Mehr Schaden als Nutzen durch Straßenneubau

Wächtersbach
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"Die Planung für die ICE-Neubaustrecke geht voran. Nun hat die Bahn die betroffenen Kommunen aufgefordert, Maßnahmen zu benennen, die einen Ausgleich darstellen können", heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen Liste Wächtersbach.

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Und weiter: "Die möglichen Vorhaben sollen Teil einer (verkehrlichen) Infrastruktur sein wie auch Investitionen im Bereich Tourismus: Und was jetzt nicht auf die Wunschliste gesetzt wird, das setzt die Bahn auf keinen Fall um. Alles Andere dann vielleicht. Nun hat der Bau- und Planungsausschuss ein Paket von Maßnahmen zur Vorlage an die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Darin enthalten sind sinnvolle Investitionen rund um das Bahnhofsgebäude, die Parkraumsituation und den Tourismus. Grob geschätzter Gesamtwert: rund zehn Millionen Euro. So weit so gut. Darüber hinaus enthält der vorformulierte Wunschzettel an die Bahn allerdings auch den Neubau einer Straße mitten durch die Kinzigauen, die eine Direktverbindung zwischen der Rainer-Krätschmer-Brücke und dem Autobahnzubringer herstellen soll.

Die abenteuerliche Begründung für die Notwendigkeit dieser - übrigens schon vor vielen Jahren unter dem Namensgeber der Brücke entstandenen - Idee: Auf rund 2km Umweg über die Industriestraße und die B276 bis zur Autobahn produzierten die Autofahrer so viele Abgase, dass es umweltfreundlicher sei, eine Straße durch die Kinzigauen zu asphaltieren. Das ist doch mal eine innovative Idee: Mehr Asphalt für den Umweltschutz! Potzblitz, da muss man auch erst einmal drauf kommen. Bedenken wegen des Hochwasserrisikos werden zerschlagen - der moderne Straßenbau kalkuliere so etwas schon ein. Die Biotope in den Feuchtwiesen? Ach, überhaupt kein Problem, das bisschen Straße wird schon nicht viel kaputt machen. Für die paar Amphibien investiert man einfach ein paar Kröten mehr und der Hochwasserschutz ist natürlich auch schon eingepreist.

Und das Stichwort Preis ist dann schließlich auch ein wichtiges: der ganze Spaß soll 20 Millionen Euro kosten. Das nur die Grundrechnung. Bei den letzten Infrastrukturprojekten hat sich allerdings gezeigt, dass sich die ursprünglichen Kosten auch schon mal locker verdoppelten. 20 Millionen Euro, um eine Abkürzung vom Einkaufskreisel zur Autobahn zu asphaltieren, durch das empfindliche Biotop der Kinzigauen. Jetzt überlegen wir mal, was man mit 20 Millionen Euro noch alles machen könnte: einen Elektro-Bus kaufen, der die Pendler an den Bahnhof bringt, zum Beispiel. Dazu den R3 mit dem Radweg Spessartbogen verbinden und zum Solar-Radweg umbauen. Selbst eine Reaktivierung der Seilbahn, die einst Wittgenborn und die Innenstadt verband, wirkt hier wie die wirtschaftlich und ökologisch sinnvollere Maßnahme.

Denken wir mal vom anderen Ende her: Die Bahn schaut sich den Wunschzettel an und befindet, ganz im Sinne des Christkinds, dass die Stadt Wächtersbach sich vorbildlich verhalten hat und man da durchaus den größten Wunsch erfüllen könnte - weil für mehr natürlich kein Geld da ist. Dann würde eine überflüssige Straße durch ein empfindliches ökologisches Wiesengebiet finanziert, während die sinnvollen Infrastrukturmaßnahmen wie die Verbesserung der Parkraumsituation hinten runterfallen. Will das wirklich jemand?"


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