Opern-Freunde beim „Stammtisch mit Charakterköpfen“

Wächtersbach
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„Diese Art von Kultur muss am Leben erhalten werden“, erklärte Prof. Dr. Karin Metzler-Müller, die Vorsitzende des Fördervereins der „Freunde der Opernakademie Bad Orb“, die zusammen mit Schriftführerin Traudel Schubert der besondere Gast beim „Stammtisch mit Charakterköpfen“ des Altstadtfördervereins Wächtersbach im Gartensaal der Rentkammer war.

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Die beiden „Opernakademikerinnen“ schilderten in einem lebendigen Vortrag, untermalt mit Fotos und Filmausschnitten der bisherigen Inszenierungen, die Entstehungsgeschichte und das Anliegen der Opernakademie.

Die Opernakademie Bad Orb, so berichteten die beiden Frauen, sei 1987 gegründeten worden; sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsförderung an den Opernhäusern. Den Anstoß hatten im Jahr zuvor die beiden Gesangsstudentinnen Zelma Kelly und Elke Herrmanns (Musikhochschule Düsseldorf) gegeben, die ein Treffen mit der in Großbritannien lebenden Opernspezialistin Else Mayer-Lismann und dem Bad Orber Musikdirektor Horst Welter arrangierten. Mit Mayer-Lismann, die 1938 als Jüdin in Deutschland wegen der Nazis emigrierte, als Regisseurin und Horst Welter als Dirigenten wurde 1987 die erste Aufführung der Opernakademie Bad Orb inszeniert. Dies war „Die Hochzeit des Figaro“, die auch 2019 als bislang letzte Oper vor der Corona-Pandemie auf dem Bad Orber Spielplan stand. Veranstalter und Träger war damals noch die Bad Orb Kur GmbH. Michael Millard war 1987 musikalischer Assistent von Else Mayer-Lismann. 1990 übernahm Kammersänger Carlos Krause die Intendanz, ab 2013 hatte Millard die Gesamtleitung inne. 2014 kam der Opernsänger Erik Biegel (Opernhaus Wiesbaden) als Regisseur hinzu, und seit 2017 leiten Millard und Biegel die Aufführungen der Opernakademie. Dahinter steckt jedes Mal ein großer Aufwand, schilderten Karin Metzler-Müller und Traudel Schubert, ebenso ein großer finanzieller Kraftakt. Träger der Opernakademie ist seit Ende des Jahres 2001 der auf Initiative von Prof. Karin Metzler-Müller gegründete Förderverein der „Freunde der Opernakademie Bad Orb“.

Warum wurde Bad Orb zu einer mittlerweile so bekannten Opern-Spielstätte? Und weswegen der ganze Aufwand? Immerhin kosten die Inszenierungen eine Menge Geld, weswegen der Förderverein Anfang des Jahres mindestens 120 000 Euro „auf der hohen Kante“ haben müsse, wie Metzler-Müller erklärte. 1958 wurde die Bad Orber Konzerthalle eingeweiht, ein Haus, was über knapp 900 Sitzplätze verfügt, außerdem über einen Orchestergraben und eine geräumige Bühne. Und eine Grundidee sei auch gewesen, Gesangsstudenten eine Chance zu geben. „Und das zweite Anliegen der Opernakademie ist es, dass sich jeder einen Opernbesuch leisten kann“, so Karin Metzler-Müller. Deswegen seien die Eintrittskarten auch relativ preiswert.

Jedes Jahr wird unter Leitung professioneller Opernfachleute eine Oper von höchster Qualität präsentiert. Bis es so weit ist, ist eine enorme Vorarbeit von einem eingespielten und überaus engagierten – überwiegend ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung arbeitenden - Team zu leisten.

Nach einer Ausschreibung an allen deutschsprachigen Musikhochschulen und aus einem überregionalen Vorsingen ausgewählt, können junge Nachwuchs-SängerInnen unter idealen Bedingungen an einer Arbeitsphase von fünf Wochen und an drei öffentlichen Aufführungen mit Orchester teilnehmen. Die Bad Orber Opernakademie ist eine in Musikkreisen hochgeschätzte und gelobte Plattform für diesen Nachwuchs. Inzwischen gibt es jährlich zwischen 300 und 400 Bewerber. Ein ständig wachsendes Interesse beweist die erfolgreiche Arbeit der Akademie. Diese ist mittlerweile über die Grenzen Europas hinaus bekannt.

Die SängerInnen erhalten die Möglichkeit, ihre musikalischen und schauspielerischen Fähigkeiten zu entwickeln und in Ruhe Rollen ihres Faches für ihren zukünftigen Beruf zu erproben, ohne die Hektik des täglichen Theaterbetriebs. Und für einige TeilnehmerInnen ist sie auch das "Sprungbrett" in eine Festanstellung. Denn alljährlich sitzen bei der Premiere im August Intendanten deutscher Opernhäuser, Direktoren sowie Vertreter von Agenturen im Zuschauerraum. Die Rolle, die sie bei der Opernakademie unter professionellen Bedingungen erlernen und viermal (inklusiv Generalprobe) vor mehr als 3000 Zuschauern aufführen, bedeutet einen wichtigen, oft wegweisenden Schritt auf dem Weg zu ihrer Sängerlaufbahn. Ihnen wird wichtiges Bühnenhandwerk für ihre berufliche Zukunft vermittelt.

Prof. Dr. Karin Metzler-Müller, Vorsitzende des Fördervereins, mit dem Vorstandsteam Hans Georg Göbbels, Manfred Woll und Traudel Schubert akquirieren kostenfreie Unterkünfte für die zirka 14 Mitwirkenden und stellen eigene Wohnungen für die fünfwöchige Probenzeit zur Verfügung, sorgen für Bühnenaufbau und Requisiten. Die zirka 45 Orchestermusiker müssen zehn Tage kostenfrei untergebracht werden. Flyer, Plakate, Presseartikel, Programmhefte müssen konzipiert und verteilt/veröffentlicht werden. Kostüme für die Mitwirkenden werden in Eigenarbeit von weiteren Helfern gefertigt und letztendlich wollen so viele Menschen auch verpflegt werden. Es gibt also das gesamte Jahr über alle Hände voll zu tun und jede/jeder packt mit an. Außerdem wird „Nachwuchsarbeit“ geleistet: Zirka 100 Kinder aus den drei Bad Orber Kindergärten, SchülerInnen der Schulen aus dem MKK werden zu den Proben beziehungsweise der Generalprobe eingeladen; außerdem findet ein Angebot im Rahmen des Kinderkultursommers statt – verbunden mit zusätzlicher Organisationsarbeit.

Der Opernchor besteht aus Sängerinnen und Sängern aus dem gesamten Main-Kinzig-Kreis (auch Wächtersbacher sind darunter) und wird von Traudel Schubert aus Aufenau organisiert. Die Garde des Wächtersbacher Carnevalsvereins WCV hat bei der „Lustigen Witwe“ mitgewirkt.

Die Solisten geben außerdem zu Probenbeginn ein Benefizkonzert im Weißen Saal des Schlosses Birstein. Denn das Fürstenhaus Isenburg gehörte von Anfang an zu den Förderern der Opernakademie.

Damit das jährliche Defizit von zirka 35 000 Euro gedeckt wird, müssen Sponsoren gefunden werden. Neue Mitglieder sind ebenfalls sehr willkommen. Die Mitglieder des Fördervereins dürfen die Proben besuchen und auch am Konzeptionsgespräch mit dem Regisseur und Solisten teilnehmen. Außerdem erhalten sie bevorzugt Eintrittskarten für die Vorstellungen. Mitgliedsanträge findet man auf der Homepage www.opernakademie.com.

Die Corona-Pandemie, schilderten die beiden Vereinsvertreterinnen, habe auch Auswirkungen auf die Opernakademie. „2020 mussten wir weswegen pausieren. Wir wollten eigentlich ,Die Fledermaus‘ aufführen“, schilderten sie. Viele Verträge mussten 2020 wieder aufgelöst werden. „Wir wissen noch nicht, wie es 2022 weitergeht. Im Dezember müssen wir uns entscheiden.“ Die Aufführungen würden dann am 1., 2. und 3. September 2022 stattfinden. Für den 28. Dezember 2021 sei als eine Art „Best Of“ eine Aufführung unter dem Motto „Heiteres aus Oper und Operette“ geplant. Dafür kenne man zurzeit die Bedingungen – Auflagen wegen der Pandemie – noch nicht.

Im Gespräch mit anwesenden Mitgliedern des Altstadtfördervereins Wächtersbach entstand während des Stammtischs die Idee, dass Solisten der Opernakademie im Jahr 2022 zum Einläuten der Wächtersbacher Kunstroute einige Kostproben geben könnten. Das stieß auch bei Karin Metzler-Müller und Traudel Schubert auf großes Interesse.

Foto: Altstadtförderverein/Frank Schäfer


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