Kreistag: FDP wählt Fraktionsvorsitzenden Saß ab

Politik
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Der Streit in der FDP Main-Kinzig geht auch nach dem nervenaufreibenden Listenparteitag weiter.



In einer außerordentlich anberaumten Sitzung wurde am Dienstagabend Kolja Saß aus Gelnhausen als Vorsitzender der FDP-Fraktion im Kreistag des Main-Kinzig-Kreises abgewählt. „Das Vertrauensverhältnis ist auf null gelaufen“, erklärt Alexander Noll (Großkrotzenburg), der nun an der Spitze der Fraktion steht. Sein neuer Stellvertreter ist Behrad Farhan (Hasselroth).

Der Streit, der auf dem Listenparteitag in Langenselbold dazu geführt hatte, dass sowohl Alexander Noll als auch Rolf Zimmermann nicht mehr für den nächsten Kreistag kandidieren, hat aber angeblich schon zu Beginn der Legislaturperiode begonnen. Damals verhandelten die Liberalen mit SPD, Grünen und Freien Wählern über eine Einstieg in deren bisherige Kreiskoalition, sagten dann aber überraschend ab, weil sich beim Thema Windkraft keine Einigung fand. „Wir hatten damals vereinbart, dass wir gemeinsam mit unseren Verhandlungspartnern an die Öffentlichkeit gehen, aber auch schon damals hatte Herr Saß auch an seinen Fraktionskollegen vorbei eine eigene Pressemitteilung rausgegeben“, wurde laut Noll das Vertrauensverhältnis anschließend nicht besser.

Er wirft seinem Parteikollegen aber nicht nur diese Alleingänge vor, sondern auch Protokollfälschungen, um Beschlüsse der Fraktion zu seinen Gunsten auszulegen. Außerdem wird Saß zur Last gelegt, dass er auf dem Listenparteitag gegen seinen Fraktionskollegen Zimmermann angetreten ist, obwohl sich die Fraktionsmitglieder zuvor eingeschworen hätten, sich gegenseitig zu unterstützen. „Ich arbeite doch nicht noch ein halbes Jahr mit einem Sprecher der Fraktion zusammen, der sich gegen die Interessenslage seiner Fraktionskollegen und der Fraktion stellt“, hatte Noll daher für Dienstagabend zu einer außerordentlichen Fraktionssitzung eingeladen. Saß kam zwar nicht, die anderen beiden Fraktionsmitglieder Rolf Zimmermann und Behrad Farhan allerdings schon. Und alle drei stimmten laut Noll in geheimer Abstimmung für eine Wechsel an der Fraktionsspitze.

Von einem „irreparablen Vertrauensverhältnis“, wie es Noll formuliert, will Kolja Saß unterdessen nicht sprechen, er sagt hingegen: „Ich arbeite mit allen zusammen, die gewählt wurden.“ Wenn Noll nach Feinden in der Partei suche, sollte er sich bei den Mitgliedern umschauen, die ihn auf dem Parteitag nicht gewählt hätten. Der außerordentlichen Fraktionssitzung am Dienstagabend habe er aus beruflichen Gründen nicht beiwohnen können, was ihn angesichts des Zeitplans bis zur Kommunalwahl im März 2021 allerdings auch nicht besonders schmerzt: „Es finden bis dahin vielleicht noch zwei Kreistagssitzungen statt und für die nächste Legislaturperiode habe ich im Gegensatz zu manch anderen einen aussichtsreichen Listenplatz.“


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