Musik ist universelle Sprache. Der junge Pianist und Komponist Oskar Abel Valand Halvorsen unterbrach seine Reise zwischen der Heimat Oslo und Wien als künftigem Studienort für ein Konzert bei den Büdesheimer Schlosskonzerten, um für die durch einen kurzfristig zustande gekommenen Studienaufenthalt in Singapur verhinderte Karbenerin Leonie Wiegel einzuspringen.
Im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus Oberdorfelden spielte der sympathische Norweger, der in seiner Heimat bereits durch die Aufführung des Gesamtwerks Wilhelm Stenhammars, eines Zeitgenossen von Carl Nielsen und Jean Sibelius Aufsehen erregt hatte, ein romantisches Programm, das er „Musik als Ver-Dichtung“ überschrieben hatte. Die Eröffnung mit Sergei Prokofievs „3. Sonate a-moll, op. 28“, einem siebenminütigen, kraftvollen Werk, das 1917 komponiert wurde und eine starke Komprimierung des musikalischen Materials einer früheren Sonate enthält, setzte Oskar Halvorsen bereits ein stürmisches Ausrufezeichen und begeisterte sein Publikum. In seiner auf Deutsch vorgetragenen Moderation erläuterte Oskar Abel Valand Halvorsen den Versuch, die drei so unterschiedlichen Programmbeiträge konzeptionell unter dem Thema „Ver-Dichtung“ zusammenzufassen.
Als zweites Werk erklang „aus Holbergs Zeit“. Von Edvard Grieg als Reminiszenz an die barocke Form der Suite - bestehend aus fünf Tanzsätzen - komponiert, während das melodisch-harmonische Material neoklassizistisch ist. Hier verbinden sich Dichtung und Musik, denn das Werk entstand zum 200. Geburtstag des norwegisch-dänischen Dichters Ludvig Holberg 1884. Als Klavierwerk selten zu hören, ist doch die von Grieg selbst arrangierte Fassung für Streichorchester sehr bekannt. Oskar Halvorsen zeigte hier, dass ihm auch das lyrische Spiel liegt. Er sparte nicht mit dem Gebrauch der Pedalerie des Flügels, so dass sich das Instrument im Rigaudon mit einem klemmendem Dämpfer wehrte. Ein kurzer Griff ins Innere des Flügels setzte die Reise fort.
Den Schluss bildeten die „12 Etüden op. 25“ von Frédéric Chopin. Spannungsvolle, für den Konzertsaal komponierte Charakterstücke, zum Kernrepertoire eines Pianisten gehörend. Das Programm lieferte Hinweise zu jeder Etüde, so dass das Publikum den sehr kurz aufeinander folgenden Stücken besser folgen konnte. In Nr. 7, einem Lento, befindet sich die Melodie z.B. in den tiefen Tönen der linken Hand.
Organisiert und veranstaltet wird die Kammermusikreihe seit mehr als 40 Jahren. Vor 20 Jahren gründete sich der Förderkreis Büdesheimer Schlosskonzerte, um weiterhin jungen, begabten Musikerinnen und Musikern eine Auftrittsmöglichkeit im auch von Clara und Robert Schumann besuchten Alten Büdesheimer Schloss vor den Toren Frankfurts zu ermöglichen. Im an das Klavierkonzert anschließenden Empfang erläuterte Roswitha Neuffer, als erste Vorsitzende, sehr anschaulich den Weg der Büdesheimer Schlosskonzerte vom Anfang, bis zur Zusammenarbeit mit der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden. Ehrenmitglied Hans-Jürgen Krull gehörte zu den Gründern der Musikschule. Deren Leiter Christoph Möller hob die große Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit des Förderkreises lobend hervor. Heute werden jährlich fünf Konzerte veranstaltet, ab und zu kommt ein sechstes als Benefizkonzert hinzu, Abonnements sichern die Reihe. Das nächste Konzert „Marimba Prayers“ findet zum Abschluss der Konzertsaison am 17. November 2024, 17 Uhr, in der ev. Andreaskirche Büdesheim mit dem Marimbisten Fumito Nunoya statt.