorhaben informiert worden. Nach den vorliegenden Planungen sollen schon Mitte oder Ende Februar die Container aufgestellt werden. Doch die Sannerzer Bürgerinnen und Bürger haben noch viele Fragen, fühlen sich alleine gelassen mit ihren Sorgen und Bedenken. Der Informationsfluss von Seiten der Gemeinde sei spärlich. Dabei sei das Thema „brisant und präsent“.

Und weil von der Verwaltung angeblich erst Ende dieser Woche eine Veranstaltung zu dem Thema geplant ist, wollte die Vereinsgemeinschaft die Bevölkerung vorab schon mit den bislang bekannten Details versorgen. Grundsätzlich habe diese nichts gegen die Flüchtlinge. Bester Beweis sei die bislang erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfezentrum im Ort, das viele Nationen beherberge. Ziel müsse es jedoch sein, für alle Beteiligten – also auch die Sannerzer – eine verträgliche Lösung zu finden, betonten die beiden Sprecher. Nach vorliegenden Informationen sollen auf dem Festplatz 22 Container für 30 Personen aufgestellt werden, davon 14 für Wohnzwecke, der Rest mit Versorgungseinrichtungen.

Schon die Wahl des Standortes Festplatz Sannerz sei nicht nachvollziehbar und intransparent, wurde kritisiert. Beispielsweise sei unklar, wie die Container an die Versorgungsleitungen angeschlossen werden sollen. Vermutlich gehe dies nicht ohne größere Baumaßnahmen. Die im Boden verlegte Drainage auf dem Platz sei defekt, so dass auch künftig wie in der Vergangenheit dort mit Überflutungen zu rechnen sei. Wertvoller Parkraum gehe verloren, der beispielsweise bei Fußballspielen nicht mehr zur Verfügung steht. Vermutlich würden dann Zufahrtswege zugeparkt, was zu Problemen bei Einsätzen der Feuerwehr führen könne. Erinnert wurde auch an jahrzehntelange Rechtsstreitigkeiten wegen des Thema Lärms mit einem Anwohner.

Die Vereine hätten etwa 80 Fragen zu dem Thema in den vergangenen Tag mit der Bitte um Beantwortung bei der Gemeindeverwaltung eingereicht, beispielsweise wie die Flüchtlinge betreut werden sollen, ob ein Sicherheitsdienst vor Ort sei und wie lange die Container dort stehen. Eine gesetzte Frist sei ergebnislos verstrichen. Keiner fühle sich hier zuständig. Es sei kein Konzept erkennbar, wurde angemerkt. Sannerzer Bürger müssten sich Frotzeleien aus anderen Sinntaler Orten anhören, weil sie jetzt als Standort ausgewählt wurden. Angeblich habe „man sogar versucht, der Vereinsgemeinschaft diese Info-Veranstaltung auszureden“.

Aus der Versammlung kamen immer wieder kritische Anmerkungen, die mit Applaus bedacht wurden. Beispiele: „Mir platzt langsam der Kragen, was da auf die Dorfgemeinschaft zukommt“, „95 Prozent der Bevölkerung ist gegen das Containerdorf“ und „Das gibt einen großen Einschlag in Sannerz und wird das Leben verändern“. Vermutet wurde, dass die Pläne schon längere Zeit im Rathaus bekannt seien und nicht erst seit Januar. Hier werde dem Dorf etwas „übergestülpt“, machte einer seinem Unmut Luft. Und ein anderer präsentierte folgenden Vorschlag, um den Bau der Container zu verhindern: Entweder alle kleben sich auf dem Festplatz fest oder sie pflanzen einen Baum und ketten sich an diesen.

Der Sportverein hat ganz konkret Existenzängste, betonten die beiden Redner. So gebe es jetzt schon circa 60 Prozent Stornierungen bei Buchungen für private Feierlichkeiten im Sportlerheim. Bei den Fußballspielen werde mit weniger Zuschauern gerechnet. Im angrenzenden Mehrzweckraum stünden Kurse wie das Mutter-Kind-Turnen und Yoga künftig in Frage. Das alles bedeute finanzielle Einbußen.

Zur Vereinsgemeinschaft Sannerz gehören: Betreuungsverein der Schule Sannerz, Freiwillige Feuerwehr, Gruppe Vogelschutz, Jugendhilfezentrum, Kirchengemeinde, Landfrauen, Musikverein, Ortsbeirat und Sportverein. / hd

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Circa 100 Bürgerinnen und Bürger saßen und standen dichtgedrängt bei der Veranstaltung im Sannerzer Sportlerheim. Foto: Ulrich Schwind

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Verena Klinkner-Bernt und Daniel Balzer versorgten die Gäste mit den Informationen, die ihnen zur Verfügung standen. Foto: Ulrich Schwind


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