11 tote Menschen in Hanau: Ein wütender Kommentar

Politik
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Nach dem 19. Februar 2020 reichen keine Worte mehr, so kann es im Main-Kinzig-Kreis nicht weitergehen. Innerhalb von nur sieben Monaten wurde direkt vor unserer Haustür zweimal mit legal im Besitz befindlichen Waffen auf Menschen geschossen. In Wächtersbach hat das Opfer Gott sei Dank überlebt, in Hanau endete es in einer Tragödie. Deshalb muss jetzt eine Frage ganz dringend beantwortet werden: Was laufen hier im Main-Kinzig-Kreis eigentlich für Typen mit scharfen Waffen rum?



Das Massaker von Hanau hätte eine drastische Maßnahme verdient, für den Einzug aller im Privatbesitz befindlichen Schusswaffen im Main-Kinzig-Kreis gäbe es aus meiner Sicht gute Gründe. Aber klar: Das ist unrealistisch und nein, ich will jetzt auch nicht alle Schützenvereine in Sippenhaft nehmen. Dennoch müssen sich auch diese Fragen gefallen lassen. Die Frankfurter Schützenfreunde des Rassisten aus Hanau haben in Fernsehkameras gesagt, dass der Mann nie auffällig geworden sei. Aber was heißt das eigentlich? Was ist in so einem Schützenverein auffällig? Und was ist normal? Über was sprechen Schützen beim Feierabendbier oder nach dem Schießtraining? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass mir „nie auffällig“ angesichts dem, was bislang über den Täter bekannt ist und vor allem was er gemacht hat, als Einschätzung von so einer Person nicht reicht.

Die Konsequenz kann nur sein: Es müssen unabhängig von den üblichen Überprüfungen umgehend alle Bürgerinnen und Bürger kontrolliert werden, die im Main-Kinzig-Kreis legal im Besitz von Waffen sind. Und zwar deutlich intensiver als bisher. Beim Täter aus Hanau hätte man relativ leicht auf seine Videos und seine abstrusen Texte kommen können. Er hatte ja sogar eine eigene Homepage. Mensch, wieso hat sich die niemand angeschaut? Und viel dramatischer ist noch die Frage: Wenn das bekannt geworden wäre, hätte er dann seine Waffen abgeben müssen? Wer seinen Führerschein wegen Alkohol am Steuer verliert, muss sich monatelang bis zur MPU zittern und kann immer noch scheitern. Wenn man sich alles anschaut, was bisher über diesen Irren aus Hanau bekannt ist, scheinen die Hürden für einen Waffenschein deutlich niedriger zu sein. Übrigens: Erst vor einer Woche hat sich an einem beliebten Feldweg in Hasselroth ein Mann erschossen, auch mit einer legalen Waffe. Vorher hatte er damit in Nidda einen Mann getötet. Wie kann man sich da noch sicher fühlen?

Aber natürlich ist auch der Gesetzgeber gefordert: Im Linsengerichter Ortsteil Altenhaßlau hatte ein Mann seine komplette Wohnung mit Nazi-Utensilien ausgestattet – und zwar das volle Programm, mit allem was man sich so vorstellt. Bestraft worden wäre er dafür nicht, solange er das Zeug nicht in der Öffentlichkeit vorzeigte, konnte er mit den Sachen machen was er wollte. Was ein Irrsinn! Ich frage: Wie nennt der Gesetzgeber so einen Typen eigentlich? Ist das ein Sammler? Ein Liebhaber? Oder ist das vielleicht doch einfach ein Nazi? Was er für ein Typ ist, hat sich übrigens schnell gezeigt: Nach einer abgeblasenen Demo mit seinen rechten Kumpels hat er in voller Kampfmontur einem Jugendlichen am Straßenrand einen Schlagstock über den Kopf gezogen und sitzt dafür – hoffentlich immer noch – im Gefängnis.

Und noch ein Punkt: Wie auf vielen anderen Facebook-Seiten auch, werden beim VORSPRUNG Kommentare hinterlassen, die mindestens gegen den guten Geschmack, oftmals aber vermutlich auch gegen Gesetze verstoßen. Wir versuchen, diese möglichst schnell zu löschen, werden dafür von den Absendern beschimpft und, sind wir zu langsam, von Lesern kritisiert. Aber ist das überhaupt unser Job? Wir sind keine Juristen, wieso kümmern sich nicht die Strafverfolgungsbehörden um diese Kommentare und vor allem um die – oftmals übrigens gar nicht anonymen – Verfasser? Die Zeiten, in der der Schutzmann dem Ladendieb hinterherrennt, sind vorbei, die Verfolgungsjagden müssen deutlich intensiver online aufgenommen werden. Und wenn jemand glaubt, Hasskommentare im Internet abgeben zu müssen, sollte er sich dann eben auch nicht wundern, wenn sich die Polizei mal etwas genauer in seiner Wohnung umschaut.


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