Lehrer-Gewerkschaft: „Bürokratie an Schulen enorm gestiegen“

Politik
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Das neue Schuljahr ist erst wenige Wochen alt, doch die Sorgen an den Schulen sind nicht kleiner geworden. Jetzt schlägt die GEW-Fraktion im Gesamtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer am Staatlichen Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis Alarm. 



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Vor allem der bürokratische Aufwand, die die aktuellen Bestimmungen mit sich brächten, treibt die Lehrer-Gewerkschaft um. So würden die regelmäßigen Corona-Tests der Schüler zwar einerseits die Sicherheit in den Klassen erhöhen, andererseits aber den Unterricht in der ersten Stunde an den Testtagen massiv beeinträchtigen. In den Klasse dauere es, je nach Alter der Schüler, bis zu dreißig Minuten, bis alle getestet seien. „An Unterricht ist in dieser Zeit nicht zu denken“, erklärt Jörg Engels (Vorsitzender der GEW-Fraktion im Gesamtpersonalrat und Vorsitzender der GEW Hanau), der selbst Gymnasiallehrer an der Albert-Einstein-Schule in Maintal ist. „Gleichzeitig wird dieser Aufwand in den Lehrplänen nicht berücksichtigt. Das Pensum bleibt gleich.“ Dazu komme das „Corona-Heft“, das alle Schüler führen müssten. Hier wird festgehalten, wer wann getestet wurde. Das Ergebnis müssen die Lehrer dann per Unterschrift bestätigen und noch selbst in einer eigenen Liste vermerken. Ein zusätzlicher Zeitaufwand, der innerhalb der Unterrichtsstunde erledigt werden müsse. Besonders problematisch sei aber, dass das Heft auch außerhalb der Schule, etwa in Vereinen, als Negativnachweis gelte. „Bei 30 Schülern in der Klasse ist es völlig unmöglich zu überprüfen, ob jeder den Test korrekt durchführt“, erklärt Engels. Zwar müssten die Lehrer bei fehlerhaften Tests keine Konsequenzen seitens des Kultusministeriums befürchten, trotzdem handele es sich um eine „fahrlässige Gefährdung der Gesellschaft“, wenn die Schüler das „Corona-Heft“ dann an anderer Stelle als Nachweis vorlegten. Kein gutes Gefühl für die Lehrer, die das Heft unterschrieben hätten.

Der gewachsene bürokratische Aufwand käme zur allgemein gestiegenen Arbeitsbelastung dazu. Klar ist, die letzten 18 Monate waren für Schüler und Lehrer eine sehr schwierige Zeit. Erst Distanz- dann Wechselunterricht, jetzt wieder alle zusammen in der Klasse. „Der Unterricht ist erheblich anstrengender und arbeitsintensiver geworden“, berichtet Anja Saling (Stellvertretende Vorsitzendes des Gesamtpersonalrats und Vorsitzende der GEW Hanau, die als Grundschullehrerin an der Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach unterrichtet. Eine Entlastung, etwa durch mehr Lehrer oder angepasste Lehrpläne, gäbe es nicht. Zusätzlich gäbe es Schüler, die aus verschiedenen Gründen nicht getestet werden könnten und deshalb noch im Heimunterricht seien. Hintergrund: Die Schüler dürften aktuell nur regelmäßig getestet am Präsenzunterricht teilnehmen. Bei manchen Schülern seien die Tests aus gesundheitlichen Gründen aber nicht möglich, bei anderen lehnten die Eltern die Tests generell ab. Diese müssten im Heimunterricht extra begleitet werden. Wenn Klausuren anstünden, kämen diese Schüler nach der regulären Unterrichtszeit in die Schule, um dort die Klassenarbeiten zu schreiben. Ein Mehraufwand, der dann den Lehrern aufgedrückt werde, ohne für entsprechend mehr Fachkräfte zu sorgen.

Dazu kämen generelle Versäumnisse des Kultusministeriums. „Hinter uns liegen sechs Wochen Sommerferien und die vielen Erfahrungen der Corona-Zeit. Trotzdem hat man viel wertvolle Zeit verstreichen lassen, um den Unterricht unter sicheren Bedingungen zu gewährleisten“, so Saling. Deshalb ginge man im Ministerium jetzt einfach davon aus, dass es zu keinem Lockdown mehr komme. „Das ist schon ein Stück weit nach dem Prinzip Hoffnung.“

Foto (von links): Anja Saling (Erste stellvertretende Vorsitzendes des Gesamtpersonalrats,  Vorsitzende GEW Hanau und Grundschullehrerin an der Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach), Herbert Graf (Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, Vorsitzender GEW Gelnhausen und Lehrer am Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen), Barbara Watteroth-Mann (Mitglied im Gesamtpersonalrat, Geschäftsführerin GEW Gelnhausen und Grundschullehrerin an der Geisbergschule Linsengericht), Jörg Engels (Vorsitzender der GEW-Fraktion im Gesamtpersonalrat, Vorsitzender der GEW Hanau und Gymnasiallehrer an der Albert-Einstein-Schule in Maintal) und Heike Rickert-Fischer (Stellvertretende Vorsitzende des Gesamtpersonalrates, Vorsitzende GEW Gelnhausen und Grundschullehrerin an der Hasselbachschule Neuenhaßlau)


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