„Ächt“ notwendig: Kinder- und Jugendzentrum für Wächtersbach

Wächtersbach
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Die lokalpolitische Bewegung Freie Wächter schlägt eine Lösung für einen fehlenden Treffpunkt für Jugendliche zwischen 10 und 21 Jahren vor.

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Ende September 2020 las Daniela Bauer-Wirthgen in einem Zeitungsartikel, dass nächtliche Versammlungen von Jugendlichen an den Tischtennisplatten der Friedrich-August-Genth-Schule in Wächtersbach für Aufsehen sorgten: Die Jugendlichen störten die Anwohner, waren laut, verursachten Müll. Diese Situation zeigte aus ihrer Sicht deutlich, dass den Jugendlichen ein Aufenthaltsort fehlt.  In den Sozialen Medien entbrannte daraufhin eine lebhafte Diskussion. „Für mich war sofort klar, hier möchte ich etwas bewirken. Wo sollen die Jugendlichen denn nun hingehen?“, so Daniela Bauer-Wirthgen. Sie, Albert Nix und weitere engagierte Bürger schlossen sich den „Freien Wächtern“ an, um dort in der „Arbeitsgruppe Familie“ die Recherchen zu beginnen. Bauer-Wirthgen erklärt: „Leider gibt es in Wächtersbach für Jugendliche im Alter von 10 bis 21 Jahren kein großes Angebot oder einen Ort, an dem sie sich treffen können.“

Mit diesen Eindrücken im Gepäck gingen Bauer-Wirthgen und Nix direkt auf die Jugendlichen in Wächtersbach zu und führten Gespräche: „Wir waren teilweise selbst überrascht, wie aufgeschlossen die Jungs und Mädels waren. Erst waren sie zurückhaltend, da sie auch schon öfter verjagt wurden, aber das Vertrauen kam recht schnell.“ So kamen konkrete Vorschläge, was sich die Jugend für ihre Stadt wünscht. Bauer-Wirthgen und Nix fassen zusammen: „Ein Jugendzentrum kam gut an. Insbesondere wollten sich viele talentierte Graffiti-Künstler und Zeichenprofis bei einer Umsetzung selbst mit einbringen.“

In dieser Phase erinnerte sich Albert Nix an das Kinder- und Jugendhaus in Maintal-Bischofsheim, welches er aus seiner Tätigkeit als Heizungsbauer kennt. Schnell stand fest, dass ein Besuch einen Eindruck vermitteln soll, wie so etwas auch in Wächtersbach aussehen könnte. So traf eine vierköpfige „Wächter-Delegation“ im letzten Herbst den Maintaler Jugendsozialarbeiter Sebastian Schmidt. Er führte durch die Räumlichkeiten des Jugendzentrums. Neben einer Lounge, einer Küche, einem Musik-, Computer- und Fitnessraum, waren alle von der Fahrradwerkstatt angetan. In dieser befand sich neben allen möglichen Fahrradteilen auch professionelles Werkzeug. Jugendarbeiter Schmidt erzählt: „Hier können die Jugendlichen kleine Reparaturen selbst erledigen.“ Der Außenbereich lädt im Sommer zum Skaten und Basketball spielen ein, auch eine Tischtennisplatte und genügend Sitzmöglichkeiten sind vorhanden. Manfred Ries von den Freien Wächtern berichtet: „Das ist der Hammer! Hier hat die Stadt Maintal, mit Bundeszuschüssen des Programms ´Soziale Stadt´, für die Jugend etwas Großartiges aufgebaut.“ Neben den hauptberuflichen Mitarbeitern engagieren sich im Kinder- und Jugendhaus Maintal-Bischofsheim auch ehrenamtliche Helfer, die ihr Wissen weitergeben. In der Werkstatt unterstützen die Jugendlichen sich zum Beispiel gegenseitig bei der Fahrradreparatur.

Jugendarbeiter Schmidt betonte die gute Auslastung des Zentrums, auch in Zeiten der „Digitalisierung“: „Der Treffpunkt ist sehr gut besucht und ein fester Mittelpunkt bei der Jugend. Wichtig ist, dass die Jugendlichen da abgeholt und aufgefangen werden, wo sie stehen. Sie bekommen Angebote zu AGs, können selbst Aktivitäten vorschlagen und deren Umsetzung planen, allerdings werden sie zu nichts gezwungen.“ Hilfe und Gespräche seien auch Teil der Betreuung, egal, ob es um den schulischen oder privaten Bereich geht. Schmidt weiter: „Deswegen pflegen wir unser Netzwerk zu Schulen, zur Jugendhilfe, Agentur für Arbeit und weiteren Akteuren, um so bei Bedarf schnell vermitteln und unterstützen zu können.“

Auch Wächtersbach hat das Potenzial, um ein Jugendzentrum aufzubauen. Eine Umsetzung mit günstigen Bürocontainern wäre denkbar. Ebenso könnte ein leeres Gebäude angemietet oder gekauft werden. Das Bundesinnenministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bietet Förderprogramme an und unterstützt Bauvorhaben oder die Errichtung von Jugendbegegnungsstätten mit einem finanziellen Zuschuss.

„Wächtersbach bietet schon heute ein Angebot für Familien: Es gibt Bauplätze, Kinderbetreuungsstätten für Grundschulkinder, toll organisierte Ferienspiele für Kinder und die Vereine leisten Hervorragendes. Dauerhafte und offene Angebote für Jugendliche sind dennoch leider kaum vorhanden. Hier muss dringend etwas geschehen und das nicht erst in ein paar Jahren“, fordert Albert Nix. Er betont, dass Maintal-Bischofsheim, wo sich das Jugendzentrum befindet, etwa die gleiche Einwohnerzahl wie Wächtersbach mit seinen Stadtteilen habe. Anja Piston-Euler ergänzt: „Es ist wichtig, den Jugendlichen einen Treffpunkt anzubieten, in dem sie sowohl ihre Freizeit verbringen als auch Unterstützung bei schulischen oder beruflichen Belangen erhalten. Gerade die jetzige Corona-Situation trifft die Kinder und Jugendliche besonders hart.“ Mitglieder der Arbeitsgruppe erinnern sich, dass sie in ihrer Jugendzeit von haupt- und nebenberuflichen Mitarbeitern auf dem Weg in das Berufsleben oder bei der Freizeitgestaltung unterstützt wurden. Ein Jugendzentrum ist wichtige Einrichtung für Wächtersbach, damit sich Diskussionen wie im September letzten Jahres nicht wiederholen. Daniela Bauer-Wirthgen und Albert Nix appellieren zum Abschluss: „Packen wir es zusammen an, Wächtersbach braucht etwas für seine Jugend. Damit sich ´ächt´ alle wohlfühlen.“

Foto: Die „Wächter-Delegation“ beim Maintaler Jugendsozialarbeiter (von links): Sebastian Schmidt, Manfred Ries, Daniela Bauer-Wirthgen, Albert Nix und Ann-Kathrin Hagemann.


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