Am 7. Mai findet im ganzen Bundesland der „Tag für die Literatur“ statt und alle literaturbegeisterten Hessen haben die Möglichkeit, in 59 Städten und Gemeinden eine von rund 120 interessanten und ungewöhnlichen Veranstaltungen zur Literatur zu besuchen, die von den unterschiedlichsten Autorinnen und Autoren, Vereinen, Museen, Buchhandlungen, Verlagen und Kulturinitiativen gestaltet werden.
Von Anfang an, seit 2007, ist das Steinauer Museum Brüder Grimm-Haus mit dabei. Auch in diesem Jahr gibt es dort gleich zwei Veranstaltungen, einen ganztägigen Erzähl-Workshop und um 17.00 Uhr eine Buchpräsentation. Museumsleiter Burkhard Kling hat mit seinem Team die vor zweihundert Jahren erstmals erschienene erste Übersetzung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm in einem attraktiven Buch wieder zugänglich gemacht. Diese erste Übersetzung in die englische Sprache, nur 11 Jahre nach der Erstausgabe, stellte eine literaturgeschichtliche Besonderheit dar.
Ohne dieses Buch, das von Anfang an als Lesebuch mit Abbildungen konzipiert war, hätte sicher die Märchentradition in der Literatur ganz andere Wege genommen. Das Buch war in England und Amerika ein großer Erfolg, noch im Erscheinungsjahr gab es drei Nachauflagen und auch die Brüder Grimm, deren bisher erschienene zwei Auflagen der Kinder- und Hausmärchen eher als wissenschaftliche Werke gedacht waren, zeigten sich begeistert, was schließlich dazu führte, dass 1825 auch eine kleine illustrierte Ausgabe in deutscher Sprache erschien und die Märchen nun, auch als literarische Gattung, ihren Siegeszug antreten konnten. Burkhard Kling stellt zusammen mit der Engländerin Elizabeth Coggins-Hill neben der Geschichte der Ausgabe auch einige der Märchen vor, beide zeigen bei der Lesung aber vor Allem auf, dass manche Märchen einfach in die fremde Sprache übertragen wurden, bei anderen Texten aber gravierende Änderungen vorgenommen wurden. Es ist spannend, zu sehen, dass Dornröschen oder Aschenputtel sich noch nicht als Sleeping Beauty und Cinderella der Öffentlichkeit stellen.
Bei dieser Lesung und Buchpräsentation (das Buch erscheint im Gelnhäuser Triga-Verlag und kostet 18,50 Euro) wird der diesjährige Hessische Literaturlöwe, ein Preis, der im Zusammenhnag mit dem Tag für die Literatur ins Leben gerufen wurde, an Kling verliehen, damit wird das Engagement des Steinauer Museums für die Literaturszene in Hessen gewürdigt. Als Laudator kommt Dr. Joachim Seng vom Frankfurter Goethehaus in die Grimm-Stadt. Seng ist Vorsitzender der Freunde und Förderer des Literaturlands Hessen e. V..
