Neue Ansatzpunkte durch einzelne „Pflege-Fälle“

Politik
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Vom einzelnen Schicksal ausgehen, vor Ort helfen und lernen, um die Situation für viele andere dadurch zu erleichtern: Das ist der Grundgedanke eines neuen Modellprojekts, das im Main-Kinzig-Kreis gestartet ist.



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Es nennt sich „Case-Management“ und beinhaltet die engmaschige Begleitung einzelner Haushalte mit zu pflegenden Angehörigen, also einzelner „Fälle“ (englisch: case), um so vom Einzelfall ausgehend mögliche Verbesserungspotenziale insgesamt herauszuarbeiten.

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und hat im Juli begonnen. Es wird über die Abteilung Leben im Alter im Amt für soziale Förderung und Teilhabe koordiniert. Irmhild Neidhardt, Leiterin der Abteilung, sieht große Chancen im Case-Management. „Natürlich wissen wir sowohl im Groben wie auch im Feineren, wo Pflegearbeit herausfordernd und anstrengend ist. Wir wollen aber ans Detail und gemeinsam mit Betroffenen herausarbeiten, an welchen Stellen der Kreis und die öffentliche Hand mit neuen Angeboten oder eventuell auch einem Gutteil weniger Bürokratie aktiv entlasten kann“, so Neidhardt.

Neben dem Main-Kinzig-Kreis nehmen auch der Rheingau-Taunus-Kreis und der Schwalm-Eder-Kreis an dem Modellprojekt des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration teil. Das Land Hessen fördert es jährlich mit 50.000 Euro je Landkreis. Sozialdezernentin Susanne Simmler (SPD) betrachtet das Case-Management als weitere wichtige Ergänzung in der Arbeit der Pflegestützpunkte. „Die Dienstleistungen der Pflegestützpunkte beraten und unterstützen seit Jahren so, dass die Menschen aus unserem Landkreis mit qualifizierter Hilfe aus unserem Landkreis ihren guten Weg durch den nicht immer übersichtlichen Pflegebereich finden“, so Simmler. Das Team in den Pflegestützpunkten berät Bürgerinnen und Bürger in allen Fragen der ambulanten und stationären Hilfen für ältere, pflegebedürftige oder von Pflegebedürftigkeit betroffene Menschen, ebenso deren Angehörige. Die Anlaufstellen in Schlüchtern, Gelnhausen und Hanau seien stark frequentiert, aus den jeweiligen Städten selbst wie auch aus dem umliegenden Städten und Gemeinden kommen die Besucherinnen und Besucher. „Jetzt gehen wir in bestimmten Fällen noch etwas mehr in die Tiefe, um Erkenntnisse für den gesamten Pflegebereich zu schürfen und um dann auch politisch anzusetzen“, so die Erste Kreisbeigeordnete.

Das Case-Management richtet sich noch einmal gezielter an Bürgerinnen und Bürger in Kommunen, die vergleichsweise schwächer ans ÖPNV-Netz angebunden und insgesamt weniger mobil sind. Unter der für die Koordination des Case-Managements in der Kreisverwaltung zuständigen Silke Heller werden individuelle Fälle analysiert, ein Versorgungsplan erstellt und die Hilfesuchenden bei allen Schritten der Organisation notwendiger pflegerischer Versorgungsmaßnahmen begleitet. Es findet eine regelmäßige Überprüfung und Dokumentation der eingeleiteten pflegerischen Versorgungsmaßnahmen statt. Wo es nötig ist, wird in Absprache mit den Ratsuchenden  der Versorgungsplan auch geändert. Silke Heller ist im Bereich Pflege und Case-Management überaus versiert; sie ist gelernte Krankenschwester, Palliativ-Care-Fachkraft, ehemalige stellvertretende pflegerische Leiterin im „Palliative-Care-Team“ und eben auch Case-Managerin nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Care und Case-Management (DGCC).

„Im Rahmen des Modellprojekts haben wir die Gelegenheit, Menschen sehr viel direkter und näher zu beraten“, erläutert Silke Heller. „Das wird für sie eine unmittelbare Entlastung darstellen. Wir wollen darüber hinaus auch die vorhandenen Hilfs- und Leistungsangebote auswerten und schauen, ob bestehende Angebote ausgebaut oder neue Konzepte und Initiativen entwickelt werden müssen.“ Die Erkenntnisse aus dem Case-Managements werden in regelmäßigen Zwischenständen über die Abteilung Leben im Alter gebündelt und mit Susanne Simmler besprochen, um schon vor Ablauf der dreijährigen Projektdauer Initiativen – wo sie geboten sind – zu starten.

Foto: „Menschen sehr viel direkter und näher beraten“: Silke Heller (rechts) koordiniert das Case-Management im Main-Kinzig-Kreis und hat vor wenigen Tagen mit Irmhild Neidhardt (links) und der Ersten Kreisbeigeordneten Susanne Simmler die weiteren Schritte beraten.


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