Wilhelmsbader Sommernacht zieht an den Main

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"Mit den Mainwiesen unterhalb von Schloss Philippsruhe haben wir einen perfekten neuen Standort gefunden, um die Sommernacht auch zukünftig in einem angemessenen Ambiente durchführen zu können," ist Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sicher, dass sich der besondere Charme der beliebten Veranstaltung auch in der veränderten Umgebung entfalten wird.



"Es wird anders, aber es wird genauso schön," macht er deutlich, dass der Wechsel letzten Endes unumgänglich war, um den einzigartigen Landschaftspark in Wilhelmsbad zu schützen. "Wenn wir es auf den Punkt bringen, ist der Wechsel des Standorts der "Sommernacht" letztlich den für uns alle spürbaren klimatischen Veränderungen geschuldet." Aber ohne Zweifel werde die Neue Philharmonie Frankfurt die Vorteile des künftigen Areals voll ausschöpfen, um den besonderen Zauber des Konzerts auch in der Nachbarschaft zu Schloss und Main zu wecken. Und auch ein weiterer charakteristischer Aspekt der Sommernacht ist nach den Worten von Kaminsky unverändert: "Der Eintritt bleibt frei."

Die unmittelbar an den Schlosspark angrenzenden Mainwiesen sind nach Ansicht aller Beteiligter in vielerlei Hinsicht hervorragend geeignet, quasi die Nachfolge des Staatsparks anzutreten. Nicht nur, dass der dort vorhandene Baumbestand entlang des Radweges in einem erheblich besseren Vitalitätszustand ist, gibt es bereits einen guten Erfahrungsschatz für die Fläche, da hier auch seit 1988 das Hanauer Bürgerfest stattfindet. Das bedeutet, dass sowohl die nötige Infrastruktur als auch eine bewährte Logistik bereits vorhanden sind. Für das Publikum bedeutet der neue Standort, dass die Bühne, anders als in Wilhelmsbad, ohne Sichtbehinderung von allen Plätzen aus zu sehen ist. "Damit das auch so bleibt, sind mitgebrachte Pavillons nur entlang der Baumreihe am Mainufer zugelassen", erläutert Bernd Michel vom Veranstaltungsbüro der Stadt Hanau, der die Pläne für die neue "Hanauer Sommernacht" maßgeblich mitgestaltet hat.

Dass die Nachricht vom Umzug der traditionsreichen Wilhelmsbader Sommernacht an den Main sicher von einer gewissen Skepsis begleitet werde, könne er nachvollziehen. Doch alle Beteiligten waren sich einig, dass ein Fortführen unter den bisherigen Bedingungen keine Option war. Wie der OB ausführte, mussten nach den heißen, wasserarmen Sommern im Staatspark Wilhelmsbad in den letzten beiden Jahren rund 300, vor allem alte Bäume gefällt werden.

Neben den klimatischen Umständen, die besorgniserregende Bedingungen für den Park mit sich bringen, trägt jedoch auch die Sommernacht mit rund 7.000 bis 8.000 Besucherinnen und Besuchern zu einer unerwünschten Verdichtung des Bodens bei, die dazu führt, dass Regenwasser nicht mehr Boden versickert, sondern oberflächlich abläuft. "Selbst das Aufstellen von rund 1.000 Metern Absperrgitter hat es nicht geschafft, das gefährdete Wurzelwerk nachhaltig zu schützen, weil zu viele Menschen sich trotz der Hinweise in diesen Bereichen niedergelassen hatten."

Nachdem geklärt war, dass die Wilhelmsbader Sommernacht ein neues Domizil benötigt, ist die Stadt gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service auf die Suche gegangen. Dabei wurde nach den Worten von OB Kaminsky auch der Schlosspark von Philippsruhe in Betracht gezogen. Nach einem Ortstermin musste "die durchaus charmante Idee" wieder verworfen werden, denn auch der Schlosspark präsentiert sich in einem ähnlichen Stress-Zustand. "Die gesamte Vegetation im Park hat durch die extrem heißen und trocknen Sommer der vergangenen Jahre erheblichen Schaden genommen. Die parkprägenden alten Bäume zeigen einen erheblichen Vitalitätsverlust, was auch zum Absterben von bisher 91 Altbäumen geführt hat." Daneben sei auch hier bei den verbleibenden Bäumen eine erhöhte Totholzbildung zu beobachten. Die Stadt als Veranstalter eines solchen Großereignisses, wie es die Sommernacht dank gleichbleibendes Beliebtheit beim Publikum sei, trage darüber hinaus nicht nur Verantwortung für die Parkanlagen, sondern müsse auch den Schutz der Besucherinnen und Besucher im Blick behalten. "Von herabfallenden Ästen kranker Bäume kann ein unkalkulierbares Risiko ausgehen," zählt Kaminsky ein weiteres Argument gegen den Schlosspark auf.

Einen festen neuen Platz hat die Hanauer Sommernacht auch im Kalender gefunden: sie wird künftig immer am 1. Samstag im August stattfinden. "Die Verschiebung um eine Woche sorgt dafür, dass es keine Überschneidungen mit den Brüder Grimm Festspielen geben wird und das Amphitheater damit als Backstage-Raum für die Neue Philharmonie Frankfurt zur Verfügung steht", begründet Bernd Michel das neue Datum. Das bedeutet, dass die Sommernacht am 5. August 2023 ihre Premiere auf dem neuen Gelände feiern wird. Unter dem Motto "SCHNELLER HÖHER HEITER!" präsentiert das Orchester beeindruckende Rock-Rekorde. Das neue "sportliche" Klassik-Crossover-Programm der Neuen Philharmonie Frankfurt bringt viele große bekannte und großartige Rock-Titel mit packender Klassik auf die Bühne am Main.

Auch wenn der Eintritt zur großen Abschlussverstaltung des Kultoursommers frei bleibt, wird es doch auch am Main den Service für jene Fans geben, die es gern ein wenig bequemer und komfortabler hätten: für eine Reservierungsgebühr in Höhe von 15 bis 19 Euro steht ein Stuhl im Bereich unmittelbar vor der Bühne bereit. Reservierungen sind vom 2. Dezember an unter www.frankfurt-ticket.de oder direkt im Hanau Laden möglich.


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