Tödlicher SEK-Einsatz: Einbrecher verurteilt

Wächtersbach
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Ein Einbruch mit tragischen Folgen: Anfang Juni haben vier Männer den Fressnapf-Markt in Wächtersbach im Visier, steigen mitten in der Nacht in das Gebäude ein. Die Polizei ist den Tätern allerdings bereits seit Tagen auf der Spur, zwei von ihnen können vor Ort festgenommen werden, den anderen Beiden gelingt die Flucht. Bei der Verfolgung wird ein Polizeibeamter eines Sondereinsatzkommandos von einem Güterzug erfasst und tödlich verletzt. Zwei Männer aus dem Quartett wurden am Donnerstag im Amtsgericht Gelnhausen zu Bewährungsstrafen verurteilt.

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Der Blick ins Vorstrafenregister der beiden Brüder aus Rumänien sprach Bände: Der 27-Jährige wurde fünf Mal verurteilt, sein sechs Jahre ältere Bruder sogar schon zehn Mal. Neben der Justiz in ihrem Heimatland mussten sich Gerichte in Italien, Dänemark, Frankreich und den Niederlanden mit ihnen befassen, in einigen dieser Länder landeten sie auch schon hinter Gittern. Dass die Rumänen zu einer europaweiten Diebesbande gehörten, lag auf der Hand. Warum sie im Mai mit einem schwarzen Audi A6 Avant mit französischem Kennzeichen im Main-Kinzig-Kreis landeten, blieb in der Verhandlung unklar. Ihre Ziele lassen allerdings darauf schließen, dass sie sich zu dieser Zeit unter anderem auf Märkte der Fachhandelskette für Tiernahrung „Fressnapf“ spezialisiert hatten. Die Spur der Männer führt bis nach Luxemburg zurück, dort gerieten sie nach mehreren Einbrüchen bereits ins Visier der Polizei. Als sie über die Grenze nach Deutschland fuhren, wurden sie vom Polizeipräsidium Trier observiert.

Am 8. Mai wollen sie zum ersten Mal in Gelnhausen gewesen sein und die dortige Freßnapf-Filiale zufällig entdeckt haben. Durch ein Fenster habe einer der Täter einen Tresor gesehen, der Begehrlichkeiten geweckt habe. Am 13. Mai kamen sie laut Angaben des 27-jährigen Angeklagten zurück in die Barbarossastadt, versteckten ihr Einbruchwerkzeug in einem Gebüsch am nahen Sportplatz und beobachten zunächst den Markt. In der Nacht zum 14. Mai hebelten sie nachts die Eingangstür auf, scheiterten aber am Tresor und verließen ohne Beute das Gebäude im Coleman-Park. In der darauffolgenden Nacht brachen sie in die Fressnapf-Filiale in Fulda ein, aber wieder gelang es nicht, mit einem Trennschleifer den Tresor zu öffnen. Beute hier: ein altes Notebook, das sie angeblich auf der Flucht aus dem Auto geworfen haben. Beide Taten gestand der 27-jährige Angeklagte vor dem Schöffengericht, er will jeweils den Fluchtwagen gefahren sein.

In der gleichen Nacht zum 15. Mai wurde in Fulda versucht, zwei Geldautomaten zu sprengen, die Polizei fahndete anschließend nach drei Männern in einem schwarzen Pkw und stoppte den Audi auf der A66. Einer der drei Insassen war der 27-jährige Angeklagte, allerdings reichten die Beweise für Haftbefehle offensichtlich nicht aus, aber zumindest waren die Identitäten der drei Männer seitdem bekannt. Zwei Tage später (17. Mai) scheiterte in Trier die Sprengung eines Geldautomaten, auch hier gerieten sie unter Verdacht.

Die Polizei observierte die Männer inzwischen intensiv, als sie am 5. Juni in Richtung Main-Kinzig-Kreis fuhren, waren erstmals auch Spezialkräfte aus Frankfurt involviert. Die Fahrt ging zunächst zur Fressnapf-Filiale nach Schlüchtern, dort stiegen drei Personen aufs Gebäudedach, kamen aber unverrichteter Dinge wieder runter. In der Nacht drauf ging es zunächst wieder nach Schlüchtern, dann wurde aber auf Wächtersbach umgeschwenkt. Diesmal dabei auch der 36-jährige Angeklagte, als gelernter Kfz-Mechaniker nach den gescheiterten Einbrüchen möglicherweise als Experte „engagiert“.

Darauf war die Polizei offenbar vorbereitet: Spezialkräfte hatten sich im Inneren der Fressnapf-Filiale in Wächtersbach postiert, als der 36-Jährige gerade mit dem Trennschleife am Tresor zugange war, schlugen sie zu. Der Angeklagte versuchte zunächst, durch das Fenster zu flüchten und leistete anschließend erhebliche Gegenwehr. „Das war richtige Arbeit, bis wir den auf dem Boden hatten“, berichtete einer der als Zeugen gehörten SEK-Beamten, die sich, um ihre Identität zu schützen, nur mit ihrer Kennnummer in der Verhandlung vorstellen mussten, von einer heftigen Gegenwehr mit Schlägen und Tritten.

Sein jüngerer Bruder war zuvor bereits im Audi A6 auf einem Parkplatz am Bahnhof in Wächtersbach verhaftet worden, zwei Täter, die außerhalb der Filiale Schmiere standen beziehungsweise Werkzeug hineinreichten, flüchteten Richtung der nahen Bahngleise. Bei der Verfolgung wurde der SEK-Beamte von einem Zug erfasst. Trotz massivem Polizeiaufgebot blieb die Suche nach den Tätern erfolglos, der jüngere Bruder bestätigte in der Verhandlung allerdings, dass es sich bei ihnen um die beiden Männer handelte, die mit ihm von der Polizei knapp drei Wochen zuvor auf der A66 kontrolliert worden waren. Einer soll sein Nachbar in Rumänien sein, die zweite Person komme aus seinem Freundeskreis.

Bereits zu Prozessbeginn hatten sich Gericht, Staatsanwalt und Verteidiger für den Fall von Geständnissen auf einen Strafrahmen verständigt, der den Brüdern, die seit ihrer Festnahme in Wächtersbach in Untersuchungshaft saßen, einen erstmaligen längeren Aufenthalt in einem deutschen Gefängnis ersparen könnte. Und so kam es auch: Der 36-jährige Angeklagte wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, sein jüngerer Bruder zu 15 Monaten. Beide Strafen wurden für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Die Angeklagten, beide Familienväter, kündigten an, in ihr Heimatland zurückkehren zu wollen.


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