Den Kommunen besser unter die Arme greifen

Wächtersbach
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Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gab es in Hessen keine verbindlichen Stufenpläne zur Öffnung der Kitas – jede Tagesstätte und jede Gemeinde musste selbst die Bedingungen festlegen, unter denen eine Betreuung möglich ist.

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Ein Umstand, den viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten schon vor der Öffnung Anfang Juni deutlich kritisierten. So auch die Bundestagsabgeordnete Bettina Müller, die nicht nur die fehlende Planungssicherheit für die Eltern bemängelte, sondern auch, dass den kommunalen Verantwortungsträgern damit die Schuld für die chaotische Situation in die Schuhe geschoben werde.

Um mehr über die Perspektive der Kommunen zu erfahren, traf sie sich kurz nach der Wiederaufnahme des Kita-Betriebs mit dem Wächtersbacher Bürgermeister Andreas Weiher, den Verwaltungsmitarbeitern Martin Horst und Nikolai Kailing sowie Irmgard Herget von den Beruflichen Schulen. Dabei ging es neben der Kita-Öffnung auch um Ausbildungsprogramme für Erzieherinnen und Erzieher. „Die aktuelle Situation ist ein Rückschritt in die sechziger Jahre“, befand Bettina Müller gleich zu Beginn, denn es seien vor allem die Mütter, die aus Home Office, Kurzarbeit oder Teilzeit die Betreuung der Kinder organisieren müssten. Vorschläge der Landesregierung, dass zwei Familien sich gemeinsam und abwechselnd um die Kinder kümmern könnten, würden diesen Trend nur verstärken.

Auch die schlechte Kommunikation der Landesregierung kritisierte Bettina Müller. Zunächst habe es lange geheißen, der Sozialminister würde rechtzeitig verlässliche Informationen und Empfehlungen an die Kommunen aussprechen. Letztlich habe man den Kommunen sehr kurzfristig doch freie Hand gelassen. „So ist ein Flickenteppich entstanden, denn in jeder Gemeinde wurde die Wiederaufnahme des Kita-Betriebs anders geregelt. Das war nicht nur für die Eltern und Kinder irritierend, die erstmal gar nicht wussten, woran sie sind – es war auch für die Erzieherinnen, Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter schwierig, die lange auf die angekündigte politische Führung aus Wiesbaden gewartet haben und jetzt den Kopf für den holprigen Start hinhalten dürfen.“ Auch Bürgermeister Weiher kritisierte die schlechte Kommunikation und die daraus entstandenen Irritationen.

Ein weiteres Problem bei der Kinderbetreuung bestehe aktuell bei den Ausbildungsförderprogrammen für Erzieher, wie der Fachbereichsleiter Martin Horst berichtete. Durch das Gute-Kita-Gesetz der Bundesregierung sei den Bundesländern die Möglichkeit gegeben worden, selbst darüber zu entscheiden, welche Schwerpunkte sie bei der Verbesserung der Kinderbetreuung setzen möchten – in Hessen wurde dabei vor allem das Augenmerk auf die Verbesserung des Betreuungsschlüssels und der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern gelegt.

Prinzipiell sei das eine gute Sache, auch die Umstellung auf eine duale Ausbildung habe den angehenden Erzieherinnen und Erziehern deutlich mehr Praxis in den Kindertagesstätten verschafft. Jedoch bestünden derzeit dieselben Probleme wie beim Vorgängerprogramm, der Fachkräfteoffensive. Auch wenige Wochen vor dem Start des neuen Ausbildungsjahrgangs seien die Förderrichtlinien immer noch nicht offengelegt, weshalb für die Kommunen noch nicht mal ersichtlich ist, wo Anträge eingereicht werden können und in welchem Umfang gefördert wird. Schon bei der Fachkräfteoffensive seien dadurch viele interessierte Städte und Gemeinden schnell wieder abgesprungen.

Bettina Müller sicherte den Anwesenden zu, sich zusammen mit den heimischen SPD-Landtagsabgeordneten dafür stark zu machen, dass die Kommunen bessere Unterstützung aus Land und Bund erhalten. Gerade wegen Corona – man wisse ja auch noch nicht, ob etwa ältere Erzieherinnen und Erzieher aus der verständlichen Sorge um ihre Gesundheit langfristig nur noch in Teilzeit arbeiten – bräuchten die Kommunen die größtmögliche Unterstützung bei der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. „Gerne betonen Politiker aller Parteien, wie wichtig gute Bildung und Betreuung schon für die Kleinsten ist. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt um zu beweisen, dass es sich dabei nicht nur um Sonntagsreden handelt. Unsere Kommunen wollen ausbilden – dabei sollten ihnen keine Steine in den Weg gelegt werden“, so die Abgeordnete abschließend.


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