Freie Hand bei Digitalisierung der Schulen

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Wie wäre es, wenn Schulen bei der Digitalisierung selbst entscheiden könnten, wie diese konkret aussehen soll?



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Wenn die Schulgemeinde ganz nach eigenem Wunsch moderne Medien dort im Unterricht einsetzen kann, wo sie nach eigener Vorstellung sinnvoll zum Einsatz kommen? Der Main-Kinzig-Kreis beschreitet jetzt genau diesen Weg mit drei Pilotschulen, der Käthe-Kollwitz-Schule in Langenselbold, der Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach und der Henry-Harnischfeger-Schule in Bad Soden-Salmünster. Der Startschuss ist in diesen Tagen erfolgt.

Die Initiative geht von Schuldezernent Winfried Ottmann (CDU) aus. Er sieht im „Pilotprojekt Digitale Bildung“ den großen Vorteil, „dass wir jetzt nicht mehr länger über technische Möglichkeiten reden, sondern schulische Praxiserfahrungen sammeln“. Die ersten Gespräche fanden im vergangenen Jahr statt, im Januar hatte Ottmann dann mit einer Konferenz in Gelnhausen einige Schulleiter, Digitalexperten und eben Vertreter des Schulträgers an einen Tisch gebracht, um noch im Frühjahr dieses Pilotprojekt zu schmieden.

„Wir sind im ersten Halbjahr damit fertig geworden, alle Schulen im Kreisgebiet ans Glasfasernetz anzuschließen. Da soll der Main-Kinzig-Kreis aber nicht stehen bleiben. Wir wollen auf dem Feld der Digitalisierung Vorreiter bleiben, und das bedeutet für mich, dass unsere gute Infrastruktur für schnelles Internet schnell und zielgerichtet der Bildung unserer Kinder und Jugendlichen zugutekommen soll“, erklärt der Kreisbeigeordnete Ottmann, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Breitband Main-Kinzig, die den Ausbau des Glasfasernetzes kreisweit betreut.

„Die Technik folgt der Pädagogik“

Schon bei der Konferenz im Januar in den Räumlichkeiten der Bildungspartner Main-Kinzig wurde eines deutlich: Es gibt weder einen einheitlichen Stand der Schulen bei der technischen Ausstattung, noch einen einheitlichen Bedarf. Die teilnehmenden Schulleiter waren indes hellauf begeistert vom Willen des Kreises, nun bei der Digitalisierung kräftig dort aufzurüsten, wo die Schulen selbst den Bedarf sehen.

Für einen Schulträger, der fast 100 Schulen zwischen Maintal und Sinntal baulich auf modernem Stand halten und eben auch technisch auszustatten hat, stellt sich die Digitalisierung also als komplexes Unterfangen dar – sofern denn alles überall auf einmal erreicht werden soll. Das Projekt „Digitale Bildung“ lässt daher zunächst drei Pilotschulen freie Hand, um umfängliche Erfahrungen zu sammeln. In absehbarer Zeit sollen andere Schulen bei deren Digitalisierungsvorhaben von diesen Erkenntnissen profitieren. Der Main-Kinzig-Kreis erhofft sich auch Rückschlüsse auf etwaige technische Schwachstellen, um für künftige Baumaßnahmen und Technikausstattungen zu lernen. „Die Technik folgt der Pädagogik, nicht umgekehrt“, gab Ottmann im Frühjahr die Richtung vor. Gleichwohl bietet der Main-Kinzig-Kreis über die Bildungspartner Main-Kinzig gezielte Fortbildungen für das Lehrpersonal an, um die volle Bandbreite der modernen Technik kennenzulernen und das Wissen zu vertiefen. „Niemand wird heute behaupten können, dass er den einzig seligmachenden Königsweg bei der digitalen Bildung kennt, wir auch nicht. Aber wir gehen es an, wir wollen erfolgversprechende Wege für den Main-Kinzig-Kreis finden“, bringt es Ottmann auf den Punkt.

Drei Schulen, drei Vorgehensweisen

Einer der Schulleiter, die sich von Beginn an diesem Vorgehen gegenüber aufgeschlossen gezeigt haben, ist Ulrich Vormwald, Leiter der Adolf-Reichwein-Schule (ARS). Dass für seine Jahrgangsstufen eins bis zehn in Rodenbach nun die EDV-Geräte angeschafft wurden, die seine Schule im Unterricht vorrangig zum Einsatz bringen möchte, hat ihn gefreut. Vor allem das Tempo der Umsetzung des Pilotprojekts überzeugte Vormwald. „Das war für mich eine sehr positive neue Erfahrung, dass wir so schnell schon zu einem guten Ergebnis gekommen sind“, sagte Vormwald. An der ARS sind in diesem Jahr neben iPads und vernetzbaren Beamern neun interaktive Tafelsysteme und ein digitales Flipchart angeschafft worden. Gerade die neuen Tafeln sind es, die den Unterricht und die Darstellung und Speicherung des Unterrichtsinhalts erleichtern sollen. Die Schulgemeinde inklusive Schulelternbeirat stünden hinter der verstärkten Digitalisierung, so Vormwald: „Wir wollen jetzt endlich richtig loslegen!“

Einen etwas anderen Weg geht die Käthe-Kollwitz-Schule in Langenselbold. Schulleiterin Gabriele Zimmerer will iPads stärker für den Unterricht nutzen. WLAN ist in praktisch allen Teilen der Schule nutzbar, so dass in klassischen Fächern wie Mathematik und Deutsch die Geräte gut und stabil eingesetzt werden können, genauso aber auch im Sportunterricht. Erste positive Erfahrungen konnten die Lehrer verschiedener Fächer schon machen, neben dem Unterricht auch bei der Verwaltungsarbeit und in der Kommunikation, wobei der Einsatz der Technik durch Lehrerfortbildungen begleitet wird. „Diese Fortbildungen sind immens wichtig, damit die iPads gut genutzt werden können und es einen Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler gibt“, sagte Zimmerer.

Die technische Grundausstattung hatte der Main-Kinzig-Kreis mit dem Breitbandanschluss der Schule, entsprechenden Anschlüssen sowie stationären PCs bereits geschaffen. An technischen Hilfsmitteln kamen in diesem Jahr zusätzlich iPads und Beamer auf höchstem technischen Standard hinzu. Im Rahmen der anstehenden brandschutztechnischen Sanierung ergeben sich gute Synergieeffekte, die für ein noch besseres Lernumfeld genutzt werden können. „Dieses Pilotprojekt passt bei uns hervorragend zusammen mit den Sanierungsarbeiten“, urteilte Schulleiterin Zimmerer. „Zum 50-jährigen Jubiläum unserer Schule in diesem Jahr starten wir mit einem großen Schritt nach vorne in die kommenden 50 Jahre.“

Die Henry-Harnischfeger-Schule in Bad Soden-Salmünster setzt auf iPads für jeden einzelnen Lehrer. Lothar Klinkhammer, Schulleitungsmitglied und IT-Beauftragter an der Integrierten Gesamtschule mit Grundstufe in Bad Soden-Salmünster glaubt nicht, dass jeder einzelne Klassenraum mit interaktiver Tafel, Dokumentenkamera und Rechner ausgestattet sein müsse. „Aber jeder Lehrer braucht ein persönlich verfügbares iPad, WLAN und Beamer, die über Funk verbunden werden können, um den Unterricht zu halten und ihn adäquat vor- und nachzubereiten“, so Klinkhammer. Technisch aufgerüstet wurde die Einrichtung vielmehr mit 50 einheitlich konfigurierten iPads sowie Beamern und WLAN in allen Klassenräumen.

Für Notizen, Klassenraumplanung, Medienausleihe, Unterrichtsmaterialien, Kontakt zu Kollegen bis hin zum Austausch mit Schülerinnen und Schülern soll künftig für jeden Unterrichtenden alles über ein Gerät laufen, auf das die Lehrkraft jederzeit zugreifen kann. „Durch die persönliche Nutzung des Tablets lernt die Lehrkraft eher den Umgang mit digitalen Medien als mit interaktiven Boards. Durch die Funktechnik kann sich die Lehrkraft frei im Raum bewegen und Schülerergebnisse können von deren Geräten direkt projiziert werden“, erklärt Lothar Klinkhammer. Die Schülerinnen und Schüler wiederum kämen über das flächendeckende WLAN an der Schule und Apps auf ihren eigenen Smartphones auf die Dateien und in den Kontakt. Hausaufgaben, Übungen und Links zu vertiefenden Videos und Texten lassen sich so einfacher verteilen.

Insgesamt hat der Kreis für die Digitaltechnik, inklusive Lizenzen, rund 65.000 Euro investiert. Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann zeigte sich mit dem Auftakt in die Pilotphase zufrieden. „Wir haben drei Schulen mit drei verschiedenen Lösungsansätzen für digitalisierte Bildung und vor allem mit viel Freude am Experimentieren mit moderner Technik. Vielleicht nutzen die Erfahrungen nicht jeder Schule im Detail, aber die meisten unserer Schulen werden sich sehr genau anschauen und für sich Erkenntnisse daraus ziehen können, was in Langenselbold, Rodenbach und Bad Soden-Salmünster passiert ist. Das wird unserer Schullandschaft bei der weiteren Digitalisierung enorm helfen“, sagte der Schuldezernent, der im Herbst eine erste Zwischenbilanz mit den beteiligten Bildungseinrichtungen ziehen will.

Foto: Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann hat den Startschuss für das „Pilotprojekt Digitale Bildung“ an den drei Schulen in Langenselbold, Rodenbach und Bad Soden-Salmünster gegeben.


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