Hessischer Denkmalschutzpreis für Schloss Wächtersbach

Foto: Christine Krienke, LfDH

Wächtersbach
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Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Grüne) hat am Donnerstag den Hessischen Denkmalschutzpreis 2022 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2022 kommen aus Wächtersbach, Marburg, Kassel, Darmstadt, Alsfeld und Gießen. Zudem ging der Ehrenamtspreis an ein Projekt in Grebenhain-Hartmannshain im Vogelsbergkreis.

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„Vom liebevoll restaurierten Fachwerkhaus über die Wiederbelebung von Schlössern, Stadtmauern und Brücken bis hin zum neu genutzten Hallenbad: Die Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises überraschen und begeistern uns mit ihrem Verständnis für das Können früherer Generationen, großer Ausdauer und ihrer Leidenschaft, unser kulturelles Erbe nutzbar und lebendig zu erhalten. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung!“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Mich beeindruckt die in die Zukunft gerichtete Energie der Menschen, die diese ausgezeichneten Projekte verwirklicht haben. Sie alle engagieren sich für ein behutsames, generationenübergreifendes Weiterentwickeln und Weiterführen regionaler Ressourcen. Ihr Ziel ist es, der nächsten Generation die kulturellen Errungenschaften der Vergangenheit mit all ihren Zeitschichten möglichst unbeschadet zu übergeben – dafür danke ich herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft.“

Der Hessische Denkmalschutzpreis wurde 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen sowie der hessischen Lotteriegesellschaft ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde er zum 37. Mal vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert; das Geld stiftet die LOTTO Hessen GmbH. Das Preisgeld für die Kategorie „Ehrenamtspreis“ in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.

Der erste Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ geht an die Stadt Wächtersbach, vertreten durch Bürgermeister Andreas Weiher (SPD), für die Sanierung des Wächtersbacher Schlosses. Der einstige Sitz der Ysenburger stand über Jahrzehnte leer – Verwahrlosung, Hausschwamm, störende Einbauten früherer Nutzungen und ein verfallender Dachstuhl waren die Folge. Die Stadt erwarb das historische Gebäude, um es als neues Rathaus zu nutzen. Die Einbauten wurden beseitigt, der Dachstuhl wurde umfassend erneuert, die historischen Gewölbe konnten behutsam saniert werden. Der Preis ist undotiert.

Den zweiten Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ bekommt die TU Darmstadt, vertreten durch Architektin Martina Ißbrücker, für die Sanierung der alten Stadtmauer in Darmstadt. Das Bauwerk an der Erich-Ollenhauer-Promenade verfiel zusehends. Behutsam wurde das nicht mehr zu rettende Fugenmaterial Stück für Stück ausgetauscht, die Patina stabilisiert und die wiederentdeckten Schießscharten gesichert. Informationstafeln und Aufenthaltsbereiche ergänzen die neu gewonnene Anlage. Der Preis ist undotiert.

Auch in der Kategorie „Transformatives Bauen“ gibt es zwei Preise. Der erste Preis ehrt Marc Köhler, Thomas Meyer und Keivan Karampour von Karampour + Meyer Architekten PartmbB. Sie haben das ehemalige Hallenbad Ost in Kassel zu einem Ort für Veranstaltungen, Büros und Praxen umgestaltet und bekommen 7.500 Euro Preisgeld. Die Preisträger achteten besonders auf die Restaurierung der für die Bauhauszeit typischen Fensterfronten und reparierten behutsam Fußböden, Fliesen, Holztreppen und Wandbeläge. Der zweite Preis für transformatives Bauen geht an Kai Laumann. Er hat die Alte Post und das ehemalige Telegraphenamt in Gießen zu einem Ort der Gastronomie, Wissenschaft, Gesundheit und Dienstleistungen gemacht. In beiden Gebäuden wurden jeweils etwa 100 historischen Fenster erhalten und aufgearbeitet. Historische Deckenkonstruktionen, gusseiserne Stützen und die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Treppenhäuser prägen die besondere Atmosphäre des Raumes. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro.

Den ersten Preis in der Kategorie „Privates Bauen“ hat Katja Berkling gewonnen. Sie hat das Tagelöhnerhaus in Marburg-Dilschhausen restauriert und dabei besonders auf Details geachtet: So sind die Esse und die unebenen Wände, die den Charakter und den besonderen Charme des Hauses prägten, erhalten geblieben. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.

Den zweiten Platz in der Kategorie „Privates Bauen“ bekommt Rudolf Knierim für sein Projekt Haus Helbig in Alsfeld. Er hat das Fachwerkhaus in der historischen Kernstadt von Alsfeld instandgesetzt und damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des Altstadtensembles geleistet. Vor allem die Instandsetzung der Innenräume mit vielen liebevollen Details ist hervorragend gelungen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis geht an den Verein Historische Brücke Hartmannshain und ist mit 7.500 Euro dotiert. Als in Hartmannshain im Vogelsbergkreis die Brücke abgerissen werden sollte, gründeten die Einwohnerinnen und Einwohner einen Förderverein, verhinderten mit Unterschriften und Spenden den Abriss und kümmerten sich selbst um die Sanierung: Die Vereinsmitglieder ersetzten Pfosten, ließen das historische Pflaster freilegen und das Trag- und Mauerwerk sichern.

Hessens Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, würdigte den leidenschaftlichen Einsatz der Menschen für Kulturschätze: „Das ehrenamtliche Engagement ist auch im Bereich von Bauten und Denkmälern eine nicht wegzudenkende Stütze. Bürgerinnen und Bürger wie Gerd Köhler nehmen sich in ihrer Freizeit unentgeltlich und mit Herzblut Herausforderungen wie der Sanierung der Historischen Brücke Hartmannshain an. Hierzu hat er eigens den Verein ‚Historische Brücke Hartmannshain e. V.‘ gegründet. Das verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung. Ich freue mich daher, dass der Ehrenamtspreis auch in diesem Jahr wieder vergeben werden kann.“ In Hessen engagieren sich über zwei Millionen Menschen ehrenamtlich.

„Bei unserer zweitägigen Juryreise durch ganz Hessen haben wir wieder großartige Projekte kennengelernt. Die Bandbreite reicht von einem liebevoll instandgesetzten Tagelöhnerhauses in Marburg-Dilschhausen über die Rettung einer Brücke in Hartmannshain im Vogelsbergkreis bis zur Wiederbelebung des Schlosses Wächtersbach. In allen Fällen haben die Beteiligten hervorragendes Gespür und beispielloses handwerkliches Geschick im Umgang mit der historischen Bausubstanz bewiesen. Diese vorbildlichen Maßnahmen sind in doppelter Hinsicht nachhaltig, denn nicht nur wird bereits gebundene ,graue Energie‘ weiter genutzt, auch der soziale Zusammenhalt in den Orten wird gestärkt – das bietet den Menschen Heimat und Identität und ermutigt Interessierte, Ähnliches zu wagen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.

Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises 2022
Objekt: Schloss Wächtersbach in Wächtersbach
Preisträger: Bürgermeister Andreas Weiher (SPD) für die Stadt Wächtersbach Architekt / Baubetreuung: Dipl.-Ing. Alfred Graf von Soden und Pankratz+Partner Architekten mbB Preis: 1. Preis in der Kategorie Öffentliches Bauen, Bronzeplakette und Urkunde
Votum der Jury: Das historische Schloss in Wächtersbach überzeugte die Jury in vollem Umfang. Von der Rettungsgeschichte über die jetzt bereits wahrnehmbare Signalwirkung bis zur planerischen- und handwerklichen Umsetzung und der scheinbar mühelosen Integration historischer Sichtfenster begeisterte das Schloss in jeglicher Hinsicht und erlangt einen verdienten ersten Platz. Hintergrund: Trotz seiner großen Bedeutung für Wächtersbach stand der jahrhundertelange Sitz der Ysenburger zuletzt über Jahrzehnte leer. Verwahrlosung, Hausschwamm, störende Einbauten früherer Nutzungen und ein verfallender Dachstuhl dominierten das Erscheinungsbild des einst prachtvollen Schlosses. Der traurige Zustand und drohende Verfall rief die Stadt Wächtersbach auf den Plan. Diese erwarb das historische Gebäude mit dem Ziel, es als neues Rathaus wieder zurück ins Herz der Stadt zu führen. Die Einbauten wurden beseitigt, der Dachstuhl umfassend erneuert und selbst die historischen Gewölbe konnten behutsam saniert werden. Viele Elemente der einstigen Ausstattung, wie das prachtvolle Treppenhaus, wurden restauriert. Trotz der komplexen Anforderungen einer modernen Stadtverwaltung gelang der Stadt eine beeindruckende Sanierung ohne störende Eingriffe in die Raumstruktur. Historische Sichtfenster, die sich unaufdringlich durch das Schloss ziehen, sowie die Integration des Schlossparkes runden die vorbildliche Maßnahme ab. Für ihren Verdienst um das Schloss wird die Stadt Wächtersbach, vertreten durch Bürgermeister Andreas Weiher, mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.

Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2022

Objekt

Preis

Preisgeld

Preisträger/in

Kategorie „Öffentliches Bauen“

Schloss Wächtersbach

Hessischer Denkmalschutzpreis, erster Platz

undotiert

Bürgermeister Andreas Weiher für die Stadt Wächtersbach

Vorstadtmauer in Darmstadt

Hessischer Denkmalschutzpreis,
zweiter Platz

undotiert

Architektin Martina Ißbrücker für die Technische Universität Darmstadt

Kategorie „Transformatives Bauen“

Hallenbad Ost in Kassel

Hessischer Denkmalschutzpreis,
erster Platz

7.500 Euro

Marc Köhler, Thomas Meyer, Keivan Karampour (Karampour + Meyer Architekten PartmbB)

Alte Post und ehemaliges Telegraphenamt in Gießen

Hessischer Denkmalschutzpreis,
zweiter Platz

5.000 Euro

Kai Laumann

Kategorie „Privates Bauen“

Tagelöhnerhaus in Marburg-Dilschhausen

Hessischer Denkmalschutzpreis, erster Platz

7.500 Euro

Katja Berkling

Haus Helbig in Alsfeld

Hessischer Denkmalschutzpreis, zweiter Platz

5.000 Euro

Rudolf Knierim

Ehrenamtspreis

Historische Brücke in Grebenhein-Hartmannshain

Hessischer Denkmalschutzpreis,

Ehrenamtspreis 

7.500 Euro

Verein Historische Brücke Hartmannshain e. V.

schlossbwach denkmal az 

Foto: Christine Krienke, LfDH


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