Handwerk behauptet sich stabil in der Krise

Politik
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Kein Gespräch kommt im Moment ohne den Blick auf die Auswirkungen durch die Corona-Pandemie aus.



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Auch im Treffen zwischen dem CDU-Oberbürgermeisterkandidaten, Jens Böhringer, und dem wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Heiko Kasseckert, mit dem Kreishandwerksmeister, Martin Gutmann und dessen Stellvertreter, Andreas Schreiner, wurden die Coronafolgen intensiv diskutiert. Das Handwerk, so Gutmann, könne aber auf eine einigermaßen stabile Lage zurückblicken. Nach dem Lockdown im vergangenen Frühjahr, von dem auch viele Handwerksbetriebe betroffen waren, hätte sich im weiteren Jahresverlauf die Situation für die Handwerksbetriebe im Main-Kinzig-Kreis wieder stabilisiert. Nahezu unbeeindruckt sei die Baubranche durch die Krise gekommen. Allerdings gebe es branchenspezifisch Ausnahmen. So seien die körpernahen Dienstleistungen, wie Friseure, Kosmetik und ähnliches, gerade im zweiten Lockdown stark von der Corona-Krise betroffen. Hier gelte es, möglichst bald wieder zu einer verantwortbaren Öffnung der Betriebe zu kommen. Je länger die Schließung dauert und die Zahlungen der zugesagten Hilfen durch den Bund auf sich warten lassen, umso prekärer wird die Situation. Ein Punkt, den auch Kasseckert in dem Gespräch kritisiert hat. Die Abwicklung der Hilfen durch die Vorgaben des Bundes sei kompliziert und langwierig. „Die nun beschlossenen Erleichterungen werden hoffentlich dazu beitragen, dass den Betrieben schnell die notwendigen und zugesagten Hilfen zur Verfügung gestellt werden“, so Kasseckert.

Insgesamt blicke man jedoch zuversichtlich auf das Jahr 2021. Die nun begonnenen Impfungen, auch wenn sie noch nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen, rechtfertigen den Optimismus, dass ab Mitte des Jahres wieder Normalität einkehren könne, prophezeit Böhringer. Dieser erkundigte sich aber über diesen Zeitpunkt hinaus konkret über die Perspektiven und Zukunftsaussichten des Handwerks. Hier verwiesen die Handwerksvertreter auf den anhaltenden hohen Fachkräftebedarf und den Rückabgang bei den Azubis. Noch immer werde schulisch zu stark der Blick auf Abitur und Studium gerichtet, obwohl im Handwerk gute berufliche Perspektiven bestehen. Hierzu, so Kasseckert, habe auch die Durchlässigkeit des Bildungssystems beigetragen. Heute sei mit einem guten Ausbildungsabschluss sogar ein direkter Studienzugang ohne Abitur möglich. Auch Böhringer sprach sich für das System der dualen Ausbildung aus. Er selbst habe nach seinem Abitur eine duale kaufmännische Ausbildung bei der Firma Heraeus gemacht und konnte anschließend im Hanauer Traditionsunternehmen seine erfolgreiche Karriere fortsetzen und zudem berufsbegleitend ein Studium absolvieren. „Wir müssen davon wegkommen, dass die Menschwerdung erst mit dem Abitur beginnt“, sagt Kasseckert. Es ist eine Frage der gesellschaftlichen Wertschätzung für die Handwerksbetriebe und die duale Ausbildung. Hier bestehe gerade durch mehr Schulpraktika die Möglichkeit, viel früher das Interesse der Schüler und Schülerinnen an Handwerksberufen zu wecken. Möglichkeiten sieht Böhringer auch im Umbruch der Innenstädte. Hier könnten leerstehende Ladenlokale temporär für das Kunst- und Kulturhandwerk genutzt werden, was gerade der Goldschmiedestadt Hanau gut zu Gesicht stehen würde. Er könne sich außerdem vorstellen, dass die leerstehenden Flächen an stark durch Besucher frequentierten Stellen in regelmäßigen Aktionen mit dem Handwerk genutzt werden, um etwa für die duale Ausbildung und die Handwerksbetriebe zu werben.

Neben der Fachkräftesicherung für die Zukunft spiele auch die Flächenverfügbarkeit für Handwerksbetriebe eine Rolle, sagt Gutmann. Es gebe zu wenig Angebotsflächen für Handwerksbetriebe, die in der Regel nur Grundstücke von 1.500 bis 3.000 m² benötigen. Die Stadt konzentriere sich aber häufig auf großflächige Verkäufe der Gewerbeflächen und verweise die Handwerker auf die bestehenden Innenstadtflächen. Dies wurde auch von Böhringer kritisiert, der sich dafür einsetzen will, dass bei künftigen Gewerbegebietsausweisungen auch Handwerksquartiere mit kleineren Grundstücksgrößen vorgesehen werden. Noch immer, so Böhringer, habe das Handwerk goldenen Boden. Von daher sind wir gut beraten, in unserer Stadtpolitik nicht nur auf die großen Unternehmen, sondern auch auf die zahlreichen Handwerker und Mittelständler zu setzen, die unseren Wohlstand und unsere Versorgung sichern.

Foto (von links): Kreishandwerksmeister Martin Gutmann, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Hanau Nicole Laupus, Oberbürgermeisterkandidat Jens Böhringer, CDU-Landtagsabgeordneter Heiko Kasseckert, stellvertretender Kreishandwerksmeister Andreas Schreiner.


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