„Wenn ich den Namen des Bürgermeisters höre, werde ich wütend"

Wächtersbach
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Gegen den Wächtersbacher Bürgermeister Andreas Weiher (SPD) gibt es schwere Vorwürfe. Bei der Verpachtung des Restaurants im neu renovierten Schloss soll er versucht haben, sein Amt zu nutzen, um seinen Bruder Rüdiger Weiher, der im Vorstand des Wächtersbacher Gewerbevereines ist, in eine Teilhaber-Geschäftsführer-Position zu bringen. Der Vorsprung hatte jetzt Gelegenheit, mit Lars Wolf zu sprechen.

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Wolf ist Pächter der „Wolfsschänke“ im Bürgerhaus und war dazu ausersehen, die Schloss-Gastronomie zu übernehmen.

Der Vorsprung hat vorgestern eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der es um die Geschehnisse rund um Ihr Lokal, den Biergarten und die Schlossgastronomie geht. In diesem Artikel werden deutliche Vorwürfe laut. Wie geht es Ihnen jetzt, nachdem die Angelegenheit öffentlich ist?
Lars Wolf:
„Ich war erst kurz geschockt, dass der Artikel so schnell veröffentlicht war. Und gleich darauf hat sich eine unglaubliche Erleichterung bei mir breit gemacht.“

Welche Reaktionen haben Sie denn bis jetzt auf den Artikel erreicht?
Wolf:
„Mich habe ganz viele Menschen, die mich auch privat kennen und schätzen, kontaktiert und gefragt, ob das denn so stimmt. Und denen habe ich allen geantwortet, dass ich weder privat noch in der Presse lügen würde. Die Formulierungen von Frau Silberling-Antoni waren in dieser Pressemitteilung zwar auf die Linke zugeschnitten, aber die Kernaussage ist die gleiche – und die stimmt.“

Hat sich von der Stadt jemand bei Ihnen gemeldet? Der Bürgermeister oder jemand anderes, etwa aus dem Magistrat?
Wolf:
„Nein, niemand. Keine Reaktion.“

Denken Sie darüber nach, diese Angelegenheit der Hanauer Staatsanwaltschaft zu übergeben?
Wolf:
„In der Tat ja. Ich denke darüber nach.“

Ist es Ihnen damals schon komisch vorgekommen, dass man an den Vertragsabschluss die Bedingung geknüpft hat, den Bruder des Bürgermeisters zu beteiligen?
Wolf:
„Komisch vorgekommen: Ja. Mich gewarnt hat tatsächlich mein damaliger Gastroberater, der bei diesem Termin dabei war, der auch die Sitzung unterbrochen hat und gesagt hat: 'Hier, Herr Wolf, passen Sie auf. Irgendetwas stimmt da nicht.' Aber ich damals naiv und hab gesagt: Ich will das Ding, ich mach da mit.“

Was war genau die Aufgabe von Rüdiger Weiher, als es zu dem Beratervertrag kam?
Wolf:
„Der Vertrag war als Stabssekretär, er sollte generell eine beratende Funktion in allen Bereichen einnehmen. Anfangs ist er dem auch sehr gut nachgekommen, etwa was die Abläufe im Betrieb angeht. Er hat auch die erste Woche mitgearbeitet und hat mein Personal angelernt. Was diese Abläufe angeht, ist er wirklich ein Profi. Aber dann hat er immer weniger gemacht, bis er eigentlich gar nichts mehr getan hat. Was Geschäftsführung und Buchhaltung angeht, wurde ich überhaupt nicht unterstützt.“

Rüdiger Weiher hat am 6. Dezember 2021 gekündigt, da wollten Sie selbst auch die Kündigung aussprechen. Was war Ihr Grund?
Wolf:
„Er hat einfach nichts mehr gemacht, er ist nicht mehr erschienen, man hat nichts mehr von ihm gehört. Er ist quasi schon vorher verschwunden. Und ich wollte dann nicht mehr mit jemanden zusammenarbeiten, der nicht für, sondern gegen den Betrieb arbeitet.“

In der Pressemitteilung wird Andreas Weiher nach Ihren Angaben zitiert, der habe zu Ihnen gesagt, wenn Sie an die Öffentlichkeit gehen, schaden Sie sich mehr als ihm selbst. Ist das korrekt?
Wolf:
"Es gab einige Gespräche, in denen man uns quasi das Schloss ausreden wollte. Daran beteiligt waren in den meisten Fällen unser Bürgermeister Andreas Weiher und verschiedene andere Gesprächspartner, in zwei Fällen auch Günther Höhn, der Erste Stadtrat. Beim letzten Gespräch hat Andreas Weiher den von Ihnen zitierten Satz gesagt. Bei diesem Gespräch waren mein Vater und ich auf unserer Seite, auf der anderen Bürgermeister Weiher, Herr Agostini (Anmerkung der Redaktion: Nico Agostini, Fachbereichsleitung), Herr Höhn und ein mir unbekannter Mann. Andreas Weiher hat den Satz übrigens noch fortgeführt. Er hat dann gesagt, er hat ein dickes Fell, er kriegt jeden Tag sein Fett weg. Daraufhin sind wir aufgestanden und gegangen. Da braucht man nicht weitersprechen.“

Wie bewerten Sie das rückblickend?
Wolf:
„Wenn ich den Namen des Bürgermeisters höre, werde ich wütend. So geht man nicht mit Menschen um. Schon gar nicht mit Menschen, die sich anstrengen und etwas aufbauen wollen.“

Welche Folgen hatte die Kündigung von Rüdiger Weiher für Sie?
Wolf:
„Alle falschen Entscheidungen, die Rüdiger Weiher und Sebastian Dieckhoff getroffen haben, sollten mir in die Schuhe geschoben werden.  Es gab keine Pachtaufschübe in Coronazeiten, die Forderung nach sofortiger Zahlung der Kaution für das Schloss-Restaurant, das immer noch eine Baustelle darstellte, gefälschte Beschwerden des Mieters der Halle nebenan, Handwerker führten Arbeiten aus, von denen ich nichts wusste, aber deren Rechnungsbegleichung über die Messe Wächtersbach GmbH angemahnt wurde. Und dann: Abmahnungen. Abmahnungen. Abmahnungen.“

Thema Schlossgastronomie. Ist es richtig, dass die Abmahnungen wegen der ausstehenden Kautionszahlungen erst anfingen, nachdem Rüdiger Weiher gekündigt hat?
Wolf:
„Das ist richtig. Zuvor hatte mir Rüdiger Weiher versichert, dass ich mir über die Zahlung der Kaution für das Schlossrestaurant keine Gedanken machen muss, da es ja noch nicht fertiggestellt ist.“

Es gibt das Gerücht, die Schlossküche sei zu klein, ein Planungsfehler. Ist das zutreffend?
Wolf:
„Die Küche im Schloss ist nicht geeignet, um einen Saal mit bis zu 100 Personen, ein Restaurant mit 65 Sitzplätzen und einen Biergarten zu bewirtschaften.“

Wie wir vorgestern veröffentlicht haben, sollten Sie eine Hochzeitsabsprache vorschützen, um zu verhindern, dass die Freien Wächter den Saal im Schloss für eine Veranstaltung nutzten. War das so?
Wolf:
„Ja, das ist richtig. Dabei hat es eine solche Absprache nicht gegeben. Ich fand und finde das undemokratisch und falsch.“

Wer hat denn immer wieder nachgefragt, ob Sie Ihre Gesellschaftsanteile an Rüdiger Weiher nicht übertragen wollen?
Wolf:
„Das war immer Herr Dieckhoff. Sebastian Dieckhoff hat das immer wieder angesprochen, ich solle doch bitte meinen Geschäftsführerposten an Rüdiger übergeben. Ich habe immer abgelehnt.“

Wenn Sie jetzt über die ganze Geschichte nachdenken, was empfinden Sie dann?
Wolf:
„Stand jetzt? Aktuell herrscht einfach diese Erleichterung vor. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, ich weiß auch nicht, was jetzt noch passiert. Aber die einzige Absicht, die ich verfolgt habe, war Transparenz herzustellen und dass die Öffentlichkeit mitkriegt, was los ist. Ein weiteres beabsichtigtes Vorgehen habe ich derzeit nicht. Zunächst werde ich erstmal nur reagieren.“

Wo sehen Sie Ihre Zukunft, Herr Wolf? In Wächtersbach?
Wolf:
„Auf jeden Fall. Unser Bürgermeister hat nichts mit der Stadt zu tun und ich fühle mich der Stadt einfach sehr verbunden. Ich gehöre da einfach hin.“

Es gibt ja nicht nur den Bürgermeister und den Magistrat. Wie hat sich denn das Umfeld zu der Angelegenheit verhalten?
Wolf:
„Aus meiner Sicht finde ich es bedenklich, dass so viele Entscheidungsträger der Stadt Wächtersbach die Angelegenheit völlig unreflektiert mitgetragen haben. Das ist einfach nur unmoralisch und beschämend für unser Wächtersbach.“


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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