Konjunktur im MKK: Zukunft etwas unsicherer

Politik
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Die Unternehmen im Main-Kinzig-Kreis bewerten ihre wirtschaftliche Lage so sensationell gut wie im Frühsommer. Der langjährige Aufschwung hat noch viel Kraft. Es gibt aber erste, vorsichtige Anzeichen für ein Nachlassen in der Zukunft, zum Beispiel eine geringere Investitionsneigung. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Konjunktur-Umfrage für den Main-Kinzig-Kreis der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern.



konjunkturmkkkurve.jpg

Über die Hälfte der Unternehmen, 50,5 Prozent, stufen ihre gegenwärtige wirtschaftliche Lage als „gut“ ein. Das sind noch einmal 0,2 Punkte mehr als bei der Mai-Umfrage – und ein neuer Rekordwert. Bloß 6,5 Prozent der 186 teilnehmenden Unternehmen aus allen Branchen und Teilregionen des Main-Kinzig-Kreis geben in dem Stimmungsbild ihrer momentanen wirtschaftlichen Situation die Note „schlecht“ – das nur sind 1,2 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage. Diese Schwankungen sind so gering, dass sie im statistischen Grundrauschen untergehen. Schon vor einem Jahr bewerteten die Unternehmen die Konjunktur sehr positiv mit 48,8 Prozent gut und 7,0 Prozent schlecht. Der in die Jahre gekommene Aufschwung, im Herbst 2016 vergaben die Unternehmen zu 36,6 Prozent die Note „gut“ und zu 10,2 Prozent „schlecht“ – auch das waren seinerzeit schon eher selten gesehene Top-Werte – hat bis in den Herbst 2018 hinein nicht an Kraft verloren. Die vorteilhaften Folgen wie Rekordbeschäftigung, übervolle Staatskassen, zahlreiche Baustellen sowie andere Investitionen sind allenthalben zu sehen.

Das Problem: Der konjunkturelle Abwind bläst mittlerweile immer stärker. „Vor dem Hintergrund von massiven globale Handelskonflikten, ich denke etwa an die Russland-, Iran- oder China-Sanktionen beziehungsweise -Zölle oder auch an den Brexit und die Schuldenkrise in einigen europäischen Staaten, hätte ich eine so robuste Konjunktur nicht zu erwarten gehofft. Immerhin liegt der Exportanteil der Industrie im Main-Kinzig-Kreis weit über 60 Prozent, so dass Sanktionen oder Zölle im Ausland unsere Unternehmen berühren. Die Antworten belegen eindrucksvoll, dass sich die Unternehmen in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis in den vergangenen Jahren hervorragend aufgestellt haben“, lobt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Gunther Quidde.

Trotz des handelspolitischen Giftcocktails und der angestiegenen Energiepreise setzt sich der Aufschwung weiter fort. Zwar hoffen aktuell nur noch 15,6 Prozent der Unternehmen auf eine noch weitere Verbesserung ihrer Geschäftslage, der Vergleichswert lag im Frühsommer bei 23,8 und vor einem Jahr bei 20,6 Prozent. Im gleichen Zeitraum schwankte der Anteil der Pessimisten aber nur minimal zwischen 10,8 Prozent (Herbst 2018) und 10,5 (Frühsommer 2018) beziehungsweise 11,2 Prozent (Herbst 2017). „Es gibt zwar weniger Optimisten, aber trotzdem nicht mehr Pessimisten. So sieht keine Rezession aus. Die gute Wirtschaftslage wird uns weiter begleiten, sich vielleicht etwas abschwächen und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht noch weiter verbessern“, kommentiert Quidde. Er stützt seine Einschätzung vor allem auf die Exporterwartungen und Auftragseingänge aus der Industrie: Laut IHK-Umfrage erwartet fast ein Fünftel aller Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes, 18,9 Prozent, künftig mehr Exporte, ihnen stehen 11,3 Prozent Pessimisten gegenüber – damit bleibt der Saldo deutlich im Plusbereich. Auch die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sind im Saldo deutlich positiv – und das gilt sogar für die Investitionsgüter-Produzenten, welche einen Konjunkturabschwung üblicherweise vorwegnehmen.

Wichtig für die vielen Zulieferbetriebe im Landkreis: Sofern es weder in der Automobilindustrie noch in den anderen wichtigen Branchen durch Fehlregulierungen oder zu hohe Unternehmenssteuern zu gravierenden Wettbewerbsnachteilen kommt, entwickelt sich auch ihr Geschäft weiter stabil. Darauf deutet auch der IHK-Konjunkturklimaindex hin, der die Unternehmensantworten zur aktuellen und erwarteten Lage gewichtet: Er sinkt zwar von 128,7 Punkten auf 122,9 Punkte. Das ist aber immer noch ein sehr guter Wert: Vor einem Jahr stand der Indikator bei 123,7 Punkten. In den letzten 25 Jahren schwankte der Indikator zwischen minimal 66 und maximal 132 Punkten. Der aktuelle Wert ist somit weit überdurchschnittlich.

Breit aufgestellter Aufschwung mit besonderen Problemen

Nahezu alle Branchen profitieren mittlerweile vom Aufschwung, der noch immer viel Kraft hat. Lediglich wenige Geldhäuser und einige innerstädtische Einzelhändler sowie manche Gastronomen im ländlichen Raum partizipieren nicht vollumfänglich an der wirtschaftlichen Belebung. Maßgeblich dafür sind strukturelle Ursachen, aber keine konjunkturellen. Vor allem der Wettbewerb mit Internet-Anbietern, aber auch ungelöste Nachfolgeprobleme in den Unternehmen wirken beeinträchtigend.

Die gute Konjunktur sorgt auf dem Arbeitsmarkt für Engpässe. Zwar sind laut offizieller Statistik der Agentur für Arbeit derzeit noch 9.175 Menschen im Main-Kinzig-Kreis ohne Arbeit. Aber davon sind zwei Drittel (6.562) Langzeitarbeitslose und andere Menschen mit mehreren Vermittlungshindernissen, deren Integration in den Arbeitsmarkt besonders schwierig ist. Der Arbeitsmarkt ist so gut wie leer gefegt. Selbst die Zahl der über 55-jährigen Arbeitslosen, früher oft schwer zu vermitteln, sinkt. Das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt vollzieht sich in einem nicht unerheblich wachsenden Markt: Es gibt immer mehr Arbeitsplätze im Main-Kinzig-Kreis! Allein von Juni 2016 auf Juni 2017 stieg die Zahl der Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im Landkreis von 128.076 auf 133.194. Der Beschäftigungsaufbau hält an, Ende März 2018 waren es sogar 136.307 Arbeitsplätze.

Das zeigt sich auch daran, dass der Fachkräftemangel unverändert als das größte unternehmerische Risiko eingeschätzt wird: Mittlerweile durch zwei von drei Unternehmen, so viele wie nie zuvor seit Einführung dieser Frage. „Ob es Mütter sind, die nur Teilzeit arbeiten können, ob es ältere Arbeitnehmer oder Flüchtlinge sind – wer die Fähigkeit und den Willen zur Arbeit mitbringt, hat so gute Chancen wie lange nicht“, meint Quidde.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2